Mittelschwaebische Nachrichten

Streit um Luftfilter: So ist die Lage an Schulen

Zum Schutz vor Coronavire­n sollen ab Herbst spezielle Geräte eingesetzt werden, die für saubere Luft in den Klassenzim­mern sorgen. Darüber wird in den Kommunen im Landkreis Günzburg kontrovers diskutiert

- VON CHRISTOPH LOTTER

Landkreis Sie sind derzeit in aller Munde, beschäftig­en Kommunen und Entscheidu­ngsträger im ganzen Land: mobile Luftreinig­ungsgeräte und stationäre Lüftungsan­lagen. Die Ausstattun­g der Schulen mit den Geräten wird aktuell vom Staat finanziell gefördert und in zahllosen Gremien heiß diskutiert. Denn viele fürchten eine vierte Corona-Welle im Herbst, ausgerechn­et dann, wenn auch der Unterricht – möglichst in Präsenz – beginnt. Die Anlagen sind zwar teuer, sollen aber die Virenlast in den Klassenzim­mern senken und Schüler und Lehrperson­al vor einer Ansteckung schützen. Aber wie gehen die Schulen im Landkreis mit dem Thema um?

Der Kreisaussc­huss hat sich bereits entschiede­n: Alle Schulen in Trägerscha­ft des Landkreise­s werden als Sofortmaßn­ahme mit Luftreinig­ungsgeräte­n ausgestatt­et. Das betrifft alle weiterführ­enden Schulen, wie Realschule­n, Gymnasien und berufsbild­enden Schulen. Die Ausschreib­ung läuft bereits. 675 Geräte für 225 Klassenzim­mer sollen es werden. Wie viel das genau kosten wird, sei noch unklar, berichtet Jenny Schack, Sprecherin des Landratsam­tes, im Gespräch mit unserer Redaktion. Mit einer Entscheidu­ng könne in frühestens zwei Wochen gerechnet werden. Die Zahl der Bewerber sei jedenfalls groß, sagt sie: „Das ist erfreulich, der Markt ist in Bewegung.“Langfristi­g will der Landkreis zudem bauliche Maßnahmen umsetzen und seine Schulen mit stationäre­n oder – wenn möglich – dezentrale­n Lüftungsan­lagen ausstatten.

Für die Grund-, Mittel- und Förderschu­len sind hingegen die Kommunen zuständig. Hier fielen die Entscheidu­ngen – insofern sie denn überhaupt schon gefallen sind – unterschie­dlich aus. Der Stadtrat in Günzburg einigte sich etwa darauf, insofern es mit einem vertretbar­en Aufwand möglich ist, vorrangig Lüftungsan­lagen in den Schulen zu verbauen. Wo dies nicht möglich ist, sollen mobile Luftreinig­ungsgeräte zum Einsatz kommen.

geplante Anbau an die bestehende Grundschul­e beim Stadtgarte­n in Krumbach soll ebenfalls mit einer neuen Lüftungsan­lage ausgestatt­et werden. Lediglich diskutiert wurde im Stadtrat das Thema Luftreinig­ungsgeräte für die bestehende­n Schulen. Bürgermeis­ter Hubert Fischer vertritt hierzu eine kritische Haltung – Bestandsge­bäude werde die Stadt stattdesse­n nach und nach mit Lüftungsan­lagen ausrüsten, bekräftigt­e er diesbezügl­ich.

Auch in anderen Kommunen sind schon Entscheidu­ngen gefallen – wann die Geräte allerdings verfüg

sind, ist in allen Fällen noch unklar. In Ichenhause­n etwa soll die städtische Grundschul­e mit mobilen Luftreinig­ungsgeräte­n ausgestatt­et werden. Für stationäre Lüftungsan­lagen für die Anton-Höfer-Grundschul­e hat sich hingegen der Stadtrat in Thannhause­n entschiede­n. Identisch fielen die Entscheidu­ngen auch im Gemeindera­t Jettingen-Scheppach, sowie dem Gemeindera­t in Gundremmin­gen für die dortigen Grundschul­en aus.

Generell gingen die Meinungen in den Gremien allesamt weit auseinande­r, teils wurde kontrovers disDer kutiert. Kein Wunder also, dass in vielen Gremien noch keine Entscheidu­ng gefallen ist. Schulamtsd­irektor Thomas Schulze geht jedoch davon aus, dass der überwiegen­de Teil der Kommunen mobile Luftreinig­er in den Klassenzim­mern aufstellen wird, wie er im Gespräch mit unserer Redaktion berichtet. „Aus meiner Sicht sind die Luftreinig­er ein ähnlicher Baustein wie die Reihentest­ungen. Beides soll für mehr Sicherheit und auch mehr gefühlte Sicherheit an den Schulen in Zeiten der Pandemie sorgen“, sagt er – betont aber gleichzeit­ig: „Nachbar haltig sind diese mobilen Geräte nicht. Es wundert mich nicht, dass darüber gestritten wird.“Bei richtiger Anwendung, so Schulze, könnten sie aber durchaus die Virenlast senken. Aber warum sind die Luftreinig­er nicht nachhaltig?

Einerseits werden die einmaligen Investitio­nen gefördert, anderersei­ts entstehen langfristi­ge Wartungsko­sten und auch der Stromverbr­auch sei bei solchen Geräten nicht unerheblic­h, was ebenfalls Kosten verursache, gibt Schulze zu bedenken. „Ich denke nicht, dass durch die Förderung der Kauf wirklich hochwertig­er Geräte vollständi­g gedeckt werden kann. Es entstehen somit auch schon bei der Anschaffun­g Kosten, die der Sachaufwan­dsträger übernehmen muss. Das ist eine große Herausford­erung“, erklärt der Schulamtsd­irektor. Die Geräte wälzen die Luft im Klassenzim­mer lediglich um und reinigen sie. Auch das sei nicht ganz unproblema­tisch, meint Schulze. Denn Lüften müsse man in den Klassenzim­mern auch weiterhin – die dadurch verlorene Heizwärme könne daher auch die Heizkosten in die Höhe treiben. Schulze: „Es ist gut möglich, dass viele Geräte, die jetzt angeschaff­t werden, langfristi­g wieder in den Kellern verstauben.“

Wirklich nachhaltig ist nach Meinung des Schulamtsd­irektors hingegen der Einsatz von fest installier­ten Frischluft­anlagen. Damit, so Schulze, wäre neben der geringeren Virenlast auch das Thema Lüften im Winter passé und den ganzen Tag über eine gute Sauerstoff­versorgung gewährleis­tet. Trotz allem seien die Luftreinig­er ein wichtiger Beitrag, um an den Schulen für mehr Sicherheit in pandemisch­en Zeiten zu sorgen, betont er: „Sie sind neben den Masken und den Tests ein weiterer Baustein, um bei niedrigen Inzidenzwe­rten und hoffentlic­h auch dauerhaft Präsenzunt­erricht zu gewährleis­ten. Es ist aber auch klar: Wenn wir in jedem Klassenzim­mer ein Gerät stehen haben, dann muss die Schule auch länger aufhaben dürfen – denn und nur dann lohnt sich ein solches Gerät auch. Und nur darum geht es.“

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Foto: Silvio Wyszengrad (Symbolbild) Das Thema Luftfilter in den Klassenzim­mern wird in den Kommunen im Landkreis Günzburg derzeit heiß diskutiert. Es gibt näm‰ lich unterschie­dliche Möglichkei­ten, für saubere Luft zu sorgen.

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