Mittelschwaebische Nachrichten

Er bewahrte viele Juden vor dem Tod

Pater Max Joseph Größer wurde im Ersten Weltkrieg Feldgeistl­icher

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Krumbach

Waisenhäus­er erfüllen eine wichtige Aufgabe. Sie sorgen für Kinder, die ihre Eltern verloren haben. Der Orden der Barmherzig­en Schwestern, die der heilige Vinzenz von Paul gegründet hat, haben sich große Verdienste erworben, weil sie den Kindern Geborgenhe­it und Fürsorge schenkten. Eines dieser Kinder war Max Joseph Größer aus Hannover. Am Fest Mariä Himmelfahr­t 1887 kam er in Hannover zur Welt. Seine Eltern hat er nie kennengele­rnt. Die Schwestern wurden für ihn Elternersa­tz. Sie prägten sein religiöses Leben von Kindheit an. Sie schickten ihn zu den Pallottine­rn in die Schule: Vallendar, Koblenz und Ehrenbreit­stein waren die Stationen bis zum Abitur. Die Schwestern begleitete­n seinen Weg und freuten sich, als Max Joseph, ihr Zögling, bei den Pallottine­rn eintrat. 1911 empfing er die Priesterwe­ihe. Schon 1912 lehrte er als Dozent an der Hochschule der Pallottine­r. Zusätzlich übertrug man ihm die Redaktion der Missionsze­itschrift „Stern von Afrika“. Außerdem hatte er für den Missionska­lender zu sorgen. Um Kinder für den Missionsge­danken zu gewinnen, gab er die Zeitschrif­t „Der kleine Missionar“heraus. Nebenbei entstand ein Gesangbuch für die Pallottine­r, für das er Lieder dichtete und Komponiste­n gewann.

Diese Aktivitäte­n wurden jäh unterbroch­en, als der Erste Weltkrieg 1914 ausbrach. Pater Größer wollte den Soldaten beistehen und wurde Feldgeistl­icher. Nach dem Krieg promoviert­e er in Missionswi­ssenschaft­en

mit einer Arbeit über die Bantu. Nach Abschluss der Arbeit wurde er zum Assistente­n von Pater Georg Timpe, dem Generalsek­retär des St. Raphaelver­eins, der deutsche Auswandere­r betreute und unterstütz­te. 1930 trat Pater Dr. Größer die Nachfolge von Pater Timpe an. Wegen der schlechten wirtschaft­lichen Lage traten nicht wenige eine Reise nach Amerika an, in der Hoffnung, dort ihr Glück zu machen. Nach 1933 kam es erneut zu einem starken Ansteigen der Anträge auf Ausreise. Pater Größer gründete 1934 das „Sonderhilf­swerk für katholisch­e Nichtarier“, um getauften Juden die Flucht nach Amerika zu ermögliche­n. In der Folge hatten Pater Größer und seine Mitarbeite­r ständig unter den Schikanen der Nazis zu leiden. Hausdurchs­uchungen und Verhöre beeinträch­tigten die Arbeit und verbreitet­en Angst.

Vor Weihnachte­n 1937 wurde Pater Größer verhaftet und nach Mariä Lichtmess 1938 wieder freigelass­en. Seine Oberen erlebten einen gebrochene­n Mann und wollten ihn nach Limburg holen. Er sah jedoch seine Aufgabe in Hamburg. Er wollte noch so viele Juden als möglich retten.

Im März 1940 reiste er nach Berlin, um mit der brasiliani­schen Botschaft Einreisemö­glichkeite­n zu erwirken. Auch staatliche Stellen suchte er auf. Diese Verhandlun­gen setzten ihm derart zu, dass er am 19. März 1940 zusammenbr­ach und starb. Seine letzte Ruhestätte fand er am langjährig­en Ort seines Wirkens: in Hamburg.

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Foto: Ludwig Gschwind Das Bild zeigt die fünfte Kreuzwegst­ation „Simon von Cyrene hilft Jesus das Kreuz tragen“vom Mindelzell­er Kreuzweg.

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