Mittelschwaebische Nachrichten
Unechter Römerturm und echter Naturschatz
Diese Tour „durch die Hölle“ist – anders als ihr Name vermuten lässt – ausgesprochen familienfreundlich. Zu entdecken gibt es Historisches, ein Paradies für Insekten und mit etwas Glück die seltene Gelbbauchunke
Irsee Zwischen den sanften Hügeln der Voralpenlandschaft liegt das Klosterdorf Irsee nordwestlich von Kaufbeuren. Der Ort ist ideal als Ausgangspunkt einer Tour, die auch Familien mit Kindern gut schaffen können – und die gerade den Kleinen viel Abwechslung bietet. Denn unterwegs gibt es echte Naturschätze und einen unechten Römerturm zu entdecken. Die Runde führt entlang grüner Weiden, auf schmalen Pfaden mal durch Blühwiesen, mal durch den schattigen Wald und auf kleinen Holzbrücken über Bächlein und Tümpel.
Start ist im Ortszentrum, am Parkplatz oberhalb des Klosters. Wir gehen bergauf zur „Kirchsteige“und gelangen durch einen kleinen Torbogen auf den Friedhof von St. Stephan. Von dort haben wir einen schönen Blick auf das Klosterviertel mit seiner prachtvoll ausgestatteten barocke Kirche. Wir gehen nach Süden und stehen vor einem alten Flurkreuz, von dem aus der Weg hinaus auf Äcker und Wiesen führt. Geradeaus geht es auf dem Feldweg, den Wegweisern „Oberbeurer Steige, Alpenblickweg“folgend. Der Asphalt endet und wir biegen nach links Richtung Klein- und Großkemnat ab. Im Schatten einer Baumreihe geht es bergab bis zum Zwölf-Apostel-Baum, einer über 100 Jahre alten Esche. Wir zweigen an der gegenüberliegenden Pferdekoppel nach links ab ins Dorf bis zu einer Querstraße. Dort geht es nach rechts und steil bergauf, vorbei an Kirche und Pfarrhof. An der Kreuzung folgen wir dem Rechtspfeil nach Großkemnat und anschließend dem Wegweiser zum „Römerturm“. Von der einstigen Burg sind heute nur noch der Turm und ein paar Mauerreste übrig. Es gibt einen Spielplatz für die Kinder und für eine kleine Zwischeneinkehr ein Café. Am Ziehbrunnen führt ein Steig in den Wald hinab. Wir folgen ihm bis zum Theaterstadel, gehen nach links auf einen schmalen Wiesenpfad (Wegweiser „Fatimakapelle, Ölmühlhang“). An dem kleinen Kirchlein lässt sich wunderbar eine Pause einlegen. Ein Schild bittet Wanderer darum, ausgeliehene Bänke nach dem Sonnenbad wieder zurück unters Dach zu stellen.
Jetzt geht es auf einem schattigen Steig bergab, und mit ein paar Schritten auf der Straße nach Kleinkemnat. Am Ortsschild wechseln wir die Straßenseite und treten ein in die „grüne Hölle“– auf dem Fußweg nach Bickenried. Ein steiler Pfad führt uns in den romantischen
Mischwald und zu einer kleinen Brücke. Dieser Abschnitt der Wanderung ist ein wahrer Naturschatz. 2019 hat der Bezirk Schwaben einen Abschnitt sanieren lassen und der Natur neuen Raum gegeben. Das hat sich ausgezahlt: So lebt dort eine der größten Gelbbauchunken-Populationen in ganz Deutschland – eine echte Besonderheit. Denn der kleine Froschlurch mit seinem auffälligen, leuchtenden Fleckenmuster auf der Unterseite ist vom Aussterben bedroht. Wir spazieren auf einem Wiesenpfad, um uns herum summt und brummt es überall, Grillen zirpen und Schmetterlinge flattern. Hier ist laut Infotafel auch der seltene Wiesenknopf-Ameisenbläuling zu Hause.
Wir erreichen Bickenried – das Gehöft diente einst dem Abt und den Patres des Klosters als Sommersitz. Heute befindet sich dort die Fazenda da Esperanca, ein Sozialprojekt für Suchtkranke. An Sonntagen kann man sich im Hofcafé selbstgebackenen Kuchen schmecken lassen. Aber auch an anderen Tagen lohnt sich eine kurze Rast an diesem idyllischen Plätzchen. Noch einmal müssen wir bergauf, allerdings bequem auf Stufen. Ein Asphaltweg führt uns zurück zum Anfangsweg und wieder hinunter nach Irsee. Hier haben wir die Wahl zwischen Kultur und Kulinarik, können entweder die Klosterkirche besichtigen oder im Klosterbräu einkehren.