Mittelschwaebische Nachrichten
Krumbachs „starker Herbst“
Mit zehn Veranstaltungen sind es deutlich weniger als in den vergangenen Jahren. Auch im Krumbacher Literaturherbst hat die Corona-Krise ihre Spuren hinterlassen. Und die Veranstalter berichten, wie schwierig es in den letzten Monaten war, unter Pandemiebedingungen eine solch anspruchsvolle Reihe zu organisieren. Bei all den Unwägbarkeiten, ob Lesungen und Auftritte stattfinden können.
Angesichts dieser Ausgangslage ist es beeindruckend, was die Veranstalter für dieses Jahr auf die Beine gestellt haben. Es ist ein Programm von einer außerordentlichen Qualität. Das fängt bei der Eröffnung mit dem bekannten Krimiautor Klaus-Peter Wolf an. Bemerkenswert ist in diesem Jahr aber auch die starke heimatliche Komponente beim Literaturherbst. Und dabei gibt es einen besonderen Brückenschlag aus dem deutschen Osten nach Mittelschwaben.
Dem Dresdener Musiker Rolf Schinzel ist in seiner Biografie eine hochkarätige Annäherung an den Komponisten Max Welcker gelungen. Welcker hatte (seine Mutter stammte aus Thannhausen, seine Frau aus Krumbach) eine besondere Beziehung zu Mittelschwaben. Jahrelang hat Welcker in Krumbach gelebt, er war Chorleiter des Liederkranzes und auch beispielsweise bei den Schlorpern aktiv. Welckers Augsburger Wohnung war 1944 beim Luftangriff auf Augsburg zerstört worden. Sein Leben ist ein Spiegelbild der Wendungen des 20. Jahrhunderts, es erfährt nun beim Literaturherbst in Krumbach eine besondere Würdigung.
Eine intensive Beziehung zu Krumbach hatte auch die Lyrikerin und Übersetzerin Hedwig Lachmann (1865 bis 1918). Weit weniger bekannt ist ihre Schwester Franziska (1874 bis 1947). Ein Gemeinschaftsprojekt des Krumbacher Heimatvereins, des Krumbacher Gymnasiums und der Volkshochschule greift diese Thematik auf. Die Veranstaltung ist ein weiterer Höhepunkt des Literaturherbstes. Und die Zuversicht ist da, dass, anders als noch im vergangenen Jahr, nicht wieder etliche Veranstaltungen abgesagt werden müssen.
Wie wohltuend das „Eintauchen in die Kultur“für die Menschen ist, war in den vergangenen Wochen spürbar. Es gab und gibt endlich wieder Höhepunkte wie Live am Marktplatz in Krumbach, den Kultursommer in Günzburg (wenn auch in abgespeckter Form), ein ganzes Kulturwochenende in Krumbach und zahlreiche Auftritte von Chören und Musikkapellen. Nach dem Sinken der Corona-Inzidenzwerte im Kreis Günzburg planen die Veranstalter und Vereine mit einer geradezu leidenschaftlichen Wucht ihre Rückkehr ins öffentliche Leben – und sicherlich auch in die Herzen der Menschen.
Wenn man in diesen Tagen mit Künstlern, Musikerinnen oder Schriftstellern spricht, wird deutlich, welch ein Kraftakt es für sie war, durch den Dauerlockdown zu kommen. Doch allein der Blick auf das Programm des Literaturherbstes zeigt, dass sich das Durchhalten gelohnt hat. Viele Künstler und Künstlerinnen haben im einen erstaunlichen Einfallsreichtum entwickelt. Nun freuen sie sich auf das Gemeinschaftserlebnis mit dem Publikum, das so lange gefehlt hat. Dafür steht auch der Krumbacher Literaturherbst.