Mittelschwaebische Nachrichten
Neue Details zu Schüssen: Das sagt die Staatsanwaltschaft
Nach dem umstrittenen Einsatz in Krumbach äußert sich die Behörde zum Stand der Ermittlungen, dem Video von dem Vorfall und auch zu einem weiteren Schusswaffeneinsatz am Oberegger Weiher
Krumbach Noch immer beschäftigt der Polizeieinsatz in der RobertSteiger-Straße viele Krumbacher. Wie berichtet, war ein routinemäßiger Einsatz dort eskaliert, ein Beamter schoss mehrfach auf einen offensichtlich geistig verwirrten Mann. Ein Video davon machte in den sozialen Medien die Runde, noch immer wird kontrovers über den Inhalt des Videos diskutiert. Nun hat die Staatsanwaltschaft einige neue Details zu dem Vorfall bekannt gegeben und sich unter anderem dazu geäußert, ob dem Urheber des Videos eine Strafe droht.
Laut Johann-Peter Dischinger von der Staatsanwaltschaft Memmingen habe man mittlerweile alle wichtigen Beweismittel sichergestellt und gesichtet. Unter anderem habe man die beiden Beamten befragt, die bei dem Einsatz als Streife vor Ort waren, das Video der Bodycam des Polizisten und auch das Video des Nachbarn ausgewertet. Anhand
dessen gehe man weiter davon aus, dass der Schusswaffeneinsatz des Beamten gerechtfertigt war.
Der 63 Jahre alte Angreifer habe sich bisher nicht zu dem Vorfall geäußert. Wie berichtet, hatte er sich geweigert, ein fremdes Grundstück zu verlassen, hatte wirre, unzusammenhängende Sätze von sich gegeben, und war nach einem mehrere Minuten dauernden Gespräch mit einem Schraubenzieher und Spielfahrzeugen aus Plastik auf die Beamten losgegangen. Zum Gesundheitszustand des Mannes wollte sich Dischinger auf Nachfrage nicht äußern. „Er erlitt erhebliche Verletzungen, war und ist aber nicht in Lebensgefahr“, so der Staatsanwalt.
Auch zu einer möglichen psychischen Erkrankung gibt es bisher mit Verweis auf die Persönlichkeitsrechte
des Mannes keine Angaben. Der 63-Jährige, der die deutsche Staatsbürgerschaft hat, werde noch die Gelegenheit bekommen, auszusagen. Dann werde geprüft, inwiefern er sich strafbar gemacht haben könnte. Laut Staatsanwaltschaft sei er bislang nicht polizeilich aufgefallen und habe keine Vorstrafen.
Dischinger betonte im Gespräch mit unserer Redaktion, dass die Ermittlungen sich aktuell auf den Schusswaffengebrauch des Polizisten und den Angreifer konzentrierten. Gegen den Nachbarn, der den Einsatz gefilmt und das Video ins Netz gestellt hatte, werde bislang nicht ermittelt. Unter anderem der Landesvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei, Peter Pytlik, hatte gegenüber unserer Redaktion die Verbreitung des Videos und die damit einhergehende Hetze gegen die Polizisten in den sozialen Netzwerken kritisiert.
Es ist bereits das zweite Mal innerhalb kurzer Zeit, dass Krumbacher Polizisten zur Schusswaffe greifen mussten. Bereits im Februar wurde ein 27-Jähriger bei einem Einsatz am Oberegger Weiher verletzt. Er hatte dort mit einem Messer Passanten bedroht, auch hier hatten der Einsatz von Pfefferspray und Warnschüsse keine Wirkung gezeigt. Ein Video von diesem Vorfall gibt es aber nicht.
Auch in diesem Fall geht die Staatsanwaltschaft davon aus, dass der Schusswaffengebrauch rechtmäßig war. Man prüfe nach wie vor mögliche Ursachen, so Staatsanwalt Dischinger. Auch hier könnte eine psychische Erkrankung eine Rolle spielen. Bekannt ist zu dem 27-Jährigen lediglich, dass er bisher nicht vorbestraft ist. Er wurde durch Schüsse in beide Oberschenkel verletzt und war unmittelbar nach dem Vorfall operiert worden.
In beiden Fällen dauern die Ermittlungen also noch an. Wann neue Erkenntnisse an die Öffentlichkeit gegeben werden könnten, dazu konnte man bei der Staatsanwaltschaft keine Angaben machen.