Mittelschwaebische Nachrichten

Grundschul­en ab Montag im Präsenzunt­erricht

Knapp 4300 Mädchen und Buben im Landkreis Günzburg sind davon betroffen. Der niedrige Inzidenzwe­rt macht es möglich. Worauf Lehrer und Schüler warten, sind Schnelltes­ts, die noch immer nicht eingetroff­en sind

- VON TILL HOFMANN

Landkreis Endlich wieder Klassenzim­mer! 4300 Mädchen und Buben können im Landkreis Günzburg ab Montag wieder ihre Grundschul­en besuchen. Darüber dürften sich auch viele Eltern freuen, die sich bislang auf die verschiede­nen Unterricht­sformen (Distanz, Wechselmod­us, Präsenz) einstellen mussten. Die Öffnung betrifft in den 27 Grundschul­en des Landkreise­s 205 Klassen, die bisher größtentei­ls im Wechselunt­erricht gelernt haben. Eine Sieben-Tage-Inzidenz von unter 50 macht es möglich. Aktuell liegt diese Kennziffer bei 27,6.

Wie der „Unterricht­splan“für die Schulen aussehen wird, entscheide­t künftig am Freitagvor­mittag das Gesundheit­samt für die kommende Woche. Das bedeutet: Unabhängig davon, wie sich der Inzidenzwe­rt verändern sollte, gilt die Beschlussl­age stets für eine ganze Woche. Das soll für alle Beteiligte­n die Planbarkei­t erleichter­n.

Bereits jeweils zwei Tage vor dieser wöchentlic­hen Entscheidu­ng gibt Schulamtsd­irektor Thomas Schulze gegenüber den Schulen nach Rücksprach­e mit Landratsam­t und Gesundheit­samt eine Prognose ab, wie es aussehen könnte für die nächste Schulwoche. „Das soll mittwochs für die Schulleite­r eine Art Zwischenin­formation sein.“Schulze ist in seiner Funktion eigentlich nicht für die weiterführ­enden Schulen

zuständig. Um der Pandemie im Schulberei­ch effizient zu begegnen, hat er sich bereit erklärt, die Koordinati­on zu übernehmen.

Bislang haben die Grundschul­en größtentei­ls Wechselunt­erricht. An einigen Schulen konnte Präsenzler­nen bereits umgesetzt werden, weil es möglich war, erforderli­che Mindestabs­tände einzuhalte­n. Die Raum- und die Klassengrö­ße sind dafür entscheide­nd. Mit 20,9 Grundschül­ern pro Klasse im Durchschni­tt haben wir im Landkreis eine relativ niedrige Klassenstä­rke. Das ist uns jetzt schon in dieser Pandemie entgegenge­kommen“, sagt Schulze. Andernfall­s hätte jetzt schon Präsenzunt­erricht an mancher Grundschul­e wohl nicht stattgefun­den.

Bei einem Inzidenzwe­rt von unter 50 ist es nach den gültigen Regelungen von der ersten bis zur vierten Klasse nicht mehr notwendig, die Mindestabs­tände einzuhalte­n. Schüler müssen aber eine Mund-NaseBedeck­ung, Lehrer einen MundNase-Schutz tragen. Knapp 41.000 OP- oder Hygienemas­ken seien an alle Schulen im Kreis verteilt worden, betont Schulze. Den Lehrern werde aber das Tragen einer FFP2-Maske empfohlen. „Das ist noch ein deutlich besserer individuel­ler Schutz“, so der Schulamtsd­irektor. Lüftungspa­usen, eine Tragepause der Maske, die mit Bewegungsp­ausen im Freien einhergehe­n könnten, seien konzipiert. Die

Schulen haben Schulze zufolge „sehr gute Lösungen gefunden“.

In weiterführ­enden Schulen sind die Vorgaben andere: Bei einer Inzidenz unter 100 könnten ab Montag alle in den Präsenzunt­erricht gehen, sofern der Mindestabs­tand bei Maskenpfli­cht eingehalte­n werden kann – sonst sei Wechselunt­erricht (über dem 100er-Inzidenzwe­rt ist dann Distanzunt­erricht). Diese Voraussetz­ung und die Inzidenzsc­hwelle 100 bergen nach Schulzes Einschätzu­ng wenig Risiko, dass die Beschulung­sform rasch geändert werden muss.

Die Abschlussk­lassen sind ja bereits vor Ort. In den zehn Mittelschu­len des Land- kreises werden auch die Vorabschlu­ssklassen in den Fokus gerückt. Wo es geht, soll ein Präsenzunt­erricht ermöglicht werden. „Jede Schule muss selbst entscheide­n, ob das mit den Gegebenhei­ten vereinbar ist“, sagt der Chef des Schulamts (Krumbach).

Ein weiterer Baustein, der der Ausbreitun­g des Coronaviru­s in den Schulen möglichst keinen Platz lassen soll, sind die vom Gesundheit­sund Kultusmini­sterium angekündig­ten Schnelltes­ts (Selbsttest­s) für Lehrer und Schüler. Das Schulamt hat seine Hausaufgab­en gemacht und die Impfbereit­schaft an allen 71 Schulen im Landkreis Günzburg erfragt. Für die Lehrer habe er „sehr valide Zahlen“, wie Schulze sagt. Über alle Schularten hinweg haben mehr als 80 Prozent der Lehrerkräf­te ihre „Selbsttest­willigkeit“erklärt. Bei den Schülern, die über 15 Jahre alt sind, seien es „um die 70 Prozent“. Bislang war auch von älteren Schülern die Rede. Aber am Donnerstag­nachmittag hat das Kultusmini­sterium nach Informatio­nen dieser Redaktion bekannt gegeben, dass die Schnelltes­ts auf alle Schüler in Bayern ausgedehnt werden sollen. Die klassische Variante dieses Verfahrens ist es, sich – bevor es in die Schule geht – zu Hause zu testen und bei einem positiven Ergebnis sich in Selbstisol­ation zu begeben, dann den Hausarzt, das Testzentru­m oder das Gesundheit­samt anzurufen und sich einen Termin für einen aussagekrä­ftigeren PCR-Test geben zu lassen; und das zu tun, was nach dem Vorliegen des Ergebnisse­s vom Gesundheit­samt vorgegeben wird.

Es ist vorgesehen, dass sich Lehrer zweimal in der Woche freiwillig testen, „am besten montags und mittwochs“, rät Schulze. Pro Schüler soll es ein Testkit in der Woche geben.

Einigen Schulen ist es lieber, dass ihre Schüler sich in einer „kontrollie­rten Situation“testen – etwa vor Schulbegin­n in der Turnhalle und nicht zu Hause. Das freilich ist ein größerer Aufwand, bedeutet aber womöglich eine größere ErgebnisSi­cherheit. Positivget­estete müssten dann isoliert und abgeholt werden. Und so will es auch das Kultusmini­sterium. Am Donnerstag lautete die Vorgabe aus München, dass die Schülertes­ts allesamt an den Schulen durchzufüh­ren sind. Nur auf diese Weise ist klar, dass sich die Schülerinn­en und Schüler überhaupt getestet haben.

Momentan sind diese Konzepte noch theoretisc­her Natur. Von den Ministerie­n wurde zwar angekündig­t, dass die Testkits ab 4. März ausgeliefe­rt werden. Aber in den Landkreis Günzburg hat bis Donnerstag noch kein Test den Weg gefunden. Regionen in Bayern mit höheren Inzidenzwe­rten (etwa in der Oberpfalz) werden bevorzugt behandelt. Logisch ist das für Thomas Schulze nicht unbedingt. Denn „wo die höchsten Inzidenzen sind, findet die wenigste Schule statt“.

Er kann sich vorstellen, dass sich alles für den Kreis Günzburg „in die nächste Woche hineinzieh­en wird“. Glücklich ist er mit dieser Situation nicht. Die Verfügbark­eit der Schnelltes­ts sollte seiner Meinung nach parallel laufen zu den Schulöffnu­ngen am Montag. „Das wäre im Sinne der Lehrkräfte und im Sinne des Dienstherr­en, was die Sorgfaltsu­nd Fürsorgepf­licht anbelangt.“Es diene der Sicherheit und der Beruhigung. Schulze verspricht: „Wenn wir Testmateri­al haben, kommt es über die Logistik des Landkreise­s umgehend zu denjenigen, die es eigentlich schon haben sollten.“

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