Mittelschwaebische Nachrichten
Wie eine Umgehung verlaufen könnte
Die Verkehrsbelastung in den Ortsdurchfahrten Thannhausen und Balzhausen ist hoch. Eine Ortsumgehung als Projekt für beide Kommunen kann Entlastung bringen
Thannhausen Donnernde Lastwagen, einer nach dem anderen. Sie fahren durch die Häuserschlucht der Bahnhof- und der Edmund-Zimmermann-Straße in Thannhausen, dann durch die Dörfer Nettershausen und Burg und weiter durch die Ortschaft Balzhausen in Richtung Süden oder in umgekehrter Richtung, dann zur Autobahn A8 bei Jettingen-Scheppach. Sie belasten auf der Staatsstraße 2025 die Ortskerne und die dort Wohnenden ebenso wie der Autoverkehr auf dieser Strecke. Rund 5000 Fahrzeuge sind das täglich, so ist es einer amtlichen Verkehrszählung aus dem Jahr 2016 zu entnehmen. Lärm, Abgase, Feinstaub sind nicht gerade das, was man sich für ein beschauliches Wohnumfeld wünscht. Darum kann es eine deutliche Entlastung bringen, wenn der Durchgangsverkehr möglichst am Ort vorbei geleitet werden kann. Balzhausen und Thannhausen haben sich zusammengetan in dieser Thematik. Eine Lösungsmöglichkeit wäre eine Ortsumgehung beider Kommunen, was wiederum Möglichkeiten für eine innerörtliche Entwicklung bieten würde.
Die mögliche Linienführung einer gemeinsamen Umgehung hat das Staatliche Bauamt Krumbach einmal grob aufgezeichnet und beim Bayerischen Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr eingereicht. Bei einer Wirtschaftlichkeitsprüfung ist das Projekt dann als bauwürdig erachtet worden. Ministerin Kerstin Schreyer hatte dies den Bürgermeistern Daniel Mayer und Alois Held im November 2020 mitgeteilt (wir berichteten). Thannhausens Bürgermeister Alois Held spricht im Gespräch mit unserer Redaktion von einer starken Verkehrsbelastung der Thannhauser Innenstadt, besonders momentan, da die Staatsstraße 2025 auch noch die Umleitung für die B300-Baustelle bei Ziemetshausen ist. „Wir sind die einzige Gemeinde im Mindeltal im Landkreis Günzburg, die noch keine Ortsumfahrung hat, von daher macht das Projekt Sinn“, so Held. Werde es realisiert, könne man die Bahnhofstraße dann auch städtebaulich besser gestalten.
Das Projekt hat eine Vorgeschichte: Denn Balzhausen wollte schon lange eine Ortsumfahrung und die war zuletzt in der Dringlichkeitsstufe 1 im Ausbauplan für Staatsstraßen eingestuft. Die Trasse wurde im Süden der Kreisstraße GZ12, die Balzhausen und Ursberg verbindet, geplant. Doch die alleinige Umfahrung Balzhausens hielt mit einer Kostenkalkulation von rund 15,3 Millionen Euro einer Wirtschaftlichkeitsprüfung nicht stand und wurde verworfen.
Finanziell stimmiger ist nun die Umfahrung von Balzhausen und Thannhausen als gemeinsames Projekt. In Grundsatzentscheidungen haben sich die Ratsgremien beider Kommunen einstimmig für dessen Realisierung ausgesprochen. Der Leiter des Staatlichen Bauamts Krumbach, Wilhelm Weirather, schätzt die Kosten für die rund 7,3 Kilometer lange Trasse vorbei an den beiden Orten auf rund 40 Millionen Euro. Würde das Projekt realisiert, könnten Verkehrsteilnehmer auf dann insgesamt 27 Kilometern ortsdurchfahrtenfrei bis zur Autobahn A8 im Norden des Landkreises Günzburg fahren. Fest steht, dass die Trassenführung westlich an beiden Kommunen vorbeiführen würde, so Weirather, denn die Möglichkeiten im Osten seien bereits bei der Planung der Balzhauser Ortsumfahrung ausgelotet worden. Dort sprächen jedoch sowohl Naturschutzals auch Topografiegründe dagegen.
In Ursberg, das als Kommune im Westen Thannhausens von dem Projekt tangiert wird, wurde die Umfahrung im Gemeinderat kontrovers diskutiert und besonders der Flächenverbrauch moniert. Zu einem möglichen Verwirklichungszeitpunkt für die Umfahrung befragt, wehrt Weirather erst einmal ab. Heutzutage, im Zeitalter des Flächenverbrauchssparens, sei es sehr schwierig, ein solches Projekt durchzusetzen, daher sei ein Zeitrahmen nicht absehbar. Weitere Schritte in dem Projekt hängen außerdem noch von der Fertigstellung einer anderen Baumaßnahme ab: In Thannhausen werden drei neue Brunnen für die Trinkwasserschutzversorgung gebaut. Dadurch wird sich auch der Zuschnitt des Trinkwasserschutzgebiets dort ändern. Erst wenn dessen Grenzen festlegen, könne man konkreter in die Planung der Ortsumfahrung Thannhausen und Balzhausen einsteigen, so Weirather. Das ist Experten zufolge wohl erst Ende 2021 der Fall. Ein hydrogeologisches Gutachten ist bereits beantragt. Alois Held rechnet damit, dass eine Umfahrung Thannhausens weit um das potenzielle Trinkwasserschutzgebiet herumführen werde. Stehen die Grenzen fest, werde es eine Voruntersuchung geben mit einem Verkehrsgutachten, wo auch das Verkehrsaufkommen aktuell erfasst wird, und einer naturräumlichen Untersuchung, zeigt Weirather mögliche weitere Vorgehensschritte auf. Auf dieser Grundlage könnten dann verschiedene Varianten für eine mögliche Trasse der Ortsumfahrung ausgearbeitet werden, vermutlich so drei bis fünf oder mehr, schätzt Weirather.