Mittelschwaebische Nachrichten
Neuer Chef für Amt für Landwirtschaft und Forsten
Rainer Nützel folgt auf Axel Heiß. Warum die Behörden in Krumbach und Mindelheim zusammengelegt werden und vor welchen Herausforderungen sie stehen
Krumbach Ökologischer Landbau, Gewässerschutz, Tierwohl: Diese Stichworte deuten den Wandel in der Landwirtschaft in den letzten Jahren an. Dem soll die Reform der Ämter für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Rechnung tragen. An der Spitze des neuen Amtes Krumbach-Mindelheim steht jetzt der 61-jährige Rainer Nützel. Er folgt Alex Heiß nach, der als Behördenchef nach Augsburg wechselt.
Bereits im vergangenen Sommer war die Reform der Ämter durch die Staatsregierung auf den Weg gebracht worden. 47 Ämter für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten werden bayernweit auf 32 reduziert. Durch die Reform soll laut Staatsregierung die Beratungsqualität in den Ämtern verbessert werden. Wer sich im Einzugsbereich des bisherigen Krumbacher Amtes beispielsweise zum Thema Schweinezucht beraten lassen wollte, der musste nach Wertingen fahren. Jetzt sollen viele Beratungsthemen wieder unmittelbar in die Ämter vor Ort zurückverlagert werden.
Doch die Reform und die Zusammenlegung der beiden Ämter Krumbach und Mindelheim ist nicht unumstritten. In der Mindelheimer Landwirtschaftsschule wird die Abteilung Landwirtschaft 2022 aufgelöst, es gibt für diesen Bereich in der Region nur noch die Standorte Kaufbeuren, Kempten und Wertingen. Die Auflösung betrachtet der neue Behördenleiter Nützel durchaus kritisch. Schüler müssten jetzt mitunter weite Anfahrtswege in Kauf nehmen.
Der 61-Jährige hat während seiner beruflichen Laufbahn schon so manche Veränderung in der Struktur der Landwirtschafts- und Forstverwaltung erlebt. Der gebürtige Regensburger hat an der LudwigMaximilians-Universität München Forstwissenschaft studiert. Berufliche Stationen waren unter anderem behördliche Einrichtungen in Oberammergau und Altötting. Von 1995 bis 2001 war er Leiter des Forstamtes in Ottobeuren. Nützel ist seit 26 Jahren verheiratet und hat zwei erwachsene Söhne. Seit 2019 war Nützel Leiter des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Mindelheim, das rund 45 Mitarbeiter zählt.
Dieses wird nun mit dem Krumbacher Amt, zu dem circa 85 Mitarbeiter gehören, zusammengelegt. Das neue Amt heißt „KrumbachDie Ämter für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten sind unter anderem zuständig für die Bereiche Ausbildung, Weiterbildung, Beratung und für den Bereich Förderung.
Der bisherige Krumbacher Behördenleiter Axel Heiß hat stets hervorgehoben, dass die Reihenfolge beim Behördennamen ausschließlich aus alfabetischen Gründen gewählt worden sei. Die Amtssitze in Mindelheim und Krumbach seien gleichberechtigt. Der 57-Jährige in Seefeld im Landkreis Starnberg geborene Heiß war seit 2014 Leiter in Krumbach. Er geht nun als Behördenleiter nach Augsburg. Dieses Amt ist für die Stadt Augsburg, den Kreis Augsburg und den Kreis Aichach-Friedberg zuständig. Konrad Hörl, der bisherige dortige übernimmt eine Stelle bei der Regierung von Schwaben.
Das neue Amt Krumbach-Mindelheim hat eine beträchtliche Ausdehnung. Es reicht von der Donau bis in einen Bereich südlich von Ottobeuren und von der Iller bis in die Region Türkheim/Ettingen. Betreut werden mit Neu-Ulm, Günzburg und dem Unterallgäu drei Landkreise mit einer sehr unterschiedlichen landwirtschaftlichen Struktur vom Ackerbau bis hin zur Dominanz der Milchwirtschaft.
Durch die neue Behördenstruktur soll es keinen Personalabbau geben, aber es gibt mitunter starke Veränderungen innerhalb der Struktur der Ämter. So ist etwa im Bereich Forsten nicht mehr eine Abteilung für einen Landkreis zuMindelheim“. ständig. Die künftige Abteilung Günzburg-Babenhausen betreut beispielsweise auch das Forstrevier Oberschönegg. Die Zuständigkeit der Förster vor Ort bleibt aber erhalten.
An der Spitze des Bereichs Forsten steht Dr. Stefan Friedrich. Der 43-Jährige (verheiratet, zwei Kinder im Alter von fünf und zweieinhalb Jahren) hat an der TU München Forstwissenschaft studiert. Eine bedeutende berufliche Station war unter anderem die Landesanstalt für Wald- und Forstwirtschaft in Freising. Im Rahmen eines Forschungsprojekts erfolgte 2020 an der TU München die Promotion. Der Bereich Landwirtschaft wird weiterhin von Dr. Reinhard Bader geleitet.
Bader macht im Gespräch mit unBehördenchef, serer Redaktion deutlich, wie sehr sich die Ausrichtung der Landwirtschaft in den vergangenen Jahrzehnten verändert hat. In der Nachkriegszeit stand die Ernährung der Bevölkerung und die Nahrungsmittelversorgung im Vordergrund. Mittlerweile sei die Landwirtschaft für die Energieversorgung zunehmend wichtig. Themen wie Artenvielfalt und Naturschutz würden eine bedeutende Rolle spielen. Behördenchef Rainer Nützel erläutert, wie sich allein im Unterallgäu die Zahl der Betriebe innerhalb von 20 Jahren von rund 3200 auf 2100 reduziert habe. Es sind Zahlen, die für einen drastischen Wandel in der Landwirtschaft stehen. In der Forstwirtschaft wird die Reaktion auf den Klimawandel zur großen Aufgabe.