Mittelschwaebische Nachrichten
Horst Seeberger und die PestoWeltmeisterschaft
Der Günzburger hat vor Kurzem an der kuriosen WM teilgenommen. Diesmal lief der kulinarische Wettkampf komplett anders ab als vor neun Jahren. Welchen Tipp der 73-Jährige für das perfekte Pesto hat
Günzburg Es gibt nichts, was es nicht gibt – dieses Sprichwort bewahrheitete sich mal wieder vor Kurzem, denn: Es stand die Pesto-Weltmeisterschaft an. Und mit dabei war Horst Seeberger aus Günzburg. Der ehemalige Geschäftsführer von Vanoni, inzwischen führt sein Sohn Sven die Geschäfte, nahm zum zweiten Mal an dem kulinarischen Wettkampf teil, der wegen der Corona-Pandemie komplett anders ablief als sonst.
Seit 2007 wird die kuriose WM alle zwei Jahre im Palazzo Ducale in Genua ausgetragen – es gehen immer 100 Konkurrenten an den Start und schwingen energisch die Holzstößel. Laut Statuten müssen 50 Teilnehmer aus Genua und Ligurien kommen, 25 stammen aus anderen Regionen Italiens. Nur 25 Plätze sind für internationale Starter vorgesehen – und Horst Seeberger ist dieses Jahr einer davon gewesen. Sie alle haben das gleiche Ziel: das beste Pesto alla Genovese nach traditioneller Zubereitungsweise im Mörser und mit den sieben ursprünglichen Zutaten mixen: Basilikum, Knoblauchzehen, Parmesan, Pecorino, Pinienkerne, Olivenöl und Meersalz. Diese Grundzutaten erhält jeder Teilnehmer vom Veranstalter in derselben Menge gestellt, man kann diese aber unterschiedlich nach Menge und Geschmack einsetzen.
Seeberger ist ein Fan von Italien. Egal ob Landschaft, Kultur, Essen oder Getränke – Land und Leute haben es dem Günzburger vor langer Zeit angetan. Fünf- bis sechsmal pro Jahr fährt er deshalb nach Italien, während der Corona-Pandemie verzichtet er natürlich auf diese Reisen. Und wegen Corona lief auch die Weltmeisterschaft nicht so wie gedacht ab. Ursprünglich sollte sie bereits 2020 stattfinden, wurde dann aber mehrfach verschoben. Nachdem weiterhin unklar war, wie sich die Lage entwickelt, entschlossen sich die Organisatoren, die WM virtuell abzuhalten. An den Rahmenbedingungen änderte sich nichts: 100 Teilnehmer gab es. Nur bereitete jeder das Pesto bei sich zu Hause zu. Die Zutaten wurden jeweils verschickt, dann begann das Klappern der Stößel im Mörser. „Der Geruch des Basilikums aus Genua ist der Wahnsinn. Und der Knoblauch ist so fein und schmeckt so intensiv“, lobt Seeberger die Zutaten aus Italien.
Hoch konzentriert arbeiteten die Spezialisten dieses Jahr vor ihren Laptops. Per Kamera sahen sich die Teilnehmer. Seebergers Küche war in Günzburg bei Vanoni aufgebaut. Ob er den Titel nach Günzburg geholt hat? Leider nicht, denn in diesem Jahr gab es keinen Weltmeister. Wie auch, schließlich konnte die Jury keines der 100 Pesto alla Genovese probieren. „Das Pesto habe ich selber gegessen – und für mich war es weltmeisterlich“, sagt Seeberger.
Und wie schnitt er bei seiner ersten Weltmeisterschaft 2012 ab? Es gab zehn Zehner-Gruppen, der jeweils Beste qualifizierte sich fürs Finale. Seeberger war nicht darunter. „Aber ein italienischer Koch, der in Genua Pesto-Kurse gibt, hat mich damals sehr gelobt“, erinnert sich der Günzburger. Ihm sei die Platzierung egal, dabei sein ist alles. „Das historische Gebäude, das Gewusel, das Klappern der Mörser, die vielen Gespräche – die ganze Atmosphäre ist toll“, sagt der leidenschaftliche Koch. Deshalb will er, wenn möglich, in zwei Jahren wieder in Genua antreten. Denn seit seiner ersten Teilnahme bei der Pesto-Weltmeisterschaft erhielt der 73-Jährige jedes Mal eine neue Einladung – doch mal hat er es vergessen, mal hat es zeitlich nicht gepasst.
Genaue Mengenangaben seines Pestos wisse er nicht, denn: „Ich koche nach Gefühl, schmecke ab und entweder es ist gut oder ich muss etwas ändern“, sagt Seeberger. Aber zwei Tipps hat er: vorsichtig salzen. Denn fast alle verwenden zu viel Salz. Und diesen Geschmack zu neutralisieren, sei fast unmöglich. Als Alternative zu Basilikum kann auch Bärlauch verwendet werden. Dann könne man den Knoblauch weglassen. Und als zweimaliger WM-Teilnehmer muss er es wissen.