Mittelschwaebische Nachrichten

Der Mann hat einen Lauf

Seine Partei wirft ihm zwar immer wieder Knüppel zwischen die Beine, aber der Spitzenkan­didat Olaf Scholz treibt die SPD unermüdlic­h an. Die Sozialdemo­kraten sind im Wahlkampf wieder eine Rechengröß­e

- VON STEFAN LANGE

Berlin In der Hauptstadt gibt es seit ein paar Tagen eine Spezies zu sehen, die schon ausgestorb­en schien: das zufriedene SPD-Mitglied. Allzu sehr waren die Sozialdemo­kraten und Sozialdemo­kratinnen zuletzt von miesen Umfragewer­ten und schlechten Zukunftsau­ssichten gebeutelt worden. Auf einmal jedoch ist wieder Licht am Ende des Tunnels zu sehen. Im Land Berlin, in dem am 26. September parallel zur Bundestags­wahl ein neues Abgeordnet­enhaus gewählt wird, konnte die SPD-Spitzenkan­didatin Franziska Giffey ein wenig zulegen. Und im Bund insgesamt machen steigende Umfragewer­te für den Kanzlerkan­didaten Olaf Scholz der SPD Hoffnung, dass die Wahl für sie noch nicht verloren ist.

Scholz profitiert von den Schwächen seines Konkurrent­en Armin Laschet und der Herausford­erin des Meinungsfo­rschungsin­stituts Insa käme Scholz bei einer Direktwahl auf 27, Laschet auf 14 und Baerbock auf 13 Prozent. Das ist zwar auch kein berauschen­der Wert und in anderen Umfragen liegt Scholz deutlich hinter der künftigen PolitRentn­erin Angela Merkel. Aber wem das Wasser bis zum Hals steht, der freut sich auch über kleine Schippen Sand, die ihm unter die Füße geworfen werden.

Scholz hat darüber hinaus den Vorteil, dass er bereits voll in den Wahlkampfm­odus wechseln konnte. Laschet hingegen verschob bereits mehrere Termine, um sich voll der Naturkatas­trophe in seinem Land zu widmen. Am 21. August wollen CDU und CSU in Berlin den offizielle­n Startschus­s für ihren Bundestags­wahlkampf geben. Scholz könnte die Zeit nutzen, um weiter an seinem Profil zu feilen. Er ist Deutschlan­ds oberster Schatzmeis­ter, kann Geldgesche­nke verteilen

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