Mittelschwaebische Nachrichten
Beim geplanten Kreisel läuft’s noch nicht rund
Der Umbau einer problematischen Kreuzung in Ettenbeuren wirft im Kammeltaler Gemeinderat viele ungeklärte Fragen auf. Auch andere Bauprojekte sind Thema
Kammeltal Ob es einmal im Kammeltaler Ortsteil Ettenbeuren einen Kreisverkehr gibt, ist derzeit noch so offen wie der Bau der B16-Ost. Schon vor mehreren Jahren war eine Lösung für die nicht gerade übersichtliche Kreuzung im Ort angestrebt worden. Ob es damit weitergeht, hängt vor allem vom Staatlichen Bauamt Krumbach ab. Die Staatsbehörde sieht aber laut Bürgermeister Thorsten Wick derzeit keinen „aktuellen Handlungsbedarf“. Dennoch hat sich der Gemeinderat mit dem Thema befasst.
Auf Wunsch von Ratsmitglied Johann Anwander war der Kreisverkehr wieder auf die Tagesordnung gekommen. Hintergrund ist der Verkauf eines Grundstücks an einer Ecke der Kreuzung. Eigentlich wollte die Kommune diese Fläche, um genügend Raum für den Kreisverkehr zu haben, der zumindest in einer Machbarkeitsstudie des Staatlichen Bauamtes als möglich betrachtet wird. Das Grundstück ging jedoch an einen privaten Käufer, der dort ein Wohnhaus mit Halle plant, was die Anlage des Straßenbauwerks deutlich erschweren würde.
Rathauschef Wick stellte in der Sitzung allerdings die Frage, ob ein Kreisverkehr mitten im Ort das Allheilmittel sei oder stattdessen eine Ampelanlage den gleichen Zweck erfüllen würde und optimaler sei. Für die Sicherheit für Fußgänger und Radler scheine ein Kreisel eher schädlich zu sein, wie Fachleute meinten. Die Unfallstatistik zeige, dass diese Kreuzung kein Schwerpunkt sei. Weder im Investitionsplan des Bauamtes für die nächsten drei Jahre noch in dem des Kreises
derzeit Mittel für eine derartige Baumaßnahme vorgesehen. Selbst Landrat Hans Reichhart habe über entsprechende Planungen keine Kenntnis, so Wick.
Das wiederum erstaunte Anwander, denn bereits 2018 habe der Kreisausschuss sich zugunsten dieses Vorhabens ausgesprochen. Bei einer Präsentation der B16-Ost in Ichenhausen 2020 habe sogar das Staatliche Bauamt den Kreisverkehr als sinnvoll bezeichnet. Anwander wies auf die Probleme während einer Sperre der B16 in Ellzee hin.
den starken Umleitungsverkehr hätten sich in Ettenbeuren die Fahrzeuge an der Kreuzung weit zurückgestaut. Er wolle jedenfalls nicht, dass es bei einer ähnlichen Verkehrszunahme – die vom Staatlichen Bauamt prognostiziert wird – nach dem Bau der B16-Ost später heiße, die Gemeinde hätte das Projekt verschlafen. Bei einer möglichen Ampel als Alternative seien ebenfalls Baumaßnahmen erforderlich. Für die große Lösung eines Kreisverkehrs mit 35 Metern Durchmesser seien 600 Quadratmeseien ter Fläche nötig, sagte Bürgermeister Wick auf Nachfrage aus dem Gemeinderat. Wenn die Kommune die Grundstücke bereitstelle, könne ein Kreisverkehr gebaut werden, nur ob der Landkreis seinen Anteil daran übernimmt, sei fraglich.
Nach der Entscheidung des Gemeinderates wurde die Baugenehmigung für die geplante Halle zurückgestellt, damit mit dem Grundstückseigentümer über eine Verschiebung verhandelt werden kann. Auch soll wegen des Kreisverkehrs erneut mit dem StaatliDurch chen Bauamt Kontakt aufgenommen werden.
Um knapper werdendes Bauland effektiver zu nutzen, ist eine Verdichtung erwünscht. Bei einem Projekt im Ortsteil Behlingen erschien diese Absicht aber einigen Ratsmitgliedern zu viel des Guten. Die beantragten drei Doppelhäuser und ein Einfamilienhaus entsprächen keiner dörflichen Struktur, so ein Einwand von Achim Saur. Innenverdichtung sei gut und recht, meinte Ratskollege Fabian Brosch, aber das sei zu viel. Es sei kein
Wohnblock, beschwichtigte Bürgermeister Thorsten Wick, und auch Thomas Finkel sah in dem Vorhaben kein Problem. Wegen der als Privatstraße ausgewiesenen Zufahrt wird auf die Räum- und Streupflicht sowie die jederzeit zu gewährleistende Zufahrt für Rettungsfahrzeuge in der Baugenehmigung hingewiesen, die mehrheitlich genehmigt wurde.
Ein im Ortsteil Ried gewünschtes Einfamilienhaus bekam im Gemeinderat dagegen keine Zustimmung, weil es in seinem Landhausvilla-Stil mit Flachdach nicht zum dörflichen Charakter passe. Bei einer entsprechenden Planänderung wurde jedoch die Baugenehmigung in Aussicht gestellt.
In Wettenhausen wird am östlichen Ortsrand ein Bebauungsplan für ein neues Gewerbegebiet mit 7000 Quadratmetern aufgestellt. Dort will sich ein ortsansässiges Unternehmen mit seinem Baugeschäft ansiedeln. Die Kosten für die Aufstellung übernimmt der Käufer des Grundstücks.
Noch keine endgültige Entscheidung ist im Gemeinderat über eine neue Abstandsflächen-Satzung erfolgt. Kammeltals neuer Bauamtschef Friedrich Bobinger informierte über die Möglichkeiten der Gemeinde, die vom Freistaat geänderte Bayerische Bauordnung umzusetzen. Mit verringerten Abstandsflächen soll das Bauen auf knapperen Flächen vereinfacht werden. In anderen Gemeinden werde die Abstandsflächenzahl in Abhängigkeit von der Höhe des Gebäudes zwischen 0,6 und 0,8 festgesetzt, informierte Bobinger. Je niedriger die Zahl, desto knapper können Gebäude an Nachbargrundstücke rücken.