Mittelschwaebische Nachrichten
Der Mann hat einen Lauf
Seine Partei wirft ihm zwar immer wieder Knüppel zwischen die Beine, aber der Spitzenkandidat Olaf Scholz treibt die SPD unermüdlich an. Die Sozialdemokraten sind im Wahlkampf wieder eine Rechengröße
Berlin In der Hauptstadt gibt es seit ein paar Tagen eine Spezies zu sehen, die schon ausgestorben schien: das zufriedene SPD-Mitglied. Allzu sehr waren die Sozialdemokraten und Sozialdemokratinnen zuletzt von miesen Umfragewerten und schlechten Zukunftsaussichten gebeutelt worden. Auf einmal jedoch ist wieder Licht am Ende des Tunnels zu sehen. Im Land Berlin, in dem am 26. September parallel zur Bundestagswahl ein neues Abgeordnetenhaus gewählt wird, konnte die SPD-Spitzenkandidatin Franziska Giffey ein wenig zulegen. Und im Bund insgesamt machen steigende Umfragewerte für den Kanzlerkandidaten Olaf Scholz der SPD Hoffnung, dass die Wahl für sie noch nicht verloren ist.
Scholz profitiert von den Schwächen seines Konkurrenten Armin Laschet und der Herausforderin des Meinungsforschungsinstituts Insa käme Scholz bei einer Direktwahl auf 27, Laschet auf 14 und Baerbock auf 13 Prozent. Das ist zwar auch kein berauschender Wert und in anderen Umfragen liegt Scholz deutlich hinter der künftigen PolitRentnerin Angela Merkel. Aber wem das Wasser bis zum Hals steht, der freut sich auch über kleine Schippen Sand, die ihm unter die Füße geworfen werden.
Scholz hat darüber hinaus den Vorteil, dass er bereits voll in den Wahlkampfmodus wechseln konnte. Laschet hingegen verschob bereits mehrere Termine, um sich voll der Naturkatastrophe in seinem Land zu widmen. Am 21. August wollen CDU und CSU in Berlin den offiziellen Startschuss für ihren Bundestagswahlkampf geben. Scholz könnte die Zeit nutzen, um weiter an seinem Profil zu feilen. Er ist Deutschlands oberster Schatzmeister, kann Geldgeschenke verteilen