Mittelschwaebische Nachrichten
Streit um Luftfilter: So ist die Lage an Schulen
Zum Schutz vor Coronaviren sollen ab Herbst spezielle Geräte eingesetzt werden, die für saubere Luft in den Klassenzimmern sorgen. Darüber wird in den Kommunen im Landkreis Günzburg kontrovers diskutiert
Landkreis Sie sind derzeit in aller Munde, beschäftigen Kommunen und Entscheidungsträger im ganzen Land: mobile Luftreinigungsgeräte und stationäre Lüftungsanlagen. Die Ausstattung der Schulen mit den Geräten wird aktuell vom Staat finanziell gefördert und in zahllosen Gremien heiß diskutiert. Denn viele fürchten eine vierte Corona-Welle im Herbst, ausgerechnet dann, wenn auch der Unterricht – möglichst in Präsenz – beginnt. Die Anlagen sind zwar teuer, sollen aber die Virenlast in den Klassenzimmern senken und Schüler und Lehrpersonal vor einer Ansteckung schützen. Aber wie gehen die Schulen im Landkreis mit dem Thema um?
Der Kreisausschuss hat sich bereits entschieden: Alle Schulen in Trägerschaft des Landkreises werden als Sofortmaßnahme mit Luftreinigungsgeräten ausgestattet. Das betrifft alle weiterführenden Schulen, wie Realschulen, Gymnasien und berufsbildenden Schulen. Die Ausschreibung läuft bereits. 675 Geräte für 225 Klassenzimmer sollen es werden. Wie viel das genau kosten wird, sei noch unklar, berichtet Jenny Schack, Sprecherin des Landratsamtes, im Gespräch mit unserer Redaktion. Mit einer Entscheidung könne in frühestens zwei Wochen gerechnet werden. Die Zahl der Bewerber sei jedenfalls groß, sagt sie: „Das ist erfreulich, der Markt ist in Bewegung.“Langfristig will der Landkreis zudem bauliche Maßnahmen umsetzen und seine Schulen mit stationären oder – wenn möglich – dezentralen Lüftungsanlagen ausstatten.
Für die Grund-, Mittel- und Förderschulen sind hingegen die Kommunen zuständig. Hier fielen die Entscheidungen – insofern sie denn überhaupt schon gefallen sind – unterschiedlich aus. Der Stadtrat in Günzburg einigte sich etwa darauf, insofern es mit einem vertretbaren Aufwand möglich ist, vorrangig Lüftungsanlagen in den Schulen zu verbauen. Wo dies nicht möglich ist, sollen mobile Luftreinigungsgeräte zum Einsatz kommen.
geplante Anbau an die bestehende Grundschule beim Stadtgarten in Krumbach soll ebenfalls mit einer neuen Lüftungsanlage ausgestattet werden. Lediglich diskutiert wurde im Stadtrat das Thema Luftreinigungsgeräte für die bestehenden Schulen. Bürgermeister Hubert Fischer vertritt hierzu eine kritische Haltung – Bestandsgebäude werde die Stadt stattdessen nach und nach mit Lüftungsanlagen ausrüsten, bekräftigte er diesbezüglich.
Auch in anderen Kommunen sind schon Entscheidungen gefallen – wann die Geräte allerdings verfüg
sind, ist in allen Fällen noch unklar. In Ichenhausen etwa soll die städtische Grundschule mit mobilen Luftreinigungsgeräten ausgestattet werden. Für stationäre Lüftungsanlagen für die Anton-Höfer-Grundschule hat sich hingegen der Stadtrat in Thannhausen entschieden. Identisch fielen die Entscheidungen auch im Gemeinderat Jettingen-Scheppach, sowie dem Gemeinderat in Gundremmingen für die dortigen Grundschulen aus.
Generell gingen die Meinungen in den Gremien allesamt weit auseinander, teils wurde kontrovers disDer kutiert. Kein Wunder also, dass in vielen Gremien noch keine Entscheidung gefallen ist. Schulamtsdirektor Thomas Schulze geht jedoch davon aus, dass der überwiegende Teil der Kommunen mobile Luftreiniger in den Klassenzimmern aufstellen wird, wie er im Gespräch mit unserer Redaktion berichtet. „Aus meiner Sicht sind die Luftreiniger ein ähnlicher Baustein wie die Reihentestungen. Beides soll für mehr Sicherheit und auch mehr gefühlte Sicherheit an den Schulen in Zeiten der Pandemie sorgen“, sagt er – betont aber gleichzeitig: „Nachbar haltig sind diese mobilen Geräte nicht. Es wundert mich nicht, dass darüber gestritten wird.“Bei richtiger Anwendung, so Schulze, könnten sie aber durchaus die Virenlast senken. Aber warum sind die Luftreiniger nicht nachhaltig?
Einerseits werden die einmaligen Investitionen gefördert, andererseits entstehen langfristige Wartungskosten und auch der Stromverbrauch sei bei solchen Geräten nicht unerheblich, was ebenfalls Kosten verursache, gibt Schulze zu bedenken. „Ich denke nicht, dass durch die Förderung der Kauf wirklich hochwertiger Geräte vollständig gedeckt werden kann. Es entstehen somit auch schon bei der Anschaffung Kosten, die der Sachaufwandsträger übernehmen muss. Das ist eine große Herausforderung“, erklärt der Schulamtsdirektor. Die Geräte wälzen die Luft im Klassenzimmer lediglich um und reinigen sie. Auch das sei nicht ganz unproblematisch, meint Schulze. Denn Lüften müsse man in den Klassenzimmern auch weiterhin – die dadurch verlorene Heizwärme könne daher auch die Heizkosten in die Höhe treiben. Schulze: „Es ist gut möglich, dass viele Geräte, die jetzt angeschafft werden, langfristig wieder in den Kellern verstauben.“
Wirklich nachhaltig ist nach Meinung des Schulamtsdirektors hingegen der Einsatz von fest installierten Frischluftanlagen. Damit, so Schulze, wäre neben der geringeren Virenlast auch das Thema Lüften im Winter passé und den ganzen Tag über eine gute Sauerstoffversorgung gewährleistet. Trotz allem seien die Luftreiniger ein wichtiger Beitrag, um an den Schulen für mehr Sicherheit in pandemischen Zeiten zu sorgen, betont er: „Sie sind neben den Masken und den Tests ein weiterer Baustein, um bei niedrigen Inzidenzwerten und hoffentlich auch dauerhaft Präsenzunterricht zu gewährleisten. Es ist aber auch klar: Wenn wir in jedem Klassenzimmer ein Gerät stehen haben, dann muss die Schule auch länger aufhaben dürfen – denn und nur dann lohnt sich ein solches Gerät auch. Und nur darum geht es.“