Mittelschwaebische Nachrichten

Der neue Chef ist der jüngste im Team

Die Mittelschu­le in Thannhause­n hat seit kurzem einen neuen Schulleite­r. Warum Matthias Unger Lehrer wurde und worauf es ihm bei der Schulentwi­cklung ankommt

- VON DR. HEINRICH LINDENMAYR

Die Mittelschu­le in Thannhause­n hat seit kurzem einen neuen Schulleite­r: Matthias Unger. Wir stellen ihn vor, auf:

»Seite 27

Eigentlich ist das Krumbacher Jugendzent­rum in der HansLingl-Straße aktuell geschlosse­n. Deshalb wunderte sich eine Streife der Polizei, dass sie am Mittwochab­end gegen 20.35 Uhr im Vorbeifahr­en dort einen Lichtschei­n sah. Also stiegen die Beamten aus, um nachzusehe­n, wer sich dort aufhält.

Im Juze, das laut Polizei stark nach Marihuana roch, trafen die Beamten auf vier junge Männer im Alter zwischen 19 und 22 Jahren. Der Verdacht, dass sie Drogen bei sich haben, bestätigte sich mithilfe eines Rauschgift­hundes. Die Polizisten ordneten eine größere Menge Marihuana und Bargeld einem 19-Jährigen zu. Deshalb ordnete Staatsanwa­ltschaft eine Wohnungsdu­rchsuchung an. Auch hier fanden die Beamten noch eine größere Menge Amphetamin sowie drei verbotene Gegenständ­e nach dem Waffengese­tz. Einem 20-Jährigen ordneten die Beamten Marihuanak­nospen zu. Bei einer weiteren Wohnungsdu­rchsuchung fanden sie noch eine kleine Menge Marihuana. Auch das Auto eines weiteren 19-Jährigen durchsucht­en die Streifenbe­satzungen und fanden auch hier eine kleine Menge Marihuana. Die Polizisten stellten noch mehrere Utensilien, die dem Rauschmitt­elkonsum und dem Abwiegen und Verpacken von Rauschmitt­eln dienen, sicher. Wie die Personen sich Zutritt zum Juze verschaffe­n konnten, ermitteln die Beamten nun. Auf Nachfrage teilte die Polizei mit, dass es keine Einbruchsp­uren gegeben habe. Offenbar hätten sich die jungen Männer mithilfe eines Schlüssels Zutritt verschafft. Wie sie an diesen gekommen sind, wird noch ermittelt.

Krumbachs Bürgermeis­ter Hubert Fischer bedauerte in einer Stellungna­hme, „dass durch das Fehlverhal­ten einiger junger Erwachsene­n ,die’ Jugend in Verruf gebracht wird.“Nach dem Vorfall habe man umgehend angeordnet, am Juze neue Schlösser anzubringe­n. Bis zu einer hinreichen­den Aufarbeitu­ng des Vorfalls bleibe das Gebäude geschlosse­n. Das Juze ist bereits seit dem Lockdown im Frühjahr offiziell geschlosse­n. Mit der Polizei war laut Bürgermeis­ter Fischer vereinbart, dass sie regelmäßig, vor allem nachts, einen Blick darauf wirft. Dies sei auch am Mittwochab­end geschehen. Das Juze in Krumbach ist immer wieder im Fokus der Polizei. Zuletzt hatten im September Unbekannte dort randaliert und eine Scheibe zerschlage­n. Auch Prügeleien bei Feiern im Juze hat es schon gegeben.

Thannhause­n

Die Chance, Schulleite­r zu werden, kam für Matthias Unger früh, so früh, dass der 37-jährige neue Leiter der Mittelschu­le Thannhause­n jünger ist als seine Lehrerkoll­egen. Er hätte es gern gehabt, wenn seine drei Töchter, vier, sechs und acht Jahre alt, schon etwas älter gewesen wären zum Zeitpunkt seiner Übernahme einer so verantwort­ungsvollen Position. Die Chance aber war für ihn, der bis zum Ende des Schuljahre­s 2019/20 Konrektor der Mittelschu­le Krumbach gewesen war, zu verlockend. Als er noch zur mobilen Lehrerrese­rve zählte, arbeitete er des Öftern in Thannhause­n und lernte das Haus und das Kollegium kennen. Auf gemeinsame­n Fortbildun­gen vertieften sich die Beziehunge­n.

Er habe aus eigener Erfahrung gewusst, dass er an der Mittelschu­le Thannhause­n außerorden­tlich gute Arbeitsbed­ingungen vorfinden werde, erklärt der neue Schulleite­r im Pressegesp­räch zu seinen Motiven für den Wechsel. Die Zusammenar­beit im Kollegium sei gut, die Ausstattun­g der Schule weit über dem Normalnive­au. Die Schule liege in

außergewöh­nlich schönen Umfeld, verfüge über eine Dreifachsp­orthalle und ein Hallenbad, beides frisch saniert. Noch etwas komme hinzu, meint Matthias Unger, etwas, das sich eben so ergeben habe: Die beiden Leiter der benachbart­en Schulen sind gleichfall­s neu im Amt, ebenso die beiden Pfarrer, der Bürgermeis­ter und Schulverba­ndsvorsitz­ende. Es sei ein gemeinsame­r Aufbruch und damit verbinde sich eine große Bereitscha­ft, alle Schwierigk­eiten im Schultersc­hluss anzupacken.

Da wären beispielsw­eise die Corona-Verordnung­en mit ihren Auslegungs­freiräumen. Er sei dankbar, sagt Matthias Unger, dass man in dieser heiklen Angelegenh­eit gemeinsam schulüberg­reifende Regelungen finde. Beispielsw­eise zu der Frage, ob Schwimmunt­erricht überhaupt noch möglich sei und wenn ja, wie die Sicherheit­svorkehrun­gen gestaltet werden sollten? Solche Fragen müsse er nicht allein entscheide­n, das kläre man im Team und natürlich trage sich auch die Verantwort­ung leichter im Verbund mit den anderen Schulleitu­ngen.

Wie Tanja Müller, neue Rektorin der benachbart­en Anton-Höfer

Grundschul­e, beschritt auch Matthias Unger in seinem Werdegang den einen oder anderen Umweg, um sich dann mit Überzeugun­g für den Lehrerberu­f zu entscheide­n.

Nach dem Abitur am RingeisenG­ymnasium Ursberg im Jahr 2002 leistete der in Grünenbain­dt bei Dinkelsche­rben Aufgewachs­ene 18 Monate Zivildiens­t in einem AidsKranke­nhaus in Südafrika. Diese Aufgabe habe ihm starke und vielschich­tige Erfahrung in puncto Kinder

und Jugendarbe­it vermittelt, berichtet Matthias Unger. Er sei in der Pflege eingesetzt worden, als Schulbegle­iter, und habe auch unterricht­et. Nach dem Zivildiens­t studierte er Theologie an der Universitä­t Tübingen. Schließlic­h entschied er sich für das Lehramtsst­udium und für die Mittelschu­le. An diesem Schultyp sei man in engem Kontakt mit den Schülern. Hier könne man viel bewegen, auch und gerade durch die Verbindung von Wissensver­mittlung, Erziehung und Weitergabe von Werten, meint Uneinem ger.Die Begleitung von Kindern und Jugendlich­en ins Leben sei heute eine viel anspruchsv­ollere Aufgabe, als es bei früheren Generation­en der Fall gewesen sei. Drogenkons­um, Cyber-Mobbing, Digitalisi­erung des Lernens, Umwelterzi­ehung, mit diesen Schwierigk­eiten dürfe man die Familien nicht allein lassen. In all diesen Bereichen sieht der neue Schulleite­r große Aufgaben für die künftige Weiterentw­icklung der Schulen. Er hofft, dass Corona, das momentan immens viel Zeit und Kraft kostet, bald überwunden werden kann, damit die Schulen sich wieder ihren eigentlich­en Aufgaben zuwenden können und die Mittelschu­le Thannhause­n wieder anschließe­n kann an Zeiten, als der große, schulüberg­reifende Gemeinscha­ftssinn gepflegt werden konnte mit spektakulä­ren Aktionen, beispielsw­eise der Jakobsweg-Wanderung. Zuversicht und Dynamik strahlt Matthias Unger im Gespräch aus und selbst eine große, ihm bevorstehe­nde Aufgabe scheint ihn nicht zu irritieren: Das Gebäude der Mittelschu­le Thannhause­n ist in die Jahre gekommen und wird in den nächsten Jahren mit großem Aufwand zu sanieren sein.

Corona kostet Ungert immens viel Zeit und Kraft

 ?? Foto: Dr. Heinrich Lindenmayr ?? Er schätzt den engen Kontakt zu seinen Schülern: Matthias Unger. Er ist seit Schuljahre­sbeginn Rektor der Mittelschu­le Thannhause­n.
Foto: Dr. Heinrich Lindenmayr Er schätzt den engen Kontakt zu seinen Schülern: Matthias Unger. Er ist seit Schuljahre­sbeginn Rektor der Mittelschu­le Thannhause­n.

Newspapers in German

Newspapers from Germany