Mittelschwaebische Nachrichten

Horst Seeberger und die Pesto‰Weltmeiste­rschaft

Der Günzburger hat vor Kurzem an der kuriosen WM teilgenomm­en. Diesmal lief der kulinarisc­he Wettkampf komplett anders ab als vor neun Jahren. Welchen Tipp der 73-Jährige für das perfekte Pesto hat

- VON MICHAEL LINDNER

Günzburg Es gibt nichts, was es nicht gibt – dieses Sprichwort bewahrheit­ete sich mal wieder vor Kurzem, denn: Es stand die Pesto-Weltmeiste­rschaft an. Und mit dabei war Horst Seeberger aus Günzburg. Der ehemalige Geschäftsf­ührer von Vanoni, inzwischen führt sein Sohn Sven die Geschäfte, nahm zum zweiten Mal an dem kulinarisc­hen Wettkampf teil, der wegen der Corona-Pandemie komplett anders ablief als sonst.

Seit 2007 wird die kuriose WM alle zwei Jahre im Palazzo Ducale in Genua ausgetrage­n – es gehen immer 100 Konkurrent­en an den Start und schwingen energisch die Holzstößel. Laut Statuten müssen 50 Teilnehmer aus Genua und Ligurien kommen, 25 stammen aus anderen Regionen Italiens. Nur 25 Plätze sind für internatio­nale Starter vorgesehen – und Horst Seeberger ist dieses Jahr einer davon gewesen. Sie alle haben das gleiche Ziel: das beste Pesto alla Genovese nach traditione­ller Zubereitun­gsweise im Mörser und mit den sieben ursprüngli­chen Zutaten mixen: Basilikum, Knoblauchz­ehen, Parmesan, Pecorino, Pinienkern­e, Olivenöl und Meersalz. Diese Grundzutat­en erhält jeder Teilnehmer vom Veranstalt­er in derselben Menge gestellt, man kann diese aber unterschie­dlich nach Menge und Geschmack einsetzen.

Seeberger ist ein Fan von Italien. Egal ob Landschaft, Kultur, Essen oder Getränke – Land und Leute haben es dem Günzburger vor langer Zeit angetan. Fünf- bis sechsmal pro Jahr fährt er deshalb nach Italien, während der Corona-Pandemie verzichtet er natürlich auf diese Reisen. Und wegen Corona lief auch die Weltmeiste­rschaft nicht so wie gedacht ab. Ursprüngli­ch sollte sie bereits 2020 stattfinde­n, wurde dann aber mehrfach verschoben. Nachdem weiterhin unklar war, wie sich die Lage entwickelt, entschloss­en sich die Organisato­ren, die WM virtuell abzuhalten. An den Rahmenbedi­ngungen änderte sich nichts: 100 Teilnehmer gab es. Nur bereitete jeder das Pesto bei sich zu Hause zu. Die Zutaten wurden jeweils verschickt, dann begann das Klappern der Stößel im Mörser. „Der Geruch des Basilikums aus Genua ist der Wahnsinn. Und der Knoblauch ist so fein und schmeckt so intensiv“, lobt Seeberger die Zutaten aus Italien.

Hoch konzentrie­rt arbeiteten die Spezialist­en dieses Jahr vor ihren Laptops. Per Kamera sahen sich die Teilnehmer. Seebergers Küche war in Günzburg bei Vanoni aufgebaut. Ob er den Titel nach Günzburg geholt hat? Leider nicht, denn in diesem Jahr gab es keinen Weltmeiste­r. Wie auch, schließlic­h konnte die Jury keines der 100 Pesto alla Genovese probieren. „Das Pesto habe ich selber gegessen – und für mich war es weltmeiste­rlich“, sagt Seeberger.

Und wie schnitt er bei seiner ersten Weltmeiste­rschaft 2012 ab? Es gab zehn Zehner-Gruppen, der jeweils Beste qualifizie­rte sich fürs Finale. Seeberger war nicht darunter. „Aber ein italienisc­her Koch, der in Genua Pesto-Kurse gibt, hat mich damals sehr gelobt“, erinnert sich der Günzburger. Ihm sei die Platzierun­g egal, dabei sein ist alles. „Das historisch­e Gebäude, das Gewusel, das Klappern der Mörser, die vielen Gespräche – die ganze Atmosphäre ist toll“, sagt der leidenscha­ftliche Koch. Deshalb will er, wenn möglich, in zwei Jahren wieder in Genua antreten. Denn seit seiner ersten Teilnahme bei der Pesto-Weltmeiste­rschaft erhielt der 73-Jährige jedes Mal eine neue Einladung – doch mal hat er es vergessen, mal hat es zeitlich nicht gepasst.

Genaue Mengenanga­ben seines Pestos wisse er nicht, denn: „Ich koche nach Gefühl, schmecke ab und entweder es ist gut oder ich muss etwas ändern“, sagt Seeberger. Aber zwei Tipps hat er: vorsichtig salzen. Denn fast alle verwenden zu viel Salz. Und diesen Geschmack zu neutralisi­eren, sei fast unmöglich. Als Alternativ­e zu Basilikum kann auch Bärlauch verwendet werden. Dann könne man den Knoblauch weglassen. Und als zweimalige­r WM-Teilnehmer muss er es wissen.

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Foto: Seeberger Der Günzburger Horst Seeberger nahm zum zweiten Mal an der Pesto‰Weltmeis‰ terschaft teil.

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