Mittelschwaebische Nachrichten
Es kommt die Super League des kleinen Mannes
Der gemeine Zweitliga-Patriarch ist dann eben doch viel näher am Fan, als es die superreichen Super-League-Gründer sind. Die scheiterten ja vor allem an der absurden Fehleinschätzung der Stimmung, hatten sie doch tatsächlich angenommen, der geplante geschlossene Zirkel würde widerspruchslos angenommen. Das Lustige daran: Das wäre er möglicherweise auch. Die Super League hätte nur einen nicht so abgehobenen Namen wie eben Super League vor sich hertragen sollen. Lieber: Traditions-Klasse.
Der Fan liebt Tradition. Mehr noch als Erfolg. Anders ist es schwer zu erklären, weshalb sich immer noch Menschen mit einem Sinn für Ästhetik Spiele des FC Schalke, der Augsburger oder Bremer anschauen. Am liebsten haben es die Anhänger natürlich, wenn ihr Verein traditionell Erfolg hat. Es können nun aber nicht alle dem FC Bayern zujubeln. Das wäre ja noch langweiliger als beispielsweise neun Meisterschaften in Serie.
Nahezu unerkannt von der Öffentlichkeit schließen sich kommende Saison 18 deutsche Klubs zu einer Super League des kleinen Mannes zusammen. Schalke hat den Anfang gemacht, die Knappen haben es mit ihren Auftritten aber beinahe übertrieben. Es war schon arg offensichtlich, mit welcher Verve die Knappen in die traditionellste zweite Liga aller Zeiten entfleuchten. Da spielen in der kommenden Saison unter anderem der 1. FC Nürnberg, St. Pauli und Hannover 96. Kein Wunder, dass der HSV mal wieder – scheinbar erfolgreich – versucht, dem Aufstieg von der Schippe zu springen. Von unten rücken möglicherweise der TSV 1860 München, Rostock und Dresden nach. Die Kölner versuchten am Freitag vieles, schafften es aber nicht mehr, ihre 3:0-Führung gegen den FC Augsburg komplett herzugeben und so einen weiteren Schritt in Richtung Traditions-Liga zu gehen.
HSV gegen Werder statt Hoffenheim gegen Leverkusen, 1860 trifft im Grünwalder Stadion auf St. Pauli statt Fürth gegen Wolfsburg im Playmobiltrollidingsbums-Sportpark. VIP-Tribünen weichen Stehplätzen, Jubelstürme für Grätschen, verächtliches Kopfschütteln bei Übersteigern. Die Liga der Unperfekten wird ein Hit. Bis JP Morgan wegen des Zulaufs 3,5 Milliarden investieren will.