Mittelschwaebische Nachrichten
Hat Corona die Geburtenzahlen nach oben getrieben?
So ist die Situation ein Jahr nach dem ersten Lockdown im Landkreis. Welche Vornamen am beliebtesten sind
Landkreis Mehr als ein Jahr ist es her, als im März 2020 der erste Corona-Lockdown in Deutschland ausgerufen wurde. Damals schmunzelten viele über die Vorstellung, dass bei so viel Zeit gemeinsam in den eigenen vier Wänden vielleicht auch die Geburtenrate neun Monate später in die Höhe schnellen könnte. Doch ist es wirklich so gekommen? Wir haben in den Kliniken im Landkreis Günzburg nachgefragt.
Marika Schneider ist mit fast 33 Dienstjahren die dienstälteste Hebamme im Kreißsaal im Klinikum Krumbach. Sie hat schon vielen Babys auf die Welt geholfen. Einen Anstieg in diesem Winter kann sie an den nackten Zahlen zunächst nicht ablesen: Im Dezember 2020 gab es 33 Geburten, das ist eine weniger als im Dezember des Vorjahres. Im Februar 2021 ist der Unterschied noch etwas deutlicher: Es wurden mit 34 sogar fünf Kinder weniger geboren als 2020, als 39 Buben und Mädchen das Licht der
Welt erblickten. Einzig im Januar stiegen die Zahlen von 30 im Jahr 2020 auf 33 Geburten im Jahr 2021. Regelrecht zu explodieren scheinen die Zahlen aber im März: 42 Geburten, Stand 28. März. Zum Vergleich:
Im Vorjahr kamen 28 Kinder im März zur Welt.
Noch mehr aber sieht Schneider die konkreten Auswirkungen der Corona-Einschränkungen auf die werdenden Eltern: Viele frischgebackene Mütter würden das Krankenhaus früher verlassen und mehr Nachsorgetermine über Hausbesuche oder beim Kinderarzt wahrnehmen. Seien sie nämlich einmal aus dem Krankenhaus entlassen, müssten die Mütter zum Beispiel beim Hörscreening, einer der frühen Untersuchungen, vor der Tür warten. Ein anderer Grund: Ohne Tests dürfen Verwandte sie nicht im Krankenhaus besuchen.
In den nächsten Monaten erwartet Schneider aber einen Dämpfer bei den Geburtenzahlen, durch Maßnahmen wie Homeoffice und Kurzarbeit. „Da werden jetzt viele auch planen und sagen: Können wir uns das leisten?“
Thomas Mayer vom Standesamt Krumbach kann im vergangenen Jahr nicht von einem Babyboom sprechen: Wurden 2019 insgesamt 425 Kinder im örtlichen Klinikum und bei Hausgeburten geboren, waren es im Jahr danach 428.
Im Klinikum Günzburg kann Kirsten Wild aus der Pressestelle keine große Veränderung im Vergleich
von Januar bis März dieses Jahres zum Vorjahr feststellen: Vom 1. Januar bis 30. März 2020 wurden dort 155 Geburten registriert, im gleichen Zeitraum ein Jahr später waren es mit 156 nur unwesentlich mehr. „Die Zahlen sind völlig normal. Da ist nichts auf den CoronaLockdown zurückzuführen“, sagt die Kaufmännische Direktorin Gudrun Egner. Einen allgemeinen Trend in den vergangenen Jahren konnte sie auch nicht feststellen.
Aber bei den Vornamen scheint sich etwas geändert zu haben: Laut Julia Ehrlich, Pressesprecherin der Stadt Günzburg, waren im Standesamt Günzburg 2020 die beliebtesten Vornamen Ella (achtmal), Emma und Maya (jeweils siebenmal) bei den Mädchen. Die beliebtesten Jungennamen waren Jonas und Paul (jeweils neunmal) sowie Anton und Elias (jeweils siebenmal). In den ersten drei Monaten des Jahres 2021 dominieren bei den Mädchen Hannah (viermal) und Antonia (dreimal). Bei den Buben waren Paul und Henry (je dreimal) sehr beliebt.