Mittelschwaebische Nachrichten
Lässt Corona die Papiercontainer überquellen?
Im Nachbarlandkreis Neu-Ulm kommt der Entsorger beim Ausleeren der Container kaum mehr hinterher. Werksleiter Anton Fink klärt über die Situation im Landkreis Günzburg auf
Landkreis Der erste Lockdown im vergangenen Jahr hat sich deutlich auf die Müllmengen im Landkreis Günzburg ausgewirkt: Es wurde zumindest in der ersten Jahreshälfte mehr Sperrmüll und Verpackungsmüll produziert (wir berichteten). Macht sich der zweite Lockdown nun ebenfalls bemerkbar? Aus Nachbarlandkreisen wird berichtet, dass mit Beginn des zweiten Lockdowns vermehrt Papier- und Kartonagen vor allem die Containerstationen an Straßen überfüllen. Anton Fink, Leiter des Abfallwirtschaftsbetriebes im Landkreis Günzburg, kann dies auf Nachfrage unserer Redaktion nicht bestätigen. „Aus unserer Sicht ist es erfreulicherweise kein Thema, das uns große Probleme bereitet.“
Im Nachbarlandkreis Neu-Ulm hatte sich zuletzt die Situation verschärft. Seit Einführung der schärferen Lockdown-Regeln im Dezember seien die Mitarbeiter der Vöhringer Entsorgungsfirma mit ihrer Arbeit kaum mehr hinterherhergekommen. Normalerweise werden die Containerstationen dreimal pro Woche geleert. Doch das genüge nicht. „Wenn der Container morgens geleert ist, ist er mittags teilweise schon wieder voll“, schildert Oliver Sauter, Assistent der Geschäftsleitung der Vöhringer Entsorgungsfirma Knittel. Häufiger geleert werden können diese Depots aber nicht. Knittel schicke ein Fahrzeug mit festen Runden durch den Landkreis, um das Papier abzuholen. Das Fahrzeug sei ausgelastet. Der Abfallwirtschaftsberater beim kreiseigenen Abfallwirtschaftsbetrieb, Wolfgang Metzinger, teilt mit, dass die Depotcontainer zu nahezu 50 Prozent mit Kartonagen gefüllt seien – und das überwiegend unzerkleinert.
Werksleiter Anton Fink hat ermittelt, dass im November und Dezember das Aufkommen von Papier, Pappe und Kartonagen (PPK) an den Containern im Landkreis Günzburg tatsächlich erhöht gewesen war. Dies sei aber durchaus typisch für das jährliche (Vor-)Weihnachtsgeschäft. Die Zahl der Online-Käufe nehme zu, dies sei aber aus seiner Sicht auch schon vor der CoronaPandemie merklich spürbar gewesen. Tendenziell sei die Menge an Papier, Pappe und Kartonagen in den vergangenen Jahren rückläufig.
Die Nachfrage nach (schweren) Zeitungen und Illustrierten sinke, im Lockdown habe der Anteil an Werbe-Wurfsendungen zusätzlich abgenommen, so Fink.
Die PPK-Mengen aus der Depotbehältererfassung sind dem Werksleiter zufolge 2019/2020 nahezu identisch. Einzig auffällig sei eine deutliche Steigerung im März 2020, die mit der vierwöchigen Schließung der Wertstoffhöfe und einer Verlagerung des Materials hin zu den Containerstationen zusammenhänge. „Unser Stationsreinigungsteam berichtet von keiner nennenswerten Mehrbelastung, einzelne Tage ausgenommen. Generell stellen wir fest, dass an den Containerstationen die Ablagerungsmenge glücklicherweise rückläufig ist“, so Fink. Auch der PPK-Entsorger sei mit dem aktuellen Zustand zufrieden. Mehrmengen in den Sammelcontainern und abgestelltes Material im Umfeld habe lediglich in der ersten Lockdown-Phase zu einem deutlich höheren Sammel- und Sauberhaltungsaufwand geführt. Eine Änderung des Sammel- und Reinigungsintervalls sei mit Ausnahme dieser kurzen Phase im weiteren Jahresverlauf nicht erforderlich gewesen.
Fink weist daraufhin, dass sperrige Kartonagen besser auf den Wertstoffhöfen aufgehoben seien. Wer sie dennoch in Container werfen wolle, sollte sie vor dem Einwurf falten oder am besten zerreißen, um das Containervolumen bestmöglich zu nutzen. Nicht jeder Container, der auf den ersten Blick voll aussehe, sei auch überfüllt. „Nachstopfen“und die Nutzung der rückseitigen Container-Einwurföffnungen helfe oft weiter, so Fink. Bei vollen Behältern solle die nächste Entsorgungsstelle aufgesucht und Material keinesfalls an den Containerstationen abgestellt werden. Wilde Müllablagerungen neben Containern können mit Bußgeldern bis zu 3500 Euro belegt werden.