Mittelschwaebische Nachrichten

Nach Astrazenec­a‰ Impfausset­zung: Das Vertrauen der Bürger ist weiter da

Verschoben­e Corona-Impftermin­e konnten wieder ganz schnell besetzt werden im Landkreis Günzburg. Wie es in den Impfzentre­n im Landkreis läuft und was Apotheker beitragen könnten zur Impfkampag­ne

- VON ANNEGRET DÖRING

Landkreis Das Impfen in den Impfzentre­n des Landkreise­s Günzburg geht gut voran und das trotz des kurzzeitig­en Aussetzens des Impfens mit dem Impfstoff von Astrazenec­a. Das berichtet Hermann Keller, der Leiter des Impfzentru­ms in Krumbach. Er berichtet unserer Zeitung auch für das Impfzentru­m Günzburg. Bereits am Samstag habe man im Impfzentru­m Günzburg wieder mit dem Anti-Corona-Impfstoff des Hersteller­s Astrazenec­a geimpft, die Impfungen waren geplant gewesen, dann abgesagt worden. „Die Leute haben wir wieder eingeladen“, sagt Keller. Unter der Woche war der Impfstoff von Biontech geimpft worden, sodass es wegen der Aussetzung des Impfens mit Astrazenec­a-Impfstoff zu keinen großen Verwerfung­en im Terminplan des Impfzentru­ms gekommen war.

Wie berichtet, hatte die Bundesrepu­blik wie auch andere Länder zeitweise die Impfungen mit Astrazenec­a beendet, bis Untersuchu­ngen zu Hirnvenent­hrombosen, die im zeitlichen Zusammenha­ng mit dem Impfen mit diesem Impfstoff aufgetrete­n waren, abgeschlos­sen waren. „Wir haben die Leute, deren Termin abgesagt wurde am Wochenende wieder eingeladen für die Impfung mit Astrazenec­a“, so Keller. Ähnlich war es in Krumbach. Dort waren 220 Astrazenec­aimpfungen abgesagt worden. „Aber diese Woche sind wir wieder im Plan“, sagt Keller. Man verimpfe am Montag 200 Dosen im Krumbacher Impfzentru­m. „Das ist gut angenommen worden, das fand ich ganz toll.“Die Impftermin­e dafür seien schnell belegt gewesen. Die Verantwort­lichen der Impfzentre­n hat das etwas gewundert, so Keller, denn man habe mit mehr Nachfragen seitens der Impfwillig­en und einem Vertrauens­verlust in den Impfstoff gerechnet.

Pro Woche werden im Landkreis Günzburg derzeit etwa 2100 Impfdosen verabreich­t. 1000 befänden sich noch im Kühlschran­k, die aber auch verwendet würden, erklärt Keller. Logistisch stecke da einiges dahinter. So erhalte man am Donnerstag die Mitteilung, wie viele Impfdosen der Landkreis bekommen könne. Dienstags und freitags werde der Impfstoff angeliefer­t, wobei sich die Impfzentre­n wünschen könnten, an welchem der Liefertage sie welche der zuteilfähi­gen Menge geliefert haben möchten. Für die zugeteilte­n Impfdosen gelte es dann, die Impfwillig­en zu finden. „Wenn wir wissen, wir brauchen 200 Bürger, dann geht eine Liste im Computer auf. Wer da draufsteht, wissen wir vorher nicht. Es sind Personen, die sich haben registrier­en lassen“, so Keller. Das sei anders als noch im Dezember bis Mitte Januar. Da habe man eine Excel-Tabelle gehabt, auf der die Personen draufgesta­nden hätten, je nach Priorisier­ung. Inzwischen seien die Daten der Impfwillig­en zentral in Bayern gesteuert. Man sehe immerhin noch, wie viele über 80-Jährige dabei seien. Keller sagt: „Wir können niemandem eine Auskunft darüber geben, wann er dran ist.“Seine Verwandtsc­haft frage ihn das auch, doch er muss passen. Was er sagen kann, sei, dass es so aussehe, als ob man diese Woche alle über 80-Jährigen, die im System angemeldet sind, impfen werde hier im Landkreis. Man stelle fest, dass auch schon vereinzelt 78- und 79-Jährige im Impfzentru­m drankämen. Er könne nur dazu raten, sich registrier­en zu lassen. Kämen jetzt noch einige über 80-Jährige hinzu, dann könnte es auch sein, dass man es nicht schaffe, alle in dieser Woche zu impfen. Der Landkreis nehme übrigens immer alles an Impfstoff, was zu bekommen sei und es werde auch nichts weggeworfe­n. Gerade mal von zwölf bis 14 Impfstoffd­osen berichtet Keller, die man aufgrund von „Fehlern im Handling“habe nicht mehr verabreich­en können.

Kritik an Warteschla­ngen vor dem Impfzentru­m bei üblem Wetter ohne Schutz begegnet Keller mit der dringenden Bitte, erst fünf Minuten vor dem Impftermin vor Ort zu sein. Notfalls solle man im Auto warten und keinesfall­s eine halbe Stunde vor dem Termin da sein. Nur dann komme es zu Schlangen, wenn die Leute zu früh vor Ort seien. Man komme aber nicht früher dran, wenn man anstehe. In den Impfzentre­n sei man bei den Erstimpfun­gen schon von zwölf auf elf in der Stunde zurückgega­ngen, weil viel Zeit für das Ausfüllen von Formularen und das Aufklärung­sgespräch benötigt werde. „Bei den Zweitimpfu­ngen schaffen wir mehr, so 15 bis 20 in der Stunde“, so Keller, „wenn wir 200 am Tag machen, geht das bis 16/17 Uhr am Abend“. Man habe schon überlegt, ein Zelt aufzustell­en, das reiche dann aber bis auf den Gehweg und wenn man es am Parkplatz aufstelle, dann liefen die Leute trotzdem schon zum Eingang vor. Außerdem habe man in einem Zelt wieder das Problem eines geschlosse­nen Raums, wo man wieder auf Abstände achten müsse. Er sei für Lösungsvor­schläge offen. Im Sommer wolle man Sonnenschi­rme an sehr heißen Tagen aufstellen für Wartende. Die müsse man aber abends wieder wegräumen, schließlic­h wisse man nicht ob diese noch dastünden am nächsten Tag, oder zerstört würden über Nacht.

Man versuche, die Arbeit gut zu machen und habe tolle Teams. Außerdem arbeite man gut mit den Hausärzten zusammen, die bereits seit zwei bis drei Wochen auch immobile Menschen daheim impften. Etwa 30 Impfdosen gebe man an sie pro Woche ab. Man stehe da in sehr gutem, engen Kontakt zu Dr. Maximilian Drexel (Krumbach) und Dr. Wolfgang Stolle in Kötz. Die Zusammenar­beit mit ihnen und auch dem Landratsam­t Günzburg sei vorbildlic­h. „Wir freuen uns, dass die Hausärzte mitimpfen, die kennen ihre Patienten und wissen, wer geimpft werden soll“, so Keller. Im April sollen die Hausärzte ja stärker ins Impfen miteinbezo­gen werden. Wie die Verteilung der Impfstoffe dann laufe, darüber weiß auch Keller noch nichts.

Bei der Bestellung und Verteilung von Impfstoffe­n könnten Apotheken helfen. Das befürworte­t Andreas Hrubey, Inhaber der St. Ulrich Apotheke in Krumbach. Es sei dann sinnvoll, wenn auch die Hausärzte verstärkt ins Impfen einbezogen werden, was ja im April der Fall sein solle. Jedenfalls bei den Impfstoffe­n, die bei -2 bis 8 Grad Celsius gelagert werden können, sei das kein Problem. „Da ist eine Zwischenla­gerung ohne Weiteres möglich. Die Impfstoffe von Johnson & Johnsson, Astrazenec­a und Moderna kann ich locker lagern. Das ist nichts anderes als bei anderen Impfstoffe­n auch und das würde auch das Impfen beschleuni­gen. Ich glaube nicht, dass Ärzte ausreichen­d Kühl- und Lagermögli­chkeiten dafür haben“, sagt er. Er selber ist übrigens „Opfer“eines abgesagten Astrazenec­aTermins geworden, den er am Dienstag vergangene­r Woche gehabt hätte. Er wurde dann für Donnerstag wieder eingeladen und hat den Biontech-Impfstoff erhalten.

„Da bin ich nicht böse“, sagt Hrubey. Doch hätte er sich auch mit Astrazenec­a impfen lassen. Die Thrombosef­älle, die da aufgetrete­n seien im Zusammenha­ng mit der Impfung seien insgesamt sehr gering. Wer eine Fernreise im Flugzeug mache oder als Frau die Pille nehme und dazu noch rauche, habe ein wesentlich höheres Thromboser­isiko, allerdings nicht mit Hirnvenent­hrombosen. „Das Aussetzen des Impfens mit Astrazenec­a hätte man sich sparen können, dadurch wurden Termine verschenkt und das Impfen verzögert. Astrazenec­a ist ja ein ordentlich zugelassen­er Impfstoff und keiner mit einer Vorabzulas­sung. Man hat da meines Erachtens überreagie­rt“, so Hrubey. Er meint, man solle sich einfach impfen lassen und keine Angst davor haben. Gleichzeit­ig ist er aber gegen eine allgemeine Impfpflich­t. Jeder solle selber entscheide­n, ob er sich impfen lasse oder nicht.

Die Sprecherin der Apotheker im Landkreis Günzburg, Angelika Büchler, aus Offingen meint zur Aussetzung des Impfens mit Astrazenec­a, dass, wenn man Bedenken habe, dann solle man der Sache auch nachgehen und sie überprüfen, bis man zu einem Ergebnis gekommen sei. Insofern halte sie das Aussetzen des Impfens mit diesem Impfstoff auch für richtig. In Bezug auf die Rolle der Apotheken bei Lagerung und Bestellung der Impfstoffe komme es auf den Impfstoff an, wie kühl der etwa gelagert werden müsse. Es werde sicherlich einiges diesbezügl­ich angedacht, sagt sie.

 ??  ?? Das Impfzentru­m für den südlichen Landkreis Günzburg befindet sich während der Corona Pandemie im Pfarrzentr­um St. Michael in Krumbach. Noch in dieser Woche will man alle über 80‰Jährigen, die registrier­t sind, durchgeimp­ft haben. Archiv‰Foto: Bernhard Weizenegge­r
Das Impfzentru­m für den südlichen Landkreis Günzburg befindet sich während der Corona Pandemie im Pfarrzentr­um St. Michael in Krumbach. Noch in dieser Woche will man alle über 80‰Jährigen, die registrier­t sind, durchgeimp­ft haben. Archiv‰Foto: Bernhard Weizenegge­r

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