Mittelschwaebische Nachrichten
Corona macht einen Strich durch die Hochzeit
Absagen In Krumbach fand die letzte standesamtliche Trauung am 13. März statt. Heiraten ist derzeit nur bedingt möglich, größere Feiern sind es gar nicht. Was Brautpaare, Standesbeamte, ein Pfarrer und die Betreiberin einer Feier-Location im Landkreis sag
Krumbach/Landkreis Es soll der schönste Tag im Leben sein: die Hochzeit und davor der Junggesellinnenbeziehungsweise Junggesellenabschied oder Polterabend. In Zeiten von Corona ist das nun alles anders.
In Krumbach fand die letzte standesamtliche Trauung am 13. März statt, seitdem wurde dort nicht mehr geheiratet. „Die Brautpaare sind auf uns zugekommen und haben verschoben“, erklärt Thomas Mayer, Leiter des Standesamts im Krumbacher Rathaus.
In den Lenderstuben in Balzhausen, eine beliebte Hochzeitslocation in der Region, fand vor zwei Wochen die vorerst letzte Hochzeitsfeier statt. „Es ist alles schlimm und wir stehen mit den Brautpaaren in ganz engem Kontakt, um für die Hochzeiten, die jetzt verschoben werden müssen, Ersatztermine zu finden“, sagt Silvia Baur. Wenn man flexibel sei, könne die Hochzeit auch im August oder sogar unter der Woche stattfinden. „Wir hoffen, dass wir bald wieder unsere gewohnten Wege gehen können.“
So denken derzeit viele weitere Hochzeitsdienstleister, zu denen neben Gastronomen und Caterern auch professionelle Trauredner, Hochzeitsplaner, Fotografen, Floristen, aber auch Bands und DJs zählen. Die meisten von ihnen können derzeit ohnehin nicht ihrer gewohnten Arbeit nachgehen. Sie sind mit der momentanen Situation somit doppelt betroffen. „Wir haben guten Gewissens, aber schweren Herzens unsere Hochzeit abgesagt“, erzählen Julia, 25, und Stefan Eisenhofer, 30, aus Günzburg. Der Schammenhof bei Langenau wäre die Location am 8. Mai gewesen, mit einer freien Trauung, einem Pianisten und einer Sängerin sowie einem DJ und mit etwa 100 Gästen. „Unser Entschluss, die Sache zu verschieben, stand lange vorher fest,“erzählt Julia Eisenhofer. „Entweder wir heiraten, wie wir uns das vorstellen, und zwar so, dass alle gesund und zufrieden sind, oder wir lassen es.“Als die Ausgangsbeschränkungen gekommen seien, sei klar gewesen, dass die Entscheidung die richtige ist und alle seien erleichtert gewesen. Hochzeit bedeute schließlich auch, mit seinen Liebsten zusammen zu sein. Julia und Stefan Eisenhofer haben sie auf nächstes Jahr verschoben. Alle, vom Schammenhof über das Blumengeschäft bis hin zum Fotografen, hätten mitgezogen und zusätzliche Kosten seien nicht entstanden. „Aufgeschoben ist nicht aufgehoben“wird auf den neuen Einladungen stehen. „Wir freuen uns nun eben ein weiteres Jahr auf unsere Hochzeit“, sagt das Paar, das standesamtlich bereits verheiratet ist.
Irem, 21, und Volkan Dasdemir, 23, aus Günzburg beziehungsweise Burgau, haben am 22. Februar noch standesamtlich geheiratet. Vor Kurzem hätte der Polterabend, ganz nach türkischer Tradition mit Henna, dem Verabschieden der Braut von ihrem Zuhause, stattfinden sollen. Vor den Ausgangsbeschränkungen wäre das zwar noch möglich gewesen, jedoch nur mit bis zu 100 Personen und auf eigene Verantwortung.
„Diese wollten wir nicht tragen“, sagt Volkan Dasdemir. Zudem hätte man von den 150 eingeladenen Gästen 50 absagen müssen, jetzt dürften die Personen ohnehin nicht mehr zusammenkommen. Der HennaAbend sei ein sehr emotionaler Moment und es hätte keinen Sinn gemacht, wenn zu viel Zeit zwischen diesem und der Hochzeit gelegen hätte, fügt Irem Dasdemir hinzu. Geplant war diese am 28. März mit 800 Gästen.
Auch die Flitterwochen, eine 13-tägige Südafrika-Rundreise mit anschließendem fünftägigem Badeaufenthalt auf Mauritius, fallen aus. Irem und Volkan Dasdemir haben jetzt zwei mögliche andere Termine für ihre Hochzeit geplant. „Man freut sich und es wäre schön, wenn es klappen würde. Aber wir wissen nicht, wie sich alles entwickelt“, sagt das Paar.
Ariana, 27, und Tobias Bschorr, 36, aus Burgau sind ebenfalls schon standesamtlich verheiratet und stehen jetzt vor der Frage: Können die kirchliche Trauung am 27. Juni in der Burgauer Stadtpfarrkirche Mariä Himmelfahrt und die Hochzeitsfeier mit etwa 100 Gästen im Auwald-Sportzentrum Gundremmingen mit allem, was dazugehört, überhaupt stattfinden?
Bis zu dem Termin sei es zwar noch eine Weile hin, aber unter den Gästen seien viele ältere Menschen. Sie habe sich immer gewünscht, dass ihre Großeltern mit dabei sind, macht sich Ariana Bschorr Gedanken.
Man wisse ja nicht, was komme. Andererseits soll das Brautpaar und nicht Corona im Vordergrund stehen. Beide sind verunsichert, im Moment ist alles noch in der Schwebe. „Es wäre schön, wenn es funktionieren würde“, fügt Tobias Bschorr hinzu. Denn an diesem Datum vor fünf Jahren hatte sich das Paar kennengelernt.
Alle kirchlichen Veranstaltungen entfallen
Nachdem bis zum 19. April auch alle kirchlichen Veranstaltungen entfallen, ist eine kirchliche Heirat derzeit nicht möglich. Bei allem, was man darüber hinaus plane – man müsse abwarten, sagt Burgaus Stadtpfarrer Simon Stegmüller. „Wir haben es nicht in der Hand.“
Standesamtlich zu heiraten ist in der Regel möglich, aber nur mit maximal fünf Personen: dem Standesbeamten, dem Brautpaar und den Trauzeugen.
In Günzburg hatte vor ein paar Tagen noch eine solche Trauung stattgefunden. Im Moment seien noch weitere Eheschließungen vermerkt, erklärt Ulrich Peichel vom Standesamt im Günzburger Rathaus: Paare, die heiraten und dies auch durchziehen wollten. Es könne aber auch passieren, dass Absagen kämen.