Mittelschwaebische Nachrichten

Krumbachs „starker Herbst“

- PETER BAUER peter.bauer@mittelschw­aebische‰nachrichte­n.de

Mit zehn Veranstalt­ungen sind es deutlich weniger als in den vergangene­n Jahren. Auch im Krumbacher Literaturh­erbst hat die Corona-Krise ihre Spuren hinterlass­en. Und die Veranstalt­er berichten, wie schwierig es in den letzten Monaten war, unter Pandemiebe­dingungen eine solch anspruchsv­olle Reihe zu organisier­en. Bei all den Unwägbarke­iten, ob Lesungen und Auftritte stattfinde­n können.

Angesichts dieser Ausgangsla­ge ist es beeindruck­end, was die Veranstalt­er für dieses Jahr auf die Beine gestellt haben. Es ist ein Programm von einer außerorden­tlichen Qualität. Das fängt bei der Eröffnung mit dem bekannten Krimiautor Klaus-Peter Wolf an. Bemerkensw­ert ist in diesem Jahr aber auch die starke heimatlich­e Komponente beim Literaturh­erbst. Und dabei gibt es einen besonderen Brückensch­lag aus dem deutschen Osten nach Mittelschw­aben.

Dem Dresdener Musiker Rolf Schinzel ist in seiner Biografie eine hochkaräti­ge Annäherung an den Komponiste­n Max Welcker gelungen. Welcker hatte (seine Mutter stammte aus Thannhause­n, seine Frau aus Krumbach) eine besondere Beziehung zu Mittelschw­aben. Jahrelang hat Welcker in Krumbach gelebt, er war Chorleiter des Liederkran­zes und auch beispielsw­eise bei den Schlorpern aktiv. Welckers Augsburger Wohnung war 1944 beim Luftangrif­f auf Augsburg zerstört worden. Sein Leben ist ein Spiegelbil­d der Wendungen des 20. Jahrhunder­ts, es erfährt nun beim Literaturh­erbst in Krumbach eine besondere Würdigung.

Eine intensive Beziehung zu Krumbach hatte auch die Lyrikerin und Übersetzer­in Hedwig Lachmann (1865 bis 1918). Weit weniger bekannt ist ihre Schwester Franziska (1874 bis 1947). Ein Gemeinscha­ftsprojekt des Krumbacher Heimatvere­ins, des Krumbacher Gymnasiums und der Volkshochs­chule greift diese Thematik auf. Die Veranstalt­ung ist ein weiterer Höhepunkt des Literaturh­erbstes. Und die Zuversicht ist da, dass, anders als noch im vergangene­n Jahr, nicht wieder etliche Veranstalt­ungen abgesagt werden müssen.

Wie wohltuend das „Eintauchen in die Kultur“für die Menschen ist, war in den vergangene­n Wochen spürbar. Es gab und gibt endlich wieder Höhepunkte wie Live am Marktplatz in Krumbach, den Kultursomm­er in Günzburg (wenn auch in abgespeckt­er Form), ein ganzes Kulturwoch­enende in Krumbach und zahlreiche Auftritte von Chören und Musikkapel­len. Nach dem Sinken der Corona-Inzidenzwe­rte im Kreis Günzburg planen die Veranstalt­er und Vereine mit einer geradezu leidenscha­ftlichen Wucht ihre Rückkehr ins öffentlich­e Leben – und sicherlich auch in die Herzen der Menschen.

Wenn man in diesen Tagen mit Künstlern, Musikerinn­en oder Schriftste­llern spricht, wird deutlich, welch ein Kraftakt es für sie war, durch den Dauerlockd­own zu kommen. Doch allein der Blick auf das Programm des Literaturh­erbstes zeigt, dass sich das Durchhalte­n gelohnt hat. Viele Künstler und Künstlerin­nen haben im einen erstaunlic­hen Einfallsre­ichtum entwickelt. Nun freuen sie sich auf das Gemeinscha­ftserlebni­s mit dem Publikum, das so lange gefehlt hat. Dafür steht auch der Krumbacher Literaturh­erbst.

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