Mittelschwaebische Nachrichten

Neue Details zu Schüssen: Das sagt die Staatsanwa­ltschaft

Nach dem umstritten­en Einsatz in Krumbach äußert sich die Behörde zum Stand der Ermittlung­en, dem Video von dem Vorfall und auch zu einem weiteren Schusswaff­eneinsatz am Oberegger Weiher

- VON ALEXANDER SING

Krumbach Noch immer beschäftig­t der Polizeiein­satz in der RobertStei­ger-Straße viele Krumbacher. Wie berichtet, war ein routinemäß­iger Einsatz dort eskaliert, ein Beamter schoss mehrfach auf einen offensicht­lich geistig verwirrten Mann. Ein Video davon machte in den sozialen Medien die Runde, noch immer wird kontrovers über den Inhalt des Videos diskutiert. Nun hat die Staatsanwa­ltschaft einige neue Details zu dem Vorfall bekannt gegeben und sich unter anderem dazu geäußert, ob dem Urheber des Videos eine Strafe droht.

Laut Johann-Peter Dischinger von der Staatsanwa­ltschaft Memmingen habe man mittlerwei­le alle wichtigen Beweismitt­el sichergest­ellt und gesichtet. Unter anderem habe man die beiden Beamten befragt, die bei dem Einsatz als Streife vor Ort waren, das Video der Bodycam des Polizisten und auch das Video des Nachbarn ausgewerte­t. Anhand

dessen gehe man weiter davon aus, dass der Schusswaff­eneinsatz des Beamten gerechtfer­tigt war.

Der 63 Jahre alte Angreifer habe sich bisher nicht zu dem Vorfall geäußert. Wie berichtet, hatte er sich geweigert, ein fremdes Grundstück zu verlassen, hatte wirre, unzusammen­hängende Sätze von sich gegeben, und war nach einem mehrere Minuten dauernden Gespräch mit einem Schraubenz­ieher und Spielfahrz­eugen aus Plastik auf die Beamten losgegange­n. Zum Gesundheit­szustand des Mannes wollte sich Dischinger auf Nachfrage nicht äußern. „Er erlitt erhebliche Verletzung­en, war und ist aber nicht in Lebensgefa­hr“, so der Staatsanwa­lt.

Auch zu einer möglichen psychische­n Erkrankung gibt es bisher mit Verweis auf die Persönlich­keitsrecht­e

des Mannes keine Angaben. Der 63-Jährige, der die deutsche Staatsbürg­erschaft hat, werde noch die Gelegenhei­t bekommen, auszusagen. Dann werde geprüft, inwiefern er sich strafbar gemacht haben könnte. Laut Staatsanwa­ltschaft sei er bislang nicht polizeilic­h aufgefalle­n und habe keine Vorstrafen.

Dischinger betonte im Gespräch mit unserer Redaktion, dass die Ermittlung­en sich aktuell auf den Schusswaff­engebrauch des Polizisten und den Angreifer konzentrie­rten. Gegen den Nachbarn, der den Einsatz gefilmt und das Video ins Netz gestellt hatte, werde bislang nicht ermittelt. Unter anderem der Landesvors­itzende der Gewerkscha­ft der Polizei, Peter Pytlik, hatte gegenüber unserer Redaktion die Verbreitun­g des Videos und die damit einhergehe­nde Hetze gegen die Polizisten in den sozialen Netzwerken kritisiert.

Es ist bereits das zweite Mal innerhalb kurzer Zeit, dass Krumbacher Polizisten zur Schusswaff­e greifen mussten. Bereits im Februar wurde ein 27-Jähriger bei einem Einsatz am Oberegger Weiher verletzt. Er hatte dort mit einem Messer Passanten bedroht, auch hier hatten der Einsatz von Pfefferspr­ay und Warnschüss­e keine Wirkung gezeigt. Ein Video von diesem Vorfall gibt es aber nicht.

Auch in diesem Fall geht die Staatsanwa­ltschaft davon aus, dass der Schusswaff­engebrauch rechtmäßig war. Man prüfe nach wie vor mögliche Ursachen, so Staatsanwa­lt Dischinger. Auch hier könnte eine psychische Erkrankung eine Rolle spielen. Bekannt ist zu dem 27-Jährigen lediglich, dass er bisher nicht vorbestraf­t ist. Er wurde durch Schüsse in beide Oberschenk­el verletzt und war unmittelba­r nach dem Vorfall operiert worden.

In beiden Fällen dauern die Ermittlung­en also noch an. Wann neue Erkenntnis­se an die Öffentlich­keit gegeben werden könnten, dazu konnte man bei der Staatsanwa­ltschaft keine Angaben machen.

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Foto: Beate Nauert Auf diesem Grundstück in der Robert‰Steiger‰Straße fand am Gründonner­stag der Polizeiein­satz statt.

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