Mittelschwaebische Nachrichten
Ist das Kunst oder kann das weg?
Hundekot – nicht nur in Wald und Wiesen: Wie eine Familie aus Krumbach mit kleinen Fähnchen auf die tierischen Hinterlassenschaften aufmerksam machen möchte
Krumbach Die Idee kommt der jungen Frau aus Krumbach, während sie das Frühstück für ihre Familie vorbereitet und aus dem Fenster blickt. Was sie da sehen muss, ist für den Frühstückstisch eindeutig ungeeignet: „Ein großer Hund hat einen entsprechend großen Haufen direkt neben unsere Gartenmauer gesetzt.“Dagegen will sie etwas tun – einen konstruktiven Vorschlag unterbreitet ihr Sohn. Seitdem wehen in Krumbach über 70 kleine Fähnchen in lauen Lüftchen.
Mit ihrem Mann und den beiden Kindern wohnt die junge Frau neben einer großen Wiese, auf der sich immer wieder zahllose weitere Ansammlungen unappetitlicher Hundeausscheidungen im Gras verbergen. „Mein jüngerer Sohn fängt gerade an zu laufen – der fällt natürlich oft mal hin.“Und landet regelmäßig in den tierischen Hinterlassenschaften. Eine nähere Beschreibung eines derart unschönen Szenarios scheint unnötig – das vermag sich jeder selbst auszumalen. „Ständig müssen wir den Kleinen ermahnen, aufzupassen, wo er hintritt … Dabei wollen wir einfach nur raus an die frische Luft und ihn in der Natur unbeschwert rumtollen lassen.“Natürlich kann sich auch die zweifache
Mutter ob der leichten Absurdität des Themas das Lachen nicht verkneifen. Ihr älterer Sohn ist es, der sich – genervt von den vielen Verdauungshinterlassenschaften – mit einem konstruktiven Vorschlag einbringt: „Da muss überall ein Schild hin, damit die Leute nicht reintreten.“
Die Mama greift die Idee ihres Sprösslings auf und bastelt mit viel Hingabe kleine Fähnchen mit drei verschiedenen Motiven: Eines mit bildlicher Darstellung eines Hundehaufes, ein zweites mit der meinungsstarken Aufschrift „Ist doch Kacke!“und schließlich die dritte – geradezu philosophische – Variante:
„Ist das Kunst oder kann das weg?“
Über 70 dieser Fähnchen steckt die Familie in ihrer nahen Umgebung in ebenso viele Häufchen, die jenseits der Wege die Stadt verminen. „Wir wollten so die Masse sichtbar machen“, erklärt die Krumbacherin. Ihr Appell an alle Hundehalter: „Bitte nehmt die Haufen mit“, fordert sie in einer bemerkenswerten Mischung aus Erheiterung und Verzweiflung. „Ich kenn mich zwar nicht mit den Ausscheidungsgewohnheiten von Hunden aus, aber es muss doch möglich sein, wenigstens ein Gebüsch zu suchen oder eben die dafür vorgesehenen Entsorgungsstationen zu nutzen.“
Beate Nauert kennt sich aus mit Hunden. Die Vorsitzende des Krumbacher Ortsverbandes des Vereins für Deutsche Schäferhunde hat bestimmt eine andere Meinung zum Thema. „Ich habe vollstes Verständnis für diese Aktion“, erklärt sie. „Ich schäme mich für so manchen Hundehalter - die Hunde selbst können ja nix dafür.“
„Ich habe immer Tüten dabei, wenn ich mit meiner Schäferhündin unterwegs bin. Dann bin ich vorbereitet und ich erspare mir auch Ärger mit anderen Anwohnern“, bekräftigt sie. Gerade morgens, wenn es noch dunkel ist oder spät abends sieht man beim Gassi gehen ja nicht, wo der Hund oder man selbst hineintritt. „Manchmal, wenn ich noch eine größere Runde vor mir habe, stelle ich die Tüte schon mal am Gehwegrand ab, nehme sie aber auf dem Rückweg wieder mit. In Krumbach gibt es zahlreiche Hundekotbeutelspender
mit Abfallbehältern, die von der Stadt kostenlos zur Verfügung gestellt werden. Das ist doch ein toller Service für Hundehalter.“
Der Schäferhundeverein mit rund 30 Mitgliedern hat sein Übungsgelände zwischen Krumbach und Billenhausen. Dort sind viele Spaziergänger mit Hunden unterwegs. „Wir haben auf unserem Vereinsgelände zum Teil schon bis zu 40 Hundehaufen vorgefunden“, erinnert sich Nauert. Der Zusammenhalt im Verein sei jedoch groß, und dank einer Spende der Stadt Krumbach und der Sparkasse Günzburg-Krumbach konnten die Hundefreunde ihren Übungsplatz in vielen Arbeitsstunden einzäunen. „Von Mitte Oktober bis Ende November 2020 haben alle tatkräftig mitgeholfen“, freut sich die Vorsitzende. Der Zaun bietet Schutz vor Verunreinigung durch Hundekot, aber auch beispielsweise vor Wildschweinen, die gelegentlich den Platz verwüstet haben.
Und was sagt eigentlich das Ordnungsamt zu der Fülle an Fäkalien? Mathias Vogel, dessen Leiter, verrät: „Wird ein Täter auf frischer Tat ertappt, ist ein Bußgeld fällig.“Bisher sei es in Krumbach aber noch nicht dazu gekommen. „Die rechtliche Grundlage bildet das Ortsrecht.“Nämlich illustre Werke wie die „Verordnung über die Reinhaltung und Reinigung der öffentlichen Straßen und die Sicherung der Gehbahnen im Winter“oder die „Satzung über die Benutzung öffentlicher Grünanlagen“. Da heißt es in Paragraf vier: „Verunreinigungen durch Hundekot sind vom Hundehalter umgehend zu beseitigen und ordnungsgemäß zu entsorgen.“
Damit dürfte zumindest klar sein: Willkürlich verteilter Hundekot ist keine Kunst. Kann also weg.
Über 70 Fähnchen hat die Familie schon verteilt
Wer erwischt wird, dem droht ein Bußgeld