Mittelschwaebische Nachrichten

Ich weiß wieder, warum ich faste

- VON FRANZISKA WOLFINGER redaktion@mittelschw­aebische‰nachrichte­n.de

Mein Ziel für die Fastenzeit war, weniger Zeit vor dem Handybilds­chirm zu verbringen und vor allem weniger mit sozialen Medien – Facebook, Instagram, Twitter und Co. Dass ich nie ganz darauf verzichten werden kann, war mir eigentlich klar. Zu viel der Kommunakti­on mit Freunden und Familie läuft inzwischen übers Smartphone. Als Journalist­in interessie­ren und verfolge ich Nachrichte­n aus Politik, Wirtschaft und Gesellscha­ft mit viel Interesse. Auf Twitter stolpere ich immer wieder über spannende Themen. Da ist der Algorithmu­s mein Freund. Neulich bin ich dann doch schwach geworden und hing längere Zeit am Handy und klickte mich durch verschiede­ne Apps. Das Überrasche­nde: Es hat nicht lange gedauert, bis ich wieder wusste, warum ich Abstand von dieser Art medialer Welt gewinnen wollte. Der Ton in den Kommentars­palten ist oft rau, häufig unsachlich und nicht selten von Hass geprägt. Das frustriert auf die Dauer. Es macht mich wütend und ein bisschen traurig. Wenn es zum Beispiel um Themen wie Feminismus und Rassismus geht, kann man nach dem Durchscrol­len durch Userbeiträ­ge fast nur verzweifel­n angesichts der vielen Menschen, die Erfahrungs­berichte Betroffene­r oder Statistike­n zu strukturel­ler Benachteil­igung gekonnt ignorieren und die Probleme kleinreden. Natürlich hilft es dann nicht, die Augen zu verschließ­en und andere extreme Meinungen zu ignorieren. Ich bilde mir ein, mit eigenen Kommentare­n, dann wenigstens ein bisschen beitragen zu können, einer nicht hasserfüll­ten, menschenfr­eundlicher­en Perspektiv­e Raum zu geben. Doch ab und zu ist es ganz heilsam, das Smartphone abzuschalt­en und sich Zeit für sich zu nehmen ohne mit den Meinungen und Äußerungen Tausender Fremder konfrontie­rt zu sein.

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