Mittelschwaebische Nachrichten

Seit 20 Jahren Lebenshelf­er

Georg Uebele erzählt, warum er vor zehn Jahren die Lebenshilf­e-Stiftung für den Kreis Günzburg gegründet hat

- VON LARA SCHMIDLER

Landkreis

Fast genau zehn Jahre ist es her, dass Georg Uebele die Lebenshilf­e-Stiftung für den Landkreis Günzburg gegründet hat. Zu diesem Zeitpunkt war er bereits seit etwa zehn Jahren bei der Lebenshilf­e Günzburg aktiv. Der Anlass war die Fusion der Lebenshilf­e Landkreis Günzburg mit der Lebenshilf­e Donau-Iller in Ulm, die direkte Hilfe vor Ort schwierige­r machte. „Deshalb wollte ich etwas schaffen, um auch zukünftig die spezielle Hilfe lokal im Landkreis Günzburg möglich zu machen“, erläutert der 84-Jährige.

Aus diesem Grund rief er unabhängig von der Lebenshilf­e die Stiftung ins Leben, die aus einem Kuratorium und einem Vorstand besteht, deren Mitglieder alle ehrenamtli­ch tätig sind. Die Unterstütz­ung ist rein finanziell­er Art und kann von Menschen mit Behinderun­g aller Altersstuf­en und deren Familien sowie von Menschen, die von Behinderun­g bedroht sind, beantragt werden. „Menschen mit Einschränk­ungen bekommen zwar Hilfe vom Bezirk oder ähnlichen staatliche­n Einrichtun­gen, aber das reicht oft nicht für die Teilhabe an Kultur oder adäquater Freizeitge­staltung aus“, erzählt Uebele.

Insgesamt hat die Stiftung seit ihrer Gründung im Jahr 2010 rund 160000 Euro ausgeschüt­tet, also etwa 16000 pro Jahr. Insbesonde­re Reittherap­iestunden, die von der Lebenshilf­e Donau-Iller angeboten werden, sind beliebt bei den Antragstel­lern. Aber auch für Anschaffun­gen,

die bei einer Behinderun­g erforderli­ch sind, wird das Geld der Stiftung genutzt – wie etwa den behinderte­ngerechten Umbau eines Autos, spezielle Wickellieg­en oder einen Gebärdendo­lmetscher für Bildungsre­isen.

Ein besonderes Herzenspro­jekt von Stiftungsg­ründer und Kuratorium­svorsitzen­dem Uebele und der Vorstandsv­orsitzende­n Gabriele Miller ist die Suche nach behinderte­ngerechtem Wohnraum im Kreis Günzburg. Bis jetzt konnte die Stiftung drei Wohnungen für vier Menschen mit Einschränk­ungen finanziere­n.

All diese Unterstütz­ungen kann die Stiftung nur dank der Spenden aus dem Kreis Günzburg stemmen. Ob diese im aktuellen Jahr zurückgega­ngen sind, ist noch nicht absehbar, erst am Jahresende sind die Spendenbei­träge einsehbar. Mangels Freizeitmö­glichkeite­n sind jedoch die Anträge im Jahr 2020 deutlich gesunken, etwa um die Hälfte, wie Uebele und Miller schätzen.

Anträge bis zu 1000 Euro kann der Vorstand bewilligen, für alles darüber muss das Kuratorium einbezogen werden. „Das Kuratorium ist das Kontrollor­gan“, erklärt Uebele. Mindestens einmal im Jahr treffen sich alle Mitglieder und besprechen Probleme und Lösungsans­ätze.

Aus Uebeles Sicht hat sich in den vergangene­n zehn Jahren nicht viel an der Arbeit der Lebenshilf­e-Stiftung verändert. Die Arbeit für von Behinderun­gen betroffene­n Menschen ist für ihn eine Herzensang­elegenheit. „Ich sehe eine deutliche Notwendigk­eit und habe den Wunsch, zu helfen“, sagt der ehemalige Ingenieur, der bis heute auch im Vorstand der Lebenshilf­e Donau-Iller vertreten ist.

Es ist ihm wichtig, den Unterschie­d zwischen der Lebenshilf­e und der Lebenshilf­e-Stiftung für den Landkreis Günzburg deutlich zu machen. „Die Stiftung ist eine finanziell­e Hilfe, die Lebenshilf­e ist an den Betroffene­n dran“, erklärt er. So habe die Stiftung für die drei

Wohnungen gezahlt, die Betreuung der dort Wohnenden übernimmt jedoch die Lebenshilf­e.

Und denkt Uebele mit seinen 84 Jahren auch ans Aufhören? „Das ist eine gute Frage“, sagt er und lacht. Solange er könne, wolle er weitermach­en. Er profitiere davon, dass er, anders als die meisten Mitglieder der Stiftung, nicht mehr arbeite und daher mehr Zeit habe. „Aber wenn der Zeitpunkt kommt, an dem ich nicht mehr kann, höre ich auch auf.“

Absehbar ist das noch nicht. Denn auch nach 20 Jahren steckt Uebele all sein Herzblut und seine Energie in die Lebenshilf­e und die Lebenshilf­e-Stiftung. „Er ist immer noch das Zugpferd“, bestätigt auch Gabriele Miller augenzwink­ernd. Sie ist hauptberuf­lich bei der Lebenshilf­e Donau-Iller tätig und vor etwa anderthalb Jahren zu der Stiftung gestoßen.

„Nachdem alle Anträge an die Stiftung über mich laufen und ich schon einen Einblick hatte, wie viel Gutes die Stiftung bewirkt, fiel mir die Entscheidu­ng leicht, mich als Vorstandsv­orsitzende zur Wahl zu stellen“, erklärt sie.

Grundsätzl­ich sei es schwierig, neue Mitglieder zu gewinnen, die bereit seien, sich ehrenamtli­ch zu engagieren. „Das ist immer das Problem: Man findet keinen Nachfolger“, sagt Uebele. „Das Ehrenamt ist uncool geworden.“

Spendenbet­räge

gehen an das Konto der Lebenshilf­e‰Stiftung für den Land‰ kreis Günzburg, IBAN DE68 7205 1840 0040 1946 49.

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Foto: Lara Schmidler 2010 gründete Georg Uebele die Lebenshilf­e‰Stiftung für den Landkreis Günzburg. Die Arbeit liegt ihm sehr am Herzen, doch es ist schwierig, Nachfolger für das Ehrenamt zu finden.

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