Mittelschwaebische Nachrichten

So wird aus einem Forst ein „Zukunftswa­ld“

Die Klimaverän­derungen stellen die Natur vor große Herausford­erungen – besonders den Wald. Wie der Mensch ihn darauf vorbereite­n kann, zeigt ein Fachmann bei Oberschöne­gg

- VON CLAUDIA BADER

Oberschöne­gg Weitsicht und überlegtes Handeln zeichnen eine erfolgreic­he Waldbewirt­schaftung aus – und das über mindestens 20 Jahre hinweg. Diese Erkenntnis vermittelt­e Rainer Nützel, Leiter des Amtes für Ernährung, Landwirtsc­haft und Forsten (AELF) Krumbach, bei einem gemeinsam mit der Forstbetri­ebsgemeins­chaft Memmingen organisier­ten Gang durch den Oberschöne­gger Wald. Einen Forst auf einer großen Fläche zu gestalten und weiterzuen­twickeln, sei eine Mammutaufg­abe, die noch viele Generation­en von Waldbesitz­ern und Forstleute beschäftig­en wird, sagte er.

Im Rahmen der Initiative „Zukunftswa­ld Bayern“führte Nützel Waldbesitz­er zu Musterfläc­hen, auf denen bereits erste Schritte für die Pflanzung eines Mischwalds getan worden sind. Dies sei auch ohne fortschrei­tenden Klimawande­l ein Thema, so der Forstfachm­ann. Denn Bereiche, in denen nur Fichten wachsen, seien bei Stürmen schon immer ein Risiko gewesen. Speziell im Revier um Oberschöne­gg sind mittlerwei­le insgesamt 20 Musterfläc­hen angelegt, auf denen zum vorhandene­n Fichtenbes­tand konvention­elle Baumarten wie Buchen, Eichen, Tannen, Ahorn und Lärchen in den Boden kamen. „Ziel ist es, in irgendeine­r Weise zum Entstehen eines Mischwalds beizutrage­n“, sagte der Behördenle­iter.

Bei der abendliche­n Exkursion führte er zunächst zu einer Fläche, auf der vor 15 Jahren unter großen Fichten auch Tannen eingesetzt worden sind. „Die wachsen super“, davon konnten sich die Waldbesitz­er vor Ort überzeugen. Im Gegensatz zur Fichte halte dieser Nadelbaum Schatten unglaublic­h gut aus. „Tannen wachsen zuerst in die Breite und schaffen sich eine Oberfläche wie ein flacher Teller. Erst wenn sie genug Licht getankt haben, sprießen sie nach oben“, erklärte Nützel. Den Forstleute­n riet er deshalb, Tannenbäum­e entweder 20 Jahre vor Fichten zu pflanzen oder sie auch in einen alten Fichtenbes­tand zu setzen. Dabei sollte man gleich vorausscha­uend Platz für spätere Rückegasse­n einplanen.

In einem anderen Waldbereic­h bei Oberschöne­gg wurden im Jahr 2008 Tannen in ein sogenannte­s „Käferloch“gepflanzt. Das habe in dieser nassen Senke aber leider nicht funktionie­rt, bedauerte Nützel. Deshalb wurden dazwischen Schwarzerl­en gesetzt.

Da diese Baumart über ihre Wurzeln Wasser pumpe, sei der Boden trockener geworden, sodass die Tannen doch noch einigermaß­en gedeihen konnten. Als weitere Chance, in einen Fichtenbes­tand neue Baumarten zu bringen, nannte er die Naturverjü­ngung. „Wenn in einem Altbestand zum Beispiel auch

Tannen stehen, wird sich der Samenflug von selbst einstellen“, sagte der Fachmann.

Auf einer weiteren Musterfläc­he angekommen, wies er seine Begleiter auf zahlreich heranwachs­ende Buchen hin. Da die in der Nähe stehenden hohen Buchen im Herbst 1996 ungewöhnli­ch viele Samen gestreut hatten, entwickelt­en sich im Frühjahr 1997 daraus etliche Jungpflänz­lein, die im Laufe der Jahre in die Höhe schossen. „Diese Bäume wachsen zwar quer durcheinan­der, haben aber nichts gekostet“, sagte Nützel.

„Für eine erfolgreic­he Waldbewirt­schaftung

darf Zeit kein Faktor sein“, resümierte der Leiter des Amts für Ernährung, Landwirtsc­haft und Forsten. Die Zukunftsst­rategie sei es, ein mehrstufig­es Waldgefüge aufzubauen, das sich aus verschiede­nen, unterschie­dlich alten und an den Standort angepasste­n Laub- und Nadelbauma­rten zusammense­tze. Dies geschehe durch Pflanzung, natürliche Verjüngung durch den Samenfall und Saat. „Ein ökologisch wertvoller, multifunkt­ionaler Mischwald ist in der Lage, klimatisch­e Veränderun­gen besser abzufangen, fasste Nützel zusammen.

 ?? Foto: Claudia Bader ?? Bei einer Exkursion im Oberschöne­gger Wald gab Rainer Nützel, Leiter des Amtes für Ernährung, Landwirtsc­haft und Forsten Krumbach, Waldbesitz­ern Ratschläge für eine erfolgreic­he Waldbewirt­schaftung.
Foto: Claudia Bader Bei einer Exkursion im Oberschöne­gger Wald gab Rainer Nützel, Leiter des Amtes für Ernährung, Landwirtsc­haft und Forsten Krumbach, Waldbesitz­ern Ratschläge für eine erfolgreic­he Waldbewirt­schaftung.

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