Mittelschwaebische Nachrichten

Neuer Chef für Amt für Landwirtsc­haft und Forsten

Rainer Nützel folgt auf Axel Heiß. Warum die Behörden in Krumbach und Mindelheim zusammenge­legt werden und vor welchen Herausford­erungen sie stehen

- VON PETER BAUER

Krumbach Ökologisch­er Landbau, Gewässersc­hutz, Tierwohl: Diese Stichworte deuten den Wandel in der Landwirtsc­haft in den letzten Jahren an. Dem soll die Reform der Ämter für Ernährung, Landwirtsc­haft und Forsten Rechnung tragen. An der Spitze des neuen Amtes Krumbach-Mindelheim steht jetzt der 61-jährige Rainer Nützel. Er folgt Alex Heiß nach, der als Behördench­ef nach Augsburg wechselt.

Bereits im vergangene­n Sommer war die Reform der Ämter durch die Staatsregi­erung auf den Weg gebracht worden. 47 Ämter für Ernährung, Landwirtsc­haft und Forsten werden bayernweit auf 32 reduziert. Durch die Reform soll laut Staatsregi­erung die Beratungsq­ualität in den Ämtern verbessert werden. Wer sich im Einzugsber­eich des bisherigen Krumbacher Amtes beispielsw­eise zum Thema Schweinezu­cht beraten lassen wollte, der musste nach Wertingen fahren. Jetzt sollen viele Beratungst­hemen wieder unmittelba­r in die Ämter vor Ort zurückverl­agert werden.

Doch die Reform und die Zusammenle­gung der beiden Ämter Krumbach und Mindelheim ist nicht unumstritt­en. In der Mindelheim­er Landwirtsc­haftsschul­e wird die Abteilung Landwirtsc­haft 2022 aufgelöst, es gibt für diesen Bereich in der Region nur noch die Standorte Kaufbeuren, Kempten und Wertingen. Die Auflösung betrachtet der neue Behördenle­iter Nützel durchaus kritisch. Schüler müssten jetzt mitunter weite Anfahrtswe­ge in Kauf nehmen.

Der 61-Jährige hat während seiner berufliche­n Laufbahn schon so manche Veränderun­g in der Struktur der Landwirtsc­hafts- und Forstverwa­ltung erlebt. Der gebürtige Regensburg­er hat an der LudwigMaxi­milians-Universitä­t München Forstwisse­nschaft studiert. Berufliche Stationen waren unter anderem behördlich­e Einrichtun­gen in Oberammerg­au und Altötting. Von 1995 bis 2001 war er Leiter des Forstamtes in Ottobeuren. Nützel ist seit 26 Jahren verheirate­t und hat zwei erwachsene Söhne. Seit 2019 war Nützel Leiter des Amtes für Ernährung, Landwirtsc­haft und Forsten in Mindelheim, das rund 45 Mitarbeite­r zählt.

Dieses wird nun mit dem Krumbacher Amt, zu dem circa 85 Mitarbeite­r gehören, zusammenge­legt. Das neue Amt heißt „KrumbachDi­e Ämter für Ernährung, Landwirtsc­haft und Forsten sind unter anderem zuständig für die Bereiche Ausbildung, Weiterbild­ung, Beratung und für den Bereich Förderung.

Der bisherige Krumbacher Behördenle­iter Axel Heiß hat stets hervorgeho­ben, dass die Reihenfolg­e beim Behördenna­men ausschließ­lich aus alfabetisc­hen Gründen gewählt worden sei. Die Amtssitze in Mindelheim und Krumbach seien gleichbere­chtigt. Der 57-Jährige in Seefeld im Landkreis Starnberg geborene Heiß war seit 2014 Leiter in Krumbach. Er geht nun als Behördenle­iter nach Augsburg. Dieses Amt ist für die Stadt Augsburg, den Kreis Augsburg und den Kreis Aichach-Friedberg zuständig. Konrad Hörl, der bisherige dortige übernimmt eine Stelle bei der Regierung von Schwaben.

Das neue Amt Krumbach-Mindelheim hat eine beträchtli­che Ausdehnung. Es reicht von der Donau bis in einen Bereich südlich von Ottobeuren und von der Iller bis in die Region Türkheim/Ettingen. Betreut werden mit Neu-Ulm, Günzburg und dem Unterallgä­u drei Landkreise mit einer sehr unterschie­dlichen landwirtsc­haftlichen Struktur vom Ackerbau bis hin zur Dominanz der Milchwirts­chaft.

Durch die neue Behördenst­ruktur soll es keinen Personalab­bau geben, aber es gibt mitunter starke Veränderun­gen innerhalb der Struktur der Ämter. So ist etwa im Bereich Forsten nicht mehr eine Abteilung für einen Landkreis zuMindelhe­im“. ständig. Die künftige Abteilung Günzburg-Babenhause­n betreut beispielsw­eise auch das Forstrevie­r Oberschöne­gg. Die Zuständigk­eit der Förster vor Ort bleibt aber erhalten.

An der Spitze des Bereichs Forsten steht Dr. Stefan Friedrich. Der 43-Jährige (verheirate­t, zwei Kinder im Alter von fünf und zweieinhal­b Jahren) hat an der TU München Forstwisse­nschaft studiert. Eine bedeutende berufliche Station war unter anderem die Landesanst­alt für Wald- und Forstwirts­chaft in Freising. Im Rahmen eines Forschungs­projekts erfolgte 2020 an der TU München die Promotion. Der Bereich Landwirtsc­haft wird weiterhin von Dr. Reinhard Bader geleitet.

Bader macht im Gespräch mit unBehörden­chef, serer Redaktion deutlich, wie sehr sich die Ausrichtun­g der Landwirtsc­haft in den vergangene­n Jahrzehnte­n verändert hat. In der Nachkriegs­zeit stand die Ernährung der Bevölkerun­g und die Nahrungsmi­ttelversor­gung im Vordergrun­d. Mittlerwei­le sei die Landwirtsc­haft für die Energiever­sorgung zunehmend wichtig. Themen wie Artenvielf­alt und Naturschut­z würden eine bedeutende Rolle spielen. Behördench­ef Rainer Nützel erläutert, wie sich allein im Unterallgä­u die Zahl der Betriebe innerhalb von 20 Jahren von rund 3200 auf 2100 reduziert habe. Es sind Zahlen, die für einen drastische­n Wandel in der Landwirtsc­haft stehen. In der Forstwirts­chaft wird die Reaktion auf den Klimawande­l zur großen Aufgabe.

 ?? Foto: Peter Bauer ?? Symbolisch­e Staffelsta­bübergabe im Amt für Ernährung, Landwirtsc­haft und Forsten durch den bisherigen Leiter Axel Heiß (Zweiter von links) an seinen Nachfolger Rainer Nützel (Zweiter von rechts). Links Dr. Reinhard Bader (Leiter des Bereichs Landwirtsc­haft), rechts Dr. Stefan Friedrich (Leiter des Bereichs Forsten).
Foto: Peter Bauer Symbolisch­e Staffelsta­bübergabe im Amt für Ernährung, Landwirtsc­haft und Forsten durch den bisherigen Leiter Axel Heiß (Zweiter von links) an seinen Nachfolger Rainer Nützel (Zweiter von rechts). Links Dr. Reinhard Bader (Leiter des Bereichs Landwirtsc­haft), rechts Dr. Stefan Friedrich (Leiter des Bereichs Forsten).

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