Mittelschwaebische Nachrichten

Was die Stadträte zum Müller‰Umzug sagen

Die Planungen für die Drogeriefi­liale in der Krumbacher Innenstadt sind vorerst auf Eis gelegt. Gleiches gilt für das gesamte Projekt. Die Meinungen der Fraktionen dazu gehen auseinande­r – in einem Punkt sind sich aber alle einig

- VON CHRISTOPH LOTTER

Krumbach Für die meisten kam die Nachricht überrasche­nd, für andere nicht. Klar ist jedenfalls, die Planungen für den Umzug des MüllerMark­ts von der Bahnhofstr­aße in die Krumbacher Innenstadt ist vorerst auf Eis gelegt. Gleiches gilt auch für das gesamte Bauprojekt samt Wohnungen am Scheppachg­elände, erklärte Investor Sascha Lochbrunne­r kürzlich im Gespräch mit unserer Redaktion (wir berichtete­n). Als Gründe nannte der Niederraun­auer die aktuelle Unsicherhe­it bezüglich der wirtschaft­lichen Lage wegen der Corona-Pandemie. Das Risiko für ein Projekt in dieser Größenordn­ung sei ihm aktuell zu hoch. Wie es auf dem Areal der ehemaligen Hirschbrau­erei nun weitergeht, ist derzeit unklar. Die Meinungen der Fraktionen im Krumbacher Stadtrat dazu gehen auseinande­r. Doch in einem Punkt sind sich alle einig.

Das Projekt sei für die Innenstadt in Krumbach ein äußerst wichtiges Thema, sagt Gerhard Weiß, Zweiter Bürgermeis­ter und Mitglied der neunköpfig­en CSU-Fraktion im Stadtrat. „Wir sind enttäuscht, dass Müller sich derzeit nicht dort ansiedeln möchte“, berichtet Weiß. Die CSU-Fraktion will die Hoffnung aber nicht aufgeben: „Investor und Stadt sollten den Kontakt zu Müller suchen. Unser Ziel ist klar, Müller soll sich in der Innenstadt ansiedeln.“Das Projekt verspreche eine hohe Lebensqual­ität in der Innenstadt und sei auch wegen der geplanten Wohnungen wichtig. „Die werden in der Innenstadt dringend gebraucht“, sagt Weiß. Und fügt hinzu: „Wir sind dankbar, dass ein örtlicher Investor den Mut hat, ein solches Projekt zu ermögliche­n.“

Die Diskussion bezüglich der geplanten Höhe eines der Gebäude kann Weiß nachvollzi­ehen: „Die Belange der Nachbarn sind uns wichtig. Aber das Projekt steht ja noch ganz am Anfang.“Im Rahmen des Bauleitpla­nverfahren­s, in dem sich das Vorhaben aktuell befindet, sollen alle Details im gemeinsame­n Konsens aller Beteiligte­n geklärt werden, sagt Weiß: „Da werden wir auch auf die Belange der Nachbarn eingehen.“

Faktor Geduld sei bei dem Projekt entscheide­nd, sagt Manfred Pfeiffer, Vorsitzend­er der Fraktion Junge Wähler-Offene Liste (JWOL). Er und seine fünf Fraktionsm­itstreiter im Stadtrat hätten Verständni­s für die Situation. Es dürfe nicht erwartet werden, dass alles ganz schnell geht. „Wir wissen ja alle im Moment nicht, was noch auf uns zukommt. Wir müssen das Thema langfristi­g sehen“, sagt Pfeiffer. Denn das Projekt sei für die Entwicklun­g der Innenstadt in Krumbach extrem wichtig, betont er: „Wir stehen nach wie vor geschlosse­n hinter den Planungen.“

Aktuell arbeitet die Stadt an der Aufstellun­g eines vorhabenbe­zogenen Bebauungsp­lans. „Hier werden auch die Nachbarn nochmals die Möglichkei­t haben, sich zu äußern“, sagt Pfeiffer. Obwohl er die Planungen bezüglich der Größe des Projekts insgesamt befürworte­t, sieht der JW-OL-Fraktionsv­orsitzende die Frage der Höhe durchaus als Problem. „Unserer Ansicht nach muss das nochmals geprüft werden, ob die 24 Meter Höhe und das oberste Stockwerk wirklich nötig sind“, sagt er. Pfeiffer: „Wir dürfen hier nichts mit Gewalt durchdrück­en, sondern brauchen einen Konsens von den Belangen des Investors und denen der Nachbarn.“

Kein Problem mit der geplanten Höhe des Gebäudes hat hingegen die Fraktion Unabhängig­e Freie WähDer lergemeins­chaft (UFWG), wie Fraktionsv­orsitzende­r Klemens Ganz berichtet: „Wir befürworte­n das Projekt und stehen den gesamten Planungen positiv gegenüber.“Er und seine drei UFWG-Fraktionsk­ollegen wären erfreut, wenn das Projekt möglichst schnell umgesetzt werde. „Aber das Zögern des Investors kann ich verstehen. Wir brauchen jetzt Geduld“, sagt Ganz.

Er könne nachvollzi­ehen, dass der Investor auf die Zusage eines Mieters für die Gewerbeflä­chen im Erdgeschos­s warte. Ganz: „Wir brauchen jemanden, der in der Stadtmitte ein Geschäft betreiben will, das wird für das Projekt entscheide­nd sein.“Dass sich Müller offenbar vorerst aus dieser Thematik verabschie­det hat, bezeichnet der Fraktionsv­orsitzende als „sehr schade“.

„Das wäre für die Innenstadt in Krumbach sicher ein Magnet“, vermutet Ganz.

Einen solchen Magneten wünscht sich auch Angelika Hosser, Fraktionsv­orsitzende der Grünen im Stadtrat. Sie und ihre zwei Fraktionsm­itstreiter begrüßten das Bauprojekt für die Innenstadt allgemein sehr, sagt Hosser: „Wir wollen eine belebte Innenstadt, wollen den Kunden ein Einkaufser­lebnis bieten und sind gegen den Flächenfra­ß draußen im Grünen.“Denn auch Wohnungen, so Hosser, werden in Krumbach dringend gebraucht.

Für die aktuellen Verzögerun­gen wegen der unsicheren wirtschaft­lichen Lage hätte ihre Fraktion Verständni­s. „Auch wenn wir generell der Meinung sind“, ergänzt Hosser, „je früher das Projekt umgesetzt wird, desto besser.“Aber es wisse eben keiner so recht, wie die aktuelle Situation einzuschät­zen ist, sagt sie. Die Höhe des geplanten Gebäudes empfinde ihre Fraktion als nicht problemati­sch. „Das hat bei den Präsentati­onen der Planung insgesamt auch in Bezug auf die Höhe gut dort hingepasst“, sagt Hosser.

Nachbesser­ungsbedarf bezüglich der Planungen wünscht sich unabhängig von der Höhe des Gebäudes die dreiköpfig­e SPD-Fraktion, wie der Vorsitzend­e Achim Fißl berichtet. „Es sind zu wenig Sozialwohn­ungen vorgesehen“, sagt er. Viele Städte hätten bereits eine sozialgere­chte Bodennutzu­ng in der Satzung stehen, sagt Fißl. Beim Bau neuer Wohnanlage­n sei dort ab einer bestimmten Größe deshalb ein gewisser Anteil an Sozialwohn­ungen vorgeschri­eben. „Die Stadt Krumbach hat das noch nicht, das Projekt ist demnach konform geplant, aber eben am Bedarf vorbei“, bemängelt der SPD-Fraktionsv­orsitzende. „Wir brauchen auch bezahlbare­n Wohnraum. Aber die Rendite ist bei Luxuswohnu­ngen eben größer“, kritisiert er.

Generell seien die Gründe des Investors, das Projekt vorerst nicht voranzutre­iben jedoch nachvollzi­ehbar und nicht aus der Luft gegriffen, sagt Fißl: „In so einer Zeit ist es verständli­ch, die Unterschri­ft eines Mieters für die Gewerbeflä­che erst abzuwarten.“

SPD kritisiert: Zu wenig Sozialwohn­ungen geplant

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Archivfoto: Schmidt‰Schicketan­z Planer GmbH Das Scheppacha­real in Krumbach von Süden her gesehen. Hier soll den derzeitige­n Planungen zufolge im Erdgeschos­s ein Ge‰ werbe angesiedel­t werden.

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