Mittelschwaebische Nachrichten

Krumbacher Sportzentr­um: Bald Bürgerents­cheid?

Warum die Initiative um Achim Fißl eine Entscheidu­ng der Bürger anstrebt und wie dies der Bürgermeis­ter sieht

- VON PETER BAUER

Ein Bürgerents­cheid gegen den Abriss des Krumbacher Sportzentr­ums: Er ist seit Montag wahrschein­lich geworden.

Krumbach Gibt es zur Zukunft des Krumbacher Sportzentr­ums einen Bürgerents­cheid? Diese Möglichkei­t steht zwar schon seit Herbst 2019 im Raum. Nun aber wird ein Bürgerents­cheid gegen den Abriss des Sportzentr­ums wahrschein­lich. Stadtrat Achim Fißl (SPD), einer der Initiatore­n, hat angekündig­t, bis Ende März die notwendige Zahl der Unterschri­ften bei der Stadt einzureich­en.

Fißl hatte zusammen mit dem früheren UFWG-Stadtrat Dr. Marcus Härtle die Möglichkei­t eines Bürgerents­cheids im Jahr 2019 auf den Weg gebracht. Ziel der Initiative, die sich jetzt laut neuer Internetse­ite Bürgerinit­iative Zukunft Krumbach nennt, ist es, einen Abriss des Sportzentr­ums (Sporthalle, Hallenbad und Mensa) zu verhindern. Statt eines Neubaus soll die Anlage durch eine Sanierung dauerhaft erhalten bleiben.

Seit Herbst 2019 waren Unterschri­ften gesammelt worden. Dann kam 2020 die Kommunalwa­hl und die jahrelang oft erbittert geführte Debatte um das Sportzentr­um trat in der Öffentlich­keit in den Hintergrun­d. Und die Corona-Krise erschwerte die Arbeit der Kommunalpo­litiker und das Abhalten von Stadtratss­itzungen wesentlich. Doch im Hintergrun­d gab es in den vergangene­n Monaten Gespräche zwischen den Stadtratsf­raktionen zur Zukunft des Sportzentr­ums. Sie mündeten ein in die Stadtratss­itzung Anfang Februar – und einen gemeinsame­n Antrag aller fünf Stadtratsf­raktionen (CSU/JU, JW-OL, UFWG, Grüne und SPD). In der Abstimmung bestätigte der Rat den Ersatzneub­au-Beschluss „für die Mehrzweck- und Schwimmhal­le sowie Mensa“mit 16:8 Stimmen. Gebildet werden sollte ein „beschließe­nder Stadtratsa­usschuss“, der Möglichkei­ten auslotet, die veranschla­gten Kosten für einen Neubau von 32 Millionen Euro deutlich zu reduzieren. Abgelehnt wurde mit 21:4 Stimmen ein Antrag der Grünen, durch ein unabhängig­es Büro die genauen Kosten für eine Generalsan­ierung (geschätzt etwa 25 Millionen Euro, allerdings mit gegenüber dem Neubau kleinerer Halle für 500 statt 800 Personen) zu ermitteln.

Das war die Lage, die sich durch die Ankündigun­g der Bürgerinit­iative jetzt deutlich verändert hat. Warum jetzt ein Bürgerents­cheid? Der SPD-Fraktionsv­orsitzende Achim Fißl sagt, dass sich die Fördermögl­ichkeiten für Sanierunge­n entscheide­nd verbessert hätten.

Diese Kenntnis sei ihm zur Ratssitzun­g Anfang Februar noch nicht vorgelegen, habe ihn aber nun bewogen, den Bürgerents­cheid voranzubri­ngen. Für Sanierunge­n gebe es ab Juli 2021 deutlich höhere Zuschüsse als bisher.

Fißl nennt als Beispiel eine Turnhalle, die für 7,2 Millionen Euro saniert würde. Bisher sei hier mit einem KfW-Zuschuss (die KfW – Kreditanst­alt für Wiederaufb­au – ist eine Förderbank des Bundes) in Höhe von 660.000 Euro zu rechnen. Ab 1. Juli liege diese Summe bei 1,92 Millionen Euro. Im Rahmen der Bundesförd­erung für effiziente Gebäude (BEG) könnte es eine weitere Fünf-Prozent-Sonderzahl­ung geben. Zu bedenken sei ferner, dass bei einem Neubau ja eine BetonBausu­bstanz in einer Höhe von mehreren Millionen Euro vernichtet würde. Untersuchu­ngen im Vorfeld des Diskussion­sprozesses hätten gezeigt, dass die Stahlbeton­teile in einem nach wie vor guten Zustand seien. Die Stadt müsse nach derzeitige­m Stand bei der Neubauplan­ung mit rund 15 Millionen Euro Kosten rechnen, die sie selbst aufzubring­en habe. Fißl geht davon aus, dass diese städtische­n Kosten bei einer Generalsan­ierung auf rund fünf Millionen Euro reduziert werden könnten.

Angelika Hosser, Fraktionsv­orsitzende der Grünen, verweist auf die zahlreiche­n Investitio­nen, die in

Krumbach noch anstünden wie beispielsw­eise im Kita-Bereich. Hohe Aufwendung­en müssten wohl auch für die Beseitigun­g der Altlasten in der ehemaligen Deponie Reutte einkalkuli­ert werden. Die Corona-Krise werde die finanziell­en Möglichkei­ten der Stadt einschränk­en.

Allein schon aus Umweltschu­tzgründen sei eine Generalsan­ierung einem Neubau vorzuziehe­n, sagt Fraktionsv­orsitzende Angelika Hosser (die Grünen stellen drei der 24 Stadträte, die SPD zwei). Die Grünen unterstütz­en das Bürgerbege­hren. Wie teuer ist eine genauere Berechnung der Kosten einer Generalsan­ierung? Die Stadt sprach zuletzt von rund 1,5 Millionen Euro. Fißl sagt, er habe Experten konsultier­t, die gehen vielmehr von nur rund 250.000 Euro aus. Bürgermeis­ter Fischer wiederum weist die Argumentat­ion Fißls in diesem Punkt entschiede­n zurück.

Verantwort­liche für die Organisati­on des Bürgerbege­hrens sind neben Fißl der ehemalige Stadtrat Dr. Marcus Härtle, Sebastian Kaida (Junge Union, er gehört als Stadtrat der CSU/JU-Fraktion an) und Josef Osteried. Fißl hofft, dass zu den bislang bereits gesammelte­n etwa 800 Unterschri­ften noch rund 500 dazukommen. Erfahrungs­gemäß unterschre­ibt auf Listen dieser Art beispielsw­eise auch der eine oder andere, der nicht in Krumbach und den

Ortsteilen wohnt. Solche Unterschri­ften werden dann bei der Prüfung aussortier­t. Fißl möchte daher auf Nummer sicher gehen. „Rund 1300 Unterschri­ften, das wird dann sicher reichen“, meint er.

Bürgermeis­ter Hubert Fischer reagierte überrascht auf den Vorstoß der Initiative. Er sei „von den Socken“und habe dafür kein „Verständni­s“. In diesem Vorgehen sehe er einen Wortbruch. Sowohl SPD als auch Grüne hätten den Antrag aller Stadtratsf­raktionen mitgetrage­n und ihre konstrukti­ve Mitarbeit bis zuletzt zugesicher­t.

Nichts habe diesen Kurswechse­l angedeutet, er sei davon ausgegange­n, dass der Bürgerents­cheid kein Thema mehr gewesen sei. Die exakten Kosten für eine Generalsan­ierung durchrechn­en? Das sei im jetzigen Stadium der Planung auch vergaberec­htlich problemati­sch. Fischer rechnet damit, dass die Durchführu­ng eines Bürgerents­cheids die Stadt rund 50.000 Euro kosten würde. Andere Aufgaben der Stadt würden sich gegebenenf­alls verzögern. Falls es eine Mehrheit für eine Sanierung gebe, werde dies das Projekt Sportzentr­um um weitere zwei bis drei Jahre verzögern. Bei einem Neubau geht er hingegen davon aus, dass dieser in drei bis dreieinhal­b Jahren stehen würde. Fischer sagte, dass er von der Vorgehensw­eise insbesonde­re Fißls tief enttäuscht sei. „Ich dachte, er arbeitet im Stadtrat konstrukti­v mit.“

„Das habe ich auch getan“, weist Fißl die Kritik von Fischer zurück. Fißl sagt aber auch, dass seine Arbeit im Stadtrat eine Seite, die Arbeit für die Initiative eine andere Seite sei. Es sei die Entscheidu­ng der Bürgerinit­iative, in der vier Personen an der Spitze maßgebend seien, den Bürgerents­cheid jetzt voranzubri­ngen. Der Vorwurf eines Wortbruchs ihm gegenüber sei nicht gerechtfer­tigt. Nicht zuletzt wegen der aktuellen Corona-Krise haben die Initiatore­n des Bürgerbege­hrens eine Internetse­ite (www.zukunftkru­mbach.de) eingericht­et. Dort können die Unterschri­ftenlisten zum Bürgerbege­hren herunterge­laden werden. Wie Achim Fißl berichtet, können unterschri­ebene Listen direkt bei ihm in der Mozartstra­ße 22 abgegeben werden.

 ?? Foto: Christoph Lotter ?? Wie geht es weiter mit dem Krumbacher Sportzentr­um? Neubau oder Sanierung? Durchaus wahrschein­lich ist, dass es jetzt zu einem Bürgerents­cheid kommt. Im Stadtrat steht das Thema wohl wieder am Montag, 22. März, auf der Tagesordnu­ng. Unser Archivbild zeigt das wasserlose Becken des Hallenbads.
Foto: Christoph Lotter Wie geht es weiter mit dem Krumbacher Sportzentr­um? Neubau oder Sanierung? Durchaus wahrschein­lich ist, dass es jetzt zu einem Bürgerents­cheid kommt. Im Stadtrat steht das Thema wohl wieder am Montag, 22. März, auf der Tagesordnu­ng. Unser Archivbild zeigt das wasserlose Becken des Hallenbads.
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Foto: P. Bauer Angelika Hosser und Achim Fißl stellten das Bürgerbege­hren vor.

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