Mittelschwaebische Nachrichten
Ich weiß wieder, warum ich faste
Mein Ziel für die Fastenzeit war, weniger Zeit vor dem Handybildschirm zu verbringen und vor allem weniger mit sozialen Medien – Facebook, Instagram, Twitter und Co. Dass ich nie ganz darauf verzichten werden kann, war mir eigentlich klar. Zu viel der Kommunaktion mit Freunden und Familie läuft inzwischen übers Smartphone. Als Journalistin interessieren und verfolge ich Nachrichten aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft mit viel Interesse. Auf Twitter stolpere ich immer wieder über spannende Themen. Da ist der Algorithmus mein Freund. Neulich bin ich dann doch schwach geworden und hing längere Zeit am Handy und klickte mich durch verschiedene Apps. Das Überraschende: Es hat nicht lange gedauert, bis ich wieder wusste, warum ich Abstand von dieser Art medialer Welt gewinnen wollte. Der Ton in den Kommentarspalten ist oft rau, häufig unsachlich und nicht selten von Hass geprägt. Das frustriert auf die Dauer. Es macht mich wütend und ein bisschen traurig. Wenn es zum Beispiel um Themen wie Feminismus und Rassismus geht, kann man nach dem Durchscrollen durch Userbeiträge fast nur verzweifeln angesichts der vielen Menschen, die Erfahrungsberichte Betroffener oder Statistiken zu struktureller Benachteiligung gekonnt ignorieren und die Probleme kleinreden. Natürlich hilft es dann nicht, die Augen zu verschließen und andere extreme Meinungen zu ignorieren. Ich bilde mir ein, mit eigenen Kommentaren, dann wenigstens ein bisschen beitragen zu können, einer nicht hasserfüllten, menschenfreundlicheren Perspektive Raum zu geben. Doch ab und zu ist es ganz heilsam, das Smartphone abzuschalten und sich Zeit für sich zu nehmen ohne mit den Meinungen und Äußerungen Tausender Fremder konfrontiert zu sein.