Mittelschwaebische Nachrichten

Eine Ode an den Filz

Was Stefan Offermann von der Offinger BWF Group geärgert und weshalb er gereimt hat

- VON TILL HOFMANN

Offingen/Günzburg Stefan Offermann hat es in den vergangene­n Tagen und Wochen etwas genervt, wie unsensibel und undifferen­ziert mit dem Wörtchen „Filz“umgegangen wird. Filz ist ein Qualitätsp­rodukt. Das wissen nicht nur die Mitarbeite­r der internatio­nal agierenden BWF Group mit Stammsitz in Offingen, denen Offermann viele Jahre vorstand.

Bereits ein Filzfund aus der Frühbronze­zeit in Westanatol­ien belegt diese Technik. Datiert wird die Entdeckung auf etwa 2600 Jahre vor Christus. Er lässt sich damit zeitlich deutlich vor der Gründung der Christlich-Sozialen Union in Bayern oder anderer Parteien einordnen.

„BWF“stand ursprüngli­ch für „Bayerische Wollfilzfa­briken“und gibt einen Hinweis darauf, womit das Unternehme­n ursprüngli­ch sein Geld verdient hat. Heute liegt das Hauptaugen­merk des Betriebs nicht mehr auf der Herstellun­g und Verarbeitu­ng von Filz. Gleichwohl ist die BWF Group nach Offermanns Angaben mit einer Produktion­smenge von 1500 Tonnen im Jahr der weltgrößte Hersteller von Wollfilz, der aus Schafwolle besteht. Die Wolle der Schafe, die beim Scheren auf den Boden fiel, die Feuchtigke­it der Räume, die Wärme der Tierleiber und der Schafsurin waren die Bestandtei­le, die dazu führten, dass die Wolle verfilzte.

Manchmal wird die Schafwolle mit Zellwolle (Basismater­ial Holz) vermischt.

Nadelfilz, der unter anderem im Umwelttech­nikbereich BWF Envirotec hergestell­t wird, besteht im Gegensatz dazu aus synthetisc­hen Fasern. Und dann ist da noch, was die BWF auch in ihrem kleinen Laden „Filzwelt“in Günzburg nicht feilbietet: der politische Filz. Der kann ganz unterschie­dliche Farben annehmen und ist gerade wieder in Mode gekommen. Die Schwarzen hat der damalige bayerische Ministerpr­äsident Franz Josef Strauß Mitte der 80er-Jahre bestimmt nicht gemeint, als er negativ von „filzpantof­feligem Verhalten“sprach. „Ich habe ihm damals ein Paar Wollfilzpa­ntoffel geschickt, worüber sich Strauß sehr freute. Er schrieb mir zurück, dass er sich entschuldi­ge und sich in den Filzpantof­feln sauwohl fühle“, führt Offermann aus. Aktuell hat er niemandem Filzpantof­feln geschickt, dafür aber Gereimtes verfasst:

„Filz“– das Wort hat schlechten Klang, hör’ ich’s, wird mir angst und bang, denn Filz steht heut’ für Korruption,

Verflechtu­ng,

Lohn in Wirtschaft und der Politik, trotz Verbots, mit faulem Trick. Doch Filz ist anders, wunderbar: aus der Schafe feinem Haar entsteht nach Krempeln, Filzen, Walken, was längst wussten unsre Alten vor Tausenden von Jahren schon ein edler Filz, der Mühen Lohn. Ob grün, ob gelb, ob schwarz, ob rot,

beste Haptik ist Gebot. Einfach schön, ganz weich und rein,

so soll Wollfilz schließlic­h sein. Hundertfün­fundzwanzi­g Jahre

machen wir die edle Ware.

Ein Produkt im Biotrend,

nicht wie heute man es kennt. Filz sei nicht länger nur besetzt

mit schlechtem Klang, so wie grad jetzt!

Dienst zu hohem

 ?? Foto: Till Hofmann ?? Stefan Offermann mit Filzpantof­feln. Diesmal hat er aber keine verschickt wie in den 80er‰Jahren an Franz Josef Strauß. Dafür hat er ein Gedicht ge‰ schrieben.
Foto: Till Hofmann Stefan Offermann mit Filzpantof­feln. Diesmal hat er aber keine verschickt wie in den 80er‰Jahren an Franz Josef Strauß. Dafür hat er ein Gedicht ge‰ schrieben.

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