Mittelschwaebische Nachrichten
Warum individuelle Nachhilfe jetzt so wichtig ist
Der Förderungsbedarf ist groß. Welche Akzente heimische Nachhilfe-Anbieter setzen
Krumbach Noch ist das große Dachstudio über dem „Pädagogischen Schülerzentrum Krumbach“eine Baustelle. In Kürze soll hier ein Mehrzweckraum entstehen, ideal für die Kleingruppenarbeit. „Wir platzen aus allen Nähten“, erklärt Gardis Rosenthal, die Leiterin des Pädagogischen Schülerzentrums. Deutlich wird, wie stark der Bedarf an Nachhilfe in der Corona-Krise ist.
Bedarf sieht sie in ihrer Einrichtung vor allem für einen größeren Raum, der Bildungsaktivitäten mit mehreren Personen ermöglicht. Deutlich mehr Raumkapazität wäre nötig, wenn umgesetzt würde, was Max Gartner, Mitarbeiter des Nachhilfeanbieters, für das bildungspolitische Gebot der Stunde hält. Seiner Meinung nach ist eine enge, partnerschaftliche Kooperation zwischen den Schulen, den Eltern und den privaten Nachhilfeanbietern unverzichtbar.
In die gleiche Kerbe schlägt auch der „Studienkreis“, ein deutschlandweit operierender Nachhilfeanbieter, der auch in Krumbach eine Niederlassung betreibt. Die Organisation forderte in einem offenen Brief, gerichtet an alle Familien- und Kultusminister in Deutschland, kostenlose und unbürokratische Hilfen für Familien,
deren Kinder Lerndefizite aufweisen. 10 bis 20 Doppelstunden Nachhilfe pro Schüler sollten von der öffentlichen Hand bezahlt werden, um akute Lücken zu schließen. Bei größeren Lücken müsste die Unterstützung zum Schuljahresende gewährt werden. Zusätzlich fordern die Verfasser des offenen Briefes für 2021 Sommerschulen.
Die Kultusministerien setzen darauf, dass die Schulen den Nachholbedarf in Eigenregie decken werden. Max Gartner sieht das anders: Es sei nicht ratsam, zusätzlichen Unterricht dort anzubieten, wo die Kinder normalerweise unterrichtet würden. Der Lerneffekt wäre ungleich besser, wenn der Unterricht an einem weiteren Ort und von anderem, gleichfalls geschultem Personal vorgenommen würde. Außerdem gebe es bei den Nachhilfeanbietern nur Einzelunterricht oder Übungen in der Kleinstgruppe. Die Atmosphäre sei hier entspannt, das Arbeiten äußerst konzentriert. Die Lehrkraft könne die Defizite bei dem Schüler genau ausloten und passgenau daran arbeiten. Der wochenlange Distanzunterricht habe dazu geführt, dass die Lernenden ihre Fragen und Probleme nicht mehr artikuliert hätten. Diesen Nachteil könne die Nachhilfe im Handstreich ausgleichen. Die Stärke sei die individuelle Lernförderung.
Jeder siebte bayerische Schüler nimmt regelmäßig Nachhilfeunterricht. Der Stellenwert der Nachhilfe in der deutschen Bildungslandschaft könnte durch Corona spürbar wachsen. „Wir fangen auf, was die Schulen nicht leisten können“, erklärt Claudia Mehrens, Leiterin des „Studienkreis“Krumbach. Ihre Organisation habe Zukunftspakete geschnürt, um für einen weiteren Lockdown gewappnet zu sein. Dazu gehörten beispielsweise eine kostenlose Nutzung der Online-Plattform „Sofatutor“für alle Bestandskunden, eine Hausaufgaben-Soforthilfe und der Distanzunterricht für maximal zwei Lernende.