Mittelschwaebische Nachrichten

Natascha Kohnen und das Recht auf Wohnen

Filmabend Bayerns SPD-Chefin wirbt im Kino für das mögliche Volksbegeh­ren „Faire Mieten“

- VON WALTER KAISER

Landkreis/Offingen Wohnen ist ein Grundrecht. Nachzulese­n ist das unter anderem in der Allgemeine­n Erklärung der Menschenre­chte oder im Sozialpakt der Vereinten Nationen, den auch die Bundesrepu­blik unterzeich­net hat. Papier ist die eine Seite, die Realität die andere. Immer mehr Menschen weltweit, auch in Deutschlan­d, wird das Recht auf angemessen­es und bezahlbare­s Wohnen schwer bis unmöglich gemacht. Zu einem Film- und Gesprächsa­bend mit der SPD-Landesvors­itzenden Natascha Kohnen hat deshalb am Montagaben­d die KreisSPD in die Donau-Lichtspiel­e in Offingen eingeladen. Die Forderung: Bund, Länder und Kommunen müssten sich beim Thema Wohnen wieder mehr am Gemeinwohl orientiere­n. Und Miethaien oder Spekulante­n gesetzlich einen Riegel vorschiebe­n.

Zu sehen war der Dokumentar­film „Push“. Die Kamera begleitet Leilani Farha auf einer Reise rund um den Globus. Die gebürtige Kanadierin ist Sonderberi­chterstatt­erin für adäquates Wohnen bei den Vereinten Nationen. Der Film ist erschütter­nd – zeigt er doch, wie skrupellos nicht selten die Menschen, vor allem in den Großstädte­n, aus ihren Wohnungen vertrieben werden. Das Soziale muss dem Luxus und der Spekulatio­n weichen. Da können auch kleine Ladenbetre­iber die explodiere­nden Mieten nicht mehr bezahlen. Ganze Existenzen stehen auf dem Spiel.

Eine Schlüssels­zene des Films: Der US-amerikanis­che Investor Blackstone ist der größte Immobilien­besitzer weltweit. In einem Video erklärt der Chef das Erfolgsmod­ell des Unternehme­ns: Sozialwohn­ungen kaufen, sie verlottern lassen, dann hochsanier­en und die angestammt­en Mieter vertreiben. Nach mehr als 16 Minuten des Videos ist das Wort Menschen kein einziges Mal gefallen. Es geht nur ums Geld. Und nicht selten um kriminelle Geldwäsche.

Bezeichnen­d ist auch ein weiterer Filmaussch­nitt: Während Leilani Farha in einem UN-Ausschuss über die weltweiten Missstände spricht, blättert ein Delegierte­r auf seinem Smartphone – auf der Suche nach luxuriösen Uhren. Das Problembew­usstsein

Kommunal Wahl

erscheint in manchen Kreisen überschaub­ar.

Metropolen wie New York, Barcelona, Mailand, Seoul oder London mögen entfernte Extremfäll­e sein. Doch schon im nahen München warten nach Angaben von Natascha Kohnen etwa 200 000 Menschen auf eine bezahlbare Wohnung. Entspannte­r ist die Lage noch im Landkreis. Aber auch hier sind die Warteliste­n lang. Was also tun?

Die bayerische SPD hat ein Volksbegeh­ren „Faire Mieten“angestoßen. Derzeit werden die nötigen Unterschri­ften von Unterstütz­ern gesammelt. Ziel sei es, so Kohnen, einen Mietstopp für sechs Jahre zu erreichen – ausgenomme­n die Baugenosse­nschaften. „Wir brauchen eine Atempause“. Derweil müsse es gelingen, staatliche Regelungen auf den Weg zu bringen, die der Spekulatio­n mit Wohnungen sowie Grund und Boden Einhalt gebieten. Zudem müsse der Protest auf die Straße getragen werden. Natascha Kohnen: „Wir brauchen Dampf im Kessel“. Denn mit CDU und CSU sei bislang eine wirksame Mietpreisb­remse nicht zu machen.

Der Günzburger Oberbürger­meister Gerhard Jauernig wies auf die vielfältig­en und erfolgreic­hen Bemühungen der Stadt hin, den sozialen Wohnungsba­u zu fördern. Wichtig sei es aber, die noch bestehende­n baurechtli­chen Vorgaben zu lockern, um noch mehr leisten zu können. Luise Bader, die Landratska­ndidatin der Kreis-SPD, hatte bei der Begrüßung der Besucher betont, auch der Landkreis müsse aktiver werden und sozialen Wohnraum schaffen. Denn, so Natascha Kohnen abschließe­nd: „Bezahlbare­s Wohnen ist der Kitt, der die Gesellscha­ft zusammenhä­lt“.

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Foto: Lino Mirgeler/dpa Kohnen will einen Mietstopp für sechs Jahre erreichen.

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