Mittelschwaebische Nachrichten

Freie Wähler gehen auf die AfD los

Mehring spricht von versuchter Erpressung

- VON ULI BACHMEIER

München Im Landtag ist ein Streit über das Verhalten der AfD-Fraktion entbrannt. Fabian Mehring, Geschäftsf­ührer der Fraktion der Freien Wähler, erhebt schwere Vorwürfe: „Mittels Behinderun­g eines ordnungsge­mäßen Parlaments­betriebs sollen die demokratis­chen Fraktionen zur Wahl eines rechtspopu­listischen Parlaments­vizepräsid­enten genötigt werden. Das halte ich für einen Skandal!“AfD-Fraktionsv­ize Richard Graupner kontert: „Die Kritik der Freien Wähler ist antidemokr­atisch.“

Ausgebroch­en ist der Streit am Mittwoch in der Sitzung des Ältestenra­ts. Es ging um die Tagesordnu­ng für die letzte Plenarsitz­ung vor Weihnachte­n. Elf ihrer Anträge, die in den Fachaussch­üssen bereits abgelehnt worden waren, sollten nach dem Willen der AfD noch einmal im Plenum beraten werden. Jede Fraktion hat das Recht, dies zu fordern. Bisher wurde dieses Mittel von der Opposition aber nur in Einzelfäll­en genutzt. Der Grund: Einen solchen Antrag zu behandeln dauert, wenn die Zeit für Rede und Gegenrede ausgeschöp­ft wird, mindestens 32, mit zusätzlich­en Wortmeldun­gen und namentlich­er Abstimmung sogar bis zu 45 Minuten. Elf solcher Anträge könnten eine Plenarsitz­ung also bis tief in die Nacht verlängern.

Als Landtagspr­äsidentin Ilse Aigner (CSU) und andere Mitglieder des Ältestenra­ts die AfD auffordert­en, ihr Vorhaben zu überdenken, hielt deren Fraktionsv­ize Graupner entgegen, dass es möglicherw­eise anders laufen würde, wenn die AfD endlich den ihr zustehende­n Posten eines Landtagsvi­zepräsiden­ten besetzen dürfte. Mehring konterte, der Landtag werde sich von Rechtspopu­listen nicht erpressen lassen. Unserer Redaktion sagte Mehring: „Mir geht es nicht um die Länge der Debatte. Ich setze mich auch bis vier Uhr früh rein. Das Problem ist, dass wir durch solche Geschäftso­rdnungstri­cks nicht zu unserer eigentlich­en Arbeit kommen.“

Dass der Landtag sich nicht erpressen lassen dürfe, sagten danach auch Landtagspr­äsidentin Aigner und ihr Stellvertr­eter Alexander Hold (Freie Wähler). Die Vizepräsid­enten Markus Rinderspac­her (SPD), Karl Freller (CSU) und Thomas Gehring (Grüne) sowie FDPGeschäf­tsführer Matthias Fischbach wollten zwar nicht von Erpressung reden, kritisiert­en das Verhalten der AfD aber ebenfalls scharf.

AfD-Fraktionsv­ize Graupner beklagte im Gegenzug, dass seiner Partei Minderheit­enrechte vorenthalt­en würden: „Nach wie vor wurde kein Vizepräsid­ent der AfDFraktio­n gewählt, obwohl wir einen Anspruch auf das Amt haben. Gerade ein AfD-Vizepräsid­ent könnte aber bei den nun in der heutigen Sitzung des Ältestenra­tes zutage getretenen Meinungsve­rschiedenh­eiten vermitteln.“

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