Mittelschwaebische Nachrichten
Darf’s ein bisschen mehr sein?
Für den Regionalligisten SSV Ulm 1846 ist die Sommerpause vorbei. Nicht nur Trainer Thomas Wörle aus Kemnat ist neu dabei. Die Ziele für die kommenden zwei Jahre sind fixiert
Ulm Strukturen, Führungspersonal, Spieler und Betreuer, Sport- und Trainingsstätten - jeden Tag lernt Thomas Wörle seinen neuen Arbeitgeber noch ein Stück besser kennen. Ende Juni wurde der 39-Jährige beim SSV Ulm 1846 Fußball als Trainer der Profimannschaft und Nachfolger von Holger Bachthaler vorgestellt. Seitdem geht’s vor allem darum, sich einzugewöhnen.
Viel Zeit bleibt dem Chefcoach, der in Kemnat zu Hause ist, bis zum ersten Pflichtspiel nicht. Seit ein paar Tagen läuft die Vorbereitung auf die anstehende RegionalligaSpielzeit, am 7. August 2021 (Anstoß ist um 18.30 Uhr) kommt Zweitligist 1. FC Nürnberg zum Erstrunden-Duell des DFB-Pokals ins Donaustadion. Am 13. August beginnt mit einem Heimspiel gegen den ambitionierten FSV Frankfurt die Saison in der Regionalliga Südwest. Wörle sagt dazu: „Das ist eine recht überschaubare Vorbereitungszeit. Es werden intensive Wochen für uns alle.“
Der gebürtige Krumbacher spricht von einem Umbruch. Das betrifft in erster Linie freilich ihn selbst, wie er einräumt. „Wenn eine Mannschaft einen neuen Trainer bekommt, braucht’s vor allem Zeit und Geduld. Es wird schon eine Weile dauern, bis wir uns zusammengefunden haben“, argumentiert Wörle.
Bei den Spatzen hat er einen Vertrag über zwei Jahre unterschrieben, innerhalb dieser Zeit will der Verein den Sprung in die dritte Liga schaffen. An diesen Zielen muss sich der neue Chefcoach letztlich auch messen lassen. Wenngleich er selbst etwas auf die Euphoriebremse drückt. Ganz bewusst. „Am Ende wird nur ein einziges Team den Sprung nach oben schaffen. Wir werden sehen, wohin unser Weg führt“, sagt er.
Unterdessen wurde bereits beim Auftakttraining deutlich: Halbe Sachen gibt’s beim SSV Ulm 1846 heuer nicht. Mit vollem Einsatz waren die Regionalliga-Kicker dabei. Das freute auch Chefcoach Wörle: „Ich bin zufrieden. Die Begeisterung war groß. Alle hatten Lust darauf, wieder mit dem Ball zu arbeiten.“Gut eineinhalb Stunden forderte der 39-Jährige seine Kicker auf dem Trainingsplatz hinter dem Donaustadion. Erst drehten sie ihre Runden, dann wurde es auf engstem Raum technisch anspruchsvoll. Wörle zeigte starke Präsenz. Er sprach viel mit den Spielern, gab laut und verständlich Kommandos und verdeutlichte beim Abschlussspiel schon das eine oder andere Mal seine taktischen Vorstellungen.
Ulms Kapitän Johannes Reichert war zwar ordentlich durchgeschwitzt, als er vom Trainingsplatz schlich. Der 30-Jährige meinte aber: „Ja, es hat richtig Spaß gemacht. Es ist alles wieder auf null gestellt. Jeder will sich neu beweisen. Das hat man gemerkt. Freie Tage gibt’s jetzt erst einmal keine mehr.“Zwei Mal täglich trainieren die Spatzen in dieser ersten Woche. Am Samstag, 17. Juli, bestreiten sie ab 17 Uhr ein Testspiel gegen die Stuttgarter Kickers. Fans sind bei freiem Eintritt und im Rahmen der bekannten Pandemie-Einschränkungen auf dem Sportplatz in Illerrieden willkommen. Kommende Woche geht es ins Trainingslager ins Allgäu.
Mit dabei ist dann bestenfalls auch ein neuer Co-Trainer. Momentan wird Wörle von bewährten Kräften unterstützt: Torwarttrainer Holger Betz, Athletiktrainer Sebastian Schulz und Videoanalyst Oliver Seitz gehören nach wie vor zum Trainerstab. Die Position an Wörles Seite ist aber noch vakant. „Wir führen bereits Gespräche, wollen aber in dieser Personalie nichts überstürzen“, sagt Geschäftsführer Markus Thiele.
Auch der Kader ist längst noch nicht komplett. Weil die Vorsaison bis Mitte Juni lief, hinken die Ulmer bei den Personalplanungen ein paar Wochen hinterher. „Das ist aber nicht weiter schlimm“, findet Thiele. Immerhin gesellte sich beim Trainingsauftakt zu den beiden neuen Verteidigern Cedric Guarino (22, von der TSG Balingen) und Bastian Allgaier (19, Karlsruher SC) mit Philipp Maier ein dritter Neuzugang. Der 27-Jährige kommt vom bayerischen Regionalligisten 1. FC Schweinfurt 05 und soll im Mittelfeld die Lücke schließen, die Vinko Sapina nach seinem Wechsel zum Drittligisten SC Verl hinterlassen hat. Maier bringt die Erfahrung von 126 Regionalliga-Spielen mit und unterschrieb beim SSV Ulm 1846 einen Zweijahresvertrag. Der Neuzugang hinterließ bei seinem ersten Auftritt in Ulm einen guten Eindruck. Nach dem Training war er ein gefragter Gesprächspartner. „Ich freue mich riesig auf die neue Herausforderung in Ulm. Der SSV 1846 ist ein Traditionsklub mit optimalen Bedingungen“, sagte er.
Gespräche führen die Spatzen derzeit auch mit dem FC Bayern München. Es geht um die Rückkehr von Jonas Kehl, der bereits in der vergangenen Saison 20 Spiele für die Ulmer bestritten hatte. Trainer Wörle macht keinen Hehl daraus, dass er Kehl gerne auch in der kommenden Saison im Kader hätte.
Dringenden Handlungsbedarf gibt es im Sturm. Der besteht derzeit nur aus Tobias Rühle, Anton Fink und Ardian Morina, der nach seinem Kreuzbandriss gerade die Reha absolviert. Bis spätestens August soll es für die Offensive weitere Verstärkung geben.