Mittelschwaebische Nachrichten
Geiger verlagert Ziemetshauser Werk
Der Ziemetshauser Automobilzulieferer Geiger Automotive zieht nach Penzberg in Oberbayern. Der Umzug des Spritzgussspezialisten soll in zwei Jahren vollzogen sein. Auch der Hauptsitz in Murnau wird mit verlagert.
Ziemetshausen „Ja, wir wissen es“, so antwortet der Ziemetshauser Bürgermeister Ralf Wetzel auf die Frage nach dem geplanten Wegzug der Firma Geiger Automotive aus Ziemetshausen. Das Unternehmen aus der Automobil zulieferer branche mit Hauptsitz in Murnau verlagert seine beiden bayerischen Standorte Ziemetshausen und Murnau nach Penzberg. Längstens bis Ende des Jahres 2022 soll die Verlagerung abgeschlossen sein, so wurde es dem Bürgermeister von Unternehmens seite her mitgeteilt.
Dabei hatte es noch im Februar geheißen, man wolle ein komplett neues Werk in Deutschland bauen – ein Unterfangen, bei dem Ziemetshausen als Standort, der zum Hauptsitz hätte werden können, gar keine schlechten Karten gehabt hätte. Das habe auch mit der Nähe zu den süddeutschen Automobilfirmen zu tun, die nicht weit von Ziemetshausen entfernt lägen und so Lieferketten kurz halten könnten, so Wetzel im Gespräch mit unserer Zeitung. Andere Werksstandorte für den Neubau waren mit Murnau und einem Ort in Thüringen im Gespräch, jedoch war Ziemetshausen wohl ein Favorit. Eine 180-GradWende ist die Entscheidung zur Standortfrage jetzt, die Ende September kommuniziert wurde.
Das Geiger-Management hatte bereits in früheren Mitarbeiter versammlungen angegeben, dass die
Zukunft der Werke Murnau und Ziemetshausen bewertet werde. Grund dafürsei die geringe Auslastung der Werke und der fehlende strategische Vorteil mit zwei sehr nahe beieinander liegenden Werken, so Geschäftsführer Martin Thorbjörnson. Beide Standorte würden in die ehemaligen Räumlichkeiten von Hörmann Automotive in der Seeshaupter Straße 70, in Penzberg verlagert. Hörmann Automotive hatte sein Werk im oberbayerischen Penzberg jüngst geschlossen und die Produktion größtenteils in das Werk Banovce in der Slowakei verlagert.
Im Sommer dann fiel offenbar die Entscheidung bei Geiger, an den Standort in Penzberg umzuziehen, so Bürgermeister Ralf Wetzel aus Ziemetshausen. Er macht nicht nur die Corona-Pandemie, sondern auch die Zeit dafür verantwortlich, dass mobilität nicht mehr nur durch in Verbrennungsmotoren gewährleistet werden solle. Für solche liefert Geiger Automotive Teile. Die Pandemie habe Absatzmärkte für deutsche Autofirmen vor allem in Asien wegbrechen lassen, was natürlich auch Automobilzulieferer mit betreffe. Da könne er verstehen, wenn die Firma nicht ein eigenes neues Werk baue und damit Kapital bind, sondern in ein gemietetes Objekt ziehe, was wenige finanzielles Risiko bedeute. Geiger habe wohl in Penzberg beste Optionen, was Produktionshallen, Verwaltungsgebäude und auch Erweiterungsmöglichkeiten anbetrifft.
Geiger sei nun wohl im Gespräch mit Investoren, die den Standort Ziemetshausen übernehmen könnten am Besten mitsamt der Belegschaft. Vonseiten der Marktgemeinde habe man zugesichert, dass man diesen Transformationsprozess wohlwollend begleiten möchte, was zum Beispiel das Baurecht betreffe. Komme ein Investor zum Beispiel aus einer anderen Branche, wo man die Spritzgusstechnik ebenfalls gebrauchen könne, werde man schauen, dass man das nutzungsrechtlich hinbekomme, dass dieser dann sein Geschäftsmodell dort verwirklichen könne. „Dann haben wir nämlich kein Geschlossen-Schild vor der Türe einer verlassenen Immobilie und auch Arbeitsplätze werden in der Region gehalten“, so Wetzel. Auch könne Geiger mit einem Verkauf des Standortes eben noch maximal Kapital für die Firma sichern.
In einer Vorstandssitzung der Muttergesellschaft Sanoh mit Sitz in
Tokio, Japan, wurde beschlossen, die beiden bayerischen Produktionsstätten an einen einzigen Standort zu verlegen. Allen bayerischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern von Geiger Automotive wird angeboten, in das neue Werk umzuziehen heißt es von Seiten der Geschäftsführung. Unterstützung in Form von zum Beispiel Umzugszulagen, Suche nach Wohnraum oder Eigentum sowie Reisekosten für den Umzug werden mit dem Betriebsrat und der Stadt Penzberg ausgehandelt. Geiger erkennt an, dass die Entfernung zwischen Ziemetshausen und Penzberg für die meisten Mitarbeiter zu groß sein wird und beabsichtigt, die Auswirkungen des Umzugs zu minimieren. Daher wird das Management sich dafür einsetzen, einen Käufer für die Immobilie
Ziemetshausen zu finden, mit einer möglichen Übertragung von Mitarbeitenden, Vermögenswerten und Unternehmen, so das Unternehmen weiter.
Der Ziemetshauser Betriebsratsvorsitzende Erwin Wucherer, seit 1996 unter verschiedenen Besitzern am Standort im Amt, erklärte, dass man mit der Gewerkschaft IG BC am heutigen Dienstag in Klausur gehen werde, um über die Situation zu beraten, wie man das beste für die Belegschaft herausholen könne. Ein Statement des Betriebsrates werde folgen, so Wucherer im Gespräch mit unserer Zeitung.
Zur Mitarbeiterzahl in Ziemetshausen machte die Geschäftsführung keine Angaben, 2017 hatte Geiger 175. Wucherer sagte, inzwischen seien es etwas weniger.