Mittelschwaebische Nachrichten
Umbau des Klosters wird teurer als geplant
Seit Oktober wird in Wettenhausen umgebaut, es ist die größte Baumaßnahme seit 100 Jahren. Was sich getan hat, was noch geplant ist und warum es Mehrkosten gibt
Wettenhausen Der Türöffner direkt am Fenster soll als Relikt an vergangene Zeiten erhalten bleiben. Ansonsten ist von dem kleinen Büroraum, in dem die Pförtnerin bis vor Kurzem Gäste des Klosters Wettenhausen empfing, nichts mehr zu sehen. Wo die Schwester früher den Summer betätigte, dürfen künftig die Herren der Schöpfung die neue Toilettenspülung in Gang setzen. Seit Oktober befindet sich ein Großteil der Klosteranlage im Umbau, es ist die größte Baumaßnahme seit 100 Jahren.
Ein Aufzug wurde gebaut, die sichtbarste Veränderung ist die Umgestaltung des gesamten Eingangsbereichs, außerdem wird ein neues Klostermuseum im dritten Stock geschaffen. Wenn Letzteres im September offiziell eröffnet wird, soll das Gros der Bauarbeiten abgeschlossen sein, betont Hubert Hafner, Geschäftsführer der KlosterEntwicklungs-GmbH.
Bei einem Rundgang vorbei an Handwerkern zeigt er, wie weit das Millionenprojekt vorangeschritten und was aus den Kostenplänen geworden ist.
Wer die Pforte des Klosters Wettenhausen erreichen wollte, musste bislang „ein wahres Labyrinth“durchlaufen, wie es Hubert Hafner bezeichnet. Es habe nicht dem zeitgemäßen Standard entsprochen, dass Gäste einen weiten, verwinkelten Weg zurücklegen mussten. Deshalb sei die Idee gewesen, die Pforte zu verlegen und den Eingang offener und freundlicher zu gestalten. Künftige Gäste, denen per Türöffner geöffnet wird, stehen dann nicht mehr vor einem Holzportal.
Dieses wurde entfernt und damit das schöne Eisenportal betont. Eine neue Beleuchtung sorgt für deutlich mehr Helligkeit. Die Besucher finden sich dann in einer Art Lobby wieder mit Rezeption und Sitzgelegenheiten. Dass die bisherige Pforte zur Herrentoilette umfunktioniert wurde, war laut Hafner nicht anders möglich.
Es sei der einzige Raum im Erdgeschoss gewesen, der sich zum Umbau anbot, um für noch mehr Gäste schnell erreichbar zu sein. „Das ist nicht perfekt, aber es ist gut geworden“, sagt Hafner zufrieden. Das Besondere dabei: Bei den Putzarbeiten kam ein wunderschönes Portal zum Vorschein, das die Besucher beim Händewaschen bestaunen können. Zur Wahl gestanden hätte sonst nur ein Anbau für einen Toilettenturm mit Aufzug. Dieser Entwurf hätte jedoch allein 1,4 Millionen Euro gekostet und wurde schnell verworfen.
1,3 Millionen Euro sollte eigentlich der gesamte erste Bauabschnitt Prälatur kosten. Doch inzwischen steht fest, dass es mit dieser Summe nicht getan ist. Nicht nur die Bohrgründungen für den Aufzug haben sich laut Hubert Hafner verteuert, auch die Ausschreibung habe höhere Ergebnisse gebracht als gedacht. Der Geschäftsführer geht mittlerweile von 1,7 Millionen Euro aus.
Die Vielzahl von finanziellen Förderungen bleibt jedoch bestehen: Fast 440.000 Euro kommen vom Amt für Ländliche Entwicklung Schwaben, weitere 350.000 Euro fließen aus dem Sonderprogramm Denkmalschutz des Bundes nach Wettenhausen. Etwa 70.000 Euro schießt die Bayerische Landesstiftung zu. Der Bezirk Schwaben übernimmt ein Viertel der Kosten für den Aufzug und für den denkmalpflegerischen Aufwand. Dabei unterstützt auch der Landkreis, ebenso mit einem jährlichen Betriebskostenzuschuss von 60.000 Euro für das Klostermuseum, das im dritten Stock des Gebäudes entsteht.
Dorthin können Gäste in Zukunft mit dem Aufzug mit Glasfassade gelangen. Die Konstruktion ist so gut wie fertig, fehlt nur noch die Abnahme durch den Tüv. Hafner hat ihn schon getestet und den Ausblick genossen. Dass das Bauwerk auf 17 Meter tiefe Betonfundamente gestützt ist, weil der Baugrund so schlecht war, wird später niemand spüren. „Das restliche Kloster ist wahrscheinlich nicht so gut gegründet wie dieser Aufzug“, sagt der Geschäftsführer. Doch er sei Gold wert, bisher mussten bei Veranstaltungen alle Gerätschaften per Hand getragen werden, auch diverse Möbel wurden rauf- und runtergeschleift. Und das über eine Steintreppe, deren Stufen in den ersten Stock längst rutschig und ausgetreten sind.
Kein Wunder, sind sie doch 340 Jahre alt. Ein Warnschild am Fuß der Treppe weist auf die Gefahr hin. In Kürze werden die 25 Stufen saniert, genauer gesagt „verkehrssicher“gemacht, wie Hafner betont. Schlappe 25.000 Euro kostet das. Und damit keiner später behaupten kann, er sei im Dunkeln ausgerutscht, werden im Treppenhaus und in den Fluren Deckenleuchten mit Sicherheitsbeleuchtung eingebaut. Bisher gab es nur kleine Lichtspots. „Das wird ein ganz anderes Lichterlebnis“, ist sich Hafner sicher.
Er öffnet im ersten Stock eine Tür, die zu den zehn Gästezimmern führt. Den Gang, der sich vor dem Gast erstreckt, nennt er liebevoll den künftigen „Priorinnengang“. Denn an der Wand sollen Bilder aller zwölf bisherigen Priorinnen des Klosters hängen. Die Gästezimmer werden bald passé sein, neue sollen im Klausurbereich im Ostflügel entstehen, dessen Renovierung für geplante zwölf Millionen Euro in den nächsten Jahren angepeilt ist.
Eine andere noch nicht existente Tür ein paar Meter weiter im Treppenhaus muss in Zukunft immer gut geschlossen sein. Der Aufgang in die Obergeschosse muss aus Brandschutzgründen mit Glas eingehaust werden, dafür wurde bereits in die schöne Stuckdecke hineingefräst. Das tue zwar weh, aber die Verbesserung des Brandschutzes für das Treppenhaus gleicht Hafner zufolge einem „Sprung vom 17. ins 21. Jahrhundert“. Damit soll gemeinsam mit einer Brandmeldeanlage für das Hauptgebäude auch der Brandschutz für den Kaisersaal verbessert werden. Letzteren ziert eine neue Tür, das heißt genauer gesagt, es wurden neue Brandschutzelemente in die alte Türe eingesetzt. Der Unterschied fällt kaum auf. Nichts mehr zu sehen ist auch von dem fahrbaren Gerüst, von dem aus in den vergangenen Monaten die Stuckdecke auf ihre Haltbarkeit abgetastet wurde. Kaputte Stellen seien nicht zutage gekommen, dafür verborgene Botschaften aus der Vergangenheit, erzählt Hubert Hafner, unter anderem ein Zahlungsbeleg aus dem Jahr 1965. Viel weiter zurück in die Vergangenheit geht es im künftigen Klostermuseum im dritten Stock. Gab es dort bisher nur das „Museumle“, einen inoffiziellen Museums-Raum mit einigen wenigen Vitrinen, entstehen jetzt auf 300 Quadratmetern fünf Räume, in denen die Klostergeschichte von der Gründung bis heute aufgezeigt wird. Hafner will noch keine Details verraten, nur so viel: Weil es mit der Statik der Räume nicht zum Besten bestellt war, wurde der Fußboden auf Stahlträger verlegt.
Die Stuckdecke darunter hängt laut Hafner an den alten Deckenbalken. Am 11. September wird das Klostermuseum feierlich mit Festkonzert und Museumsnacht eröffnet. Hafner hofft, dass die restlichen Bauarbeiten spätestens im Oktober oder November abgeschlossen sind.