Mittelschwaebische Nachrichten
Woody steht im Regen
A Rainy Day in New York Der neue Film des Altmeisters wirkt wenig glaubwürdig
Woody Allen braucht das Filmemachen wie die Luft zum Atmen. 49 Werke füllen seine Filmografie und seit 1981 ist kein Jahr vergangen, ohne das ein Allen-Film in die Kinos kam. Aber braucht die Welt wirklich jedes Jahr einen neuen WoodyAllen-Film? Diese Frage stellt man sich angesichts von Allens neuem Werk „A Rainy Day in New York“. Erneut dreht er in seiner Heimatstadt, die hier zwar als Gegenwartskulisse dient, jedoch von Kameramann Vittorio Storaro ständig in ein nostalgisches Licht getaucht wird.
Der Student Gatsby (Timothée
Chalamet) will mit seiner Freundin ein Wochenende in New York verbringen. Die angehende Journalistin Ashleigh (Elle Fanning) hat ein Interview mit dem ebenso legendären wie depressiven Regisseur Roland Pollard (Liev Schreiber), der Gefallen an ihrer provinziellen Frische findet. Während Ashleigh hineingezogen wird in die schillernde Filmwelt, treibt Gatsby durch Manhattan, wo er aufgewachsen ist, seiner superreichen Familie aus dem Wege geht und schließlich auf Shannon (Selena Gomez) trifft, die jüngere Schwester seiner Schulfreundin.
„A Rainy Day in New York“hat auf den ersten Blick alle Zutaten, die einen unterhaltsamen Woody-Allen-Film ausmachen: Redselige Figuren, die sich in ihren Beziehungsschlamassel hinein reiten, hervorragende Schauspieler, melancholische Bilder eines dauerverregneten New Yorks. Dennoch will die Angelegenheit nicht funktionieren, weil Allen zwar versucht, durch seinen jugendlichen Cast das eigene künstlerische Sein zu verjüngen, aber eben doch zu sehr ganz der Alte bleibt. Wenn Zwanzigjährige mit Filmzitaten aus den 50er- und 60er-Jahren um sich werfen, wirkt das genauso wenig glaubwürdig wie die naive Faszination der Journalistik-Studentin für das intellektuelle Sexappeal von ergrauten Arthouse-Regisseuren.
» A Rainy Day in New York
(1 Std. 32 Min.), Drama, USA 2019 Wertung ★★✩✩✩