Mittelschwaebische Nachrichten
Was Neuburgs restaurierte Orgel möglich macht
Kirchenmusik Sie bietet künftig eine verbesserte Klangvielfalt. Am Sonntag ist Weihbischof Florian Wörner zu Gast
Neuburg Wolfgang Härtl ist seit über 40 Jahren Chorleiter. Die offizielle Wiederinbetriebnahme der umfangreich sanierten und erweiterten Neuburger Kirchenorgel erachtet er als einen „großen und einen der bedeutendsten Momente in seiner Amtszeit“. Am kommenden Sonntag, 8. August, wird Weihbischof Florian Wörner um 10 Uhr der „Königin der Instrumente“die Weihe erteilen.
Dann wird die Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt mit einem völlig neuen Klangvolumen gefüllt. Im September vergangenen Jahres hatten Orgelbauer Martin Geßner aus Weißenhorn und sein Kollege Christoph Keinert aus Zusmarshausen mit der Renovierung begonnen. „Die Notwendigkeit war unbestritten“, so Geßner. Schimmelbefall, Holzwurm und Verschmutzungen setzten der Orgel zu. Zudem war der Spieltisch technisch verbraucht und funktionierte zu langsam.
Die Funktionsfähigkeit der Membranen war eingeschränkt. Die Planung wurde eng mit dem Landesamt für Denkmalpflege und dem Orgelsachverständigen der Diözese Augsburg abgestimmt. Herzstück der sanierten Orgel ist das Pfeifenwerk. Statt bisher 540 Pfeifen klingen künftig 1158 aus der Orgel. So konnte auch die Zahl der Register auf 24, also die Reihen von Pfeifen gleicher Bauart und Klangfarbe, verdoppelt werden. Dies war möglich, weil Blasebalg und Motor ausgelagert wurden. Die Pedalregister wurden an ihre ursprüngliche Stelle zurückgeführt.
Das Orgelgehäuse ist jetzt begehbar. Eine Besonderheit nach der Renovierung ist, dass die Orgel künftig zwei Prospekte, also Schauseiten, sowohl vorne wie auch hinten hat, ähnlich wie im Augsburger Dom. Im rückwärtigen Prospekt sind die Trompeten- und Posaunenpfeifen mit 78 Tönen untergebracht. „Sie werden elektrisch angesteuert“, so Geßner. Die Größe der Orgel wurde an den Kirchenraum angepasst.
„Die Orgel entspricht dem Raumvolumen, wir hatten bisher eine kleine, jetzt aber eine angemessene Orgel“, so Härtl. Im Jahr 1901 entsprach die Orgel aus der Werkstätte Maerz aus München der Kirchengröße. Nach der Kirchenerweiterung Anfang der 70er Jahre war dies nicht mehr der Fall. Martin Geßner ist insgesamt begeistert von der ausgezeichneten Akustik. „In der Pfarrkirche wirkt alles sehr veredelt, ein Lob an den Baumeister“, so Geßner.
Die restaurierte Orgel bietet künftig nicht nur eine größere Klangvielfalt. „Sie bietet uns neue
Möglichkeiten, andere Werke zu spielen“, so Härtl. Gemeinsam mit Bürgermeister Markus Dopfer und Organistin Maria Härtl denkt er an ein Konzertprogramm im Gotteshaus mit heimischen Kirchenmusikern. Die Klänge der Orgel sind dann erstmals in der Pfarrkirche unmittelbar nach der Weihe zu hören. „Zum Gottesdienst kann jeder kommen“, so Härtl. Anmeldungen sind nicht erforderlich, eingelassen werden so viele, wie nach der aktuellen Situation zugelassen sind. Chorleiter Wolfgang Härtl bedauert, dass der Chor nicht in der gewohnten Stärke auftreten darf. Nur ein Drittel der Chormitglieder darf dabei sein. „Wir sind aber dennoch vierstimmig paritätisch besetzt.“
Die Weihe wird mit der Messe „Missa breve in C“von Charles Gounod und dem „Laudate Dominum“von Wolfgang Amadeus Mozart musikalisch umrahmt. Die Kosten der Gesamtrenovierung belaufen sich auf rund 100.000 Euro. Rund ein Drittel sind durch Zuschüsse abgedeckt. Der Rest soll über Spenden finanziert werden, wobei nach wie vor eine Lücke vorhanden ist.
„Wertvolle Hilfe bei der Renovierung leisteten die Neuburger Kirchenmalerin Rosi Reinhard sowie die beiden Chormitglieder Franz Pickhard und Thomas Volk“, so Härtl. Vor dem Gottesdienst trägt sich Weihbischof Wörner ins Goldene Buch des Marktes Neuburg ein.