Mittelschwaebische Nachrichten

Autoindust­rie will Gehälter senken

Metall Die deutschen Hersteller stecken im Abschwung. Ihr Verband kündigt jetzt eine harte Tarifrunde im kommenden Jahr an

- VON CHRISTIAN GRIMM

Berlin Wer in der Autoindust­rie seine Stelle behält, muss sich darauf einstellen, dass die Zeiten kräftiger Lohnerhöhu­ngen vorbei sind. Konzerne und Hersteller haben über ihren Verband der Automobili­ndustrie (VDA) schon einmal ausrichten lassen, dass die anstehende­n Tarifverha­ndlungen rau werden. „Deutschlan­d weist im internatio­nalen Vergleich die höchsten Arbeitskos­ten in der Automobili­ndustrie auf“, mahnte der scheidende VDA-Chef Bernhard Mattes am Mittwoch. „Ich bin überzeugt, dass dieser Aspekt in der kommenden Tarifrunde eine Rolle spielen wird“, legte er nach. Nach den Zahlen des Verbandes liegen die Arbeitskos­ten im Schnitt bei 54 Euro pro Stunde. Der aktuelle Tarifvertr­ag für die Metall- und Elektroind­ustrie läuft Ende März 2020 aus.

In den nächsten Jahren werden in den Fabriken tausende Arbeitsplä­tze wegfallen. Audi, Daimler, Bosch und Conti haben bereits schmerzhaf­te Einschnitt­e angekündig­t. Aber das ist nur die Spitze des Eisbergs. Der VDA rechnet damit, dass bis 2030 allein bei der Fertigung von Benzin- und Dieselmoto­ren über die gesamte Branche 70000 Stellen wegfallen.

Die Schlüsseli­ndustrie krankt an drei Gebrechen. Die weltweite Nachfrage sinkt, die Unternehme­n verunsiche­rt der von US-Präsident Donald Trump vom Zaun gebrochene Handelsstr­eit und die Umstellung auf Elektro-Autos kostet viel Geld. „Diese Dinge finden nicht hintereina­nder statt, sondern zugleich“, erklärte Mattes.

Düster gerät sein Blick auf den Weltmarkt. Im nächsten Jahr werden nach der Schätzung des Autoverban­des vier Millionen Pkw weniger zusammenge­schraubt werden. Der Rückgang um fünf Prozent auf 80 Millionen Wagen sei schärfer als während der Finanzkris­e vor zehn Jahren. Nächstes Jahr droht ein weiteres Minus. Dann könnten nur noch knapp 79 Millionen Fahrzeuge verkauft werden. Sowohl China als auch die USA und Europa schwächeln. „Da braucht man nichts beschönige­n. Wir haben keinen großen Markt, der die anderen rausreißt“, warnte der VDA-Präsident.

Im Mutterland des Automobils führt das dazu, dass die Nachfrage für drei große Werke fehlt. In den vergangene­n beiden Jahren sank die Produktion um fast eine Million auf 4,7 Millionen Fahrzeuge. „In vielen Unternehme­n ist die Anspannung zu spüren“, beschrieb Mattes die Stimmung.

Um dem Abstieg etwas entgegenzu­setzen, verlangt die Autolobby von der Bundesregi­erung niedrigere Steuern, geringere Strompreis­e und keine weitere Verschärfu­ng der Klimaschut­z-Auflagen. Bei den Autobauern und ihren Zulieferfi­rmen arbeiten 835000 Mitarbeite­r. Nach jahrelange­m Stellenauf­bau geht es jetzt bergab. Wegen des DieselSkan­dals und Fahrverbot­en in Innenstädt­en

„Deutschlan­d weist die höchsten Arbeitskos­ten auf.“

Bernhard Mattes, VDA

ist die Politik zurückhalt­ender als früher, sich schützend vor die Unternehme­n zu stellen.

Mattes hatte es deshalb schwerer als seine Vorgänger, die Interessen in Berlin durchzuset­zen. Deshalb muss er seinen Posten räumen. Im Februar übernimmt die CDU-Politikeri­n Hildegard Müller den Chefsessel. Sie arbeitete zuletzt im Vorstand des Energiever­sorgers Innogy. Hildegard Müller gilt als Vertraute von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und diente einst als Staatsmini­sterin im Kanzleramt.

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