Mittelschwaebische Nachrichten
Pleiten, Pech und Pannen
Ingolstadt kassiert Klatsche. Aber auch die Schwergewichte schwächeln
Darmstadt Der FC Ingolstadt hat in der 2. Fußball-Bundesliga beim SV Darmstadt 98 ein Debakel erlebt. Der Aufsteiger unterlag am Sonntag nach einer vor allem in der ersten Hälfte desaströsen Leistung mit 1:6 (0:4) und bleibt nach drei Spieltagen punktlos am Tabellenende. Bei der Mannschaft des früheren Nachwuchstrainers Roberto Pätzold war vom Schwung aus dem jüngsten 2:1 im DFB-Pokal gegen den FC Erzgebirge Aue nichts zu sehen. Dafür waren vor 4506 Zuschauern in der Defensive Fehler über Fehler zu beobachten. Nach dem Fehlstart mit schon elf Gegentoren empfängt der FC Ingolstadt kommenden Sonntag (13.30 Uhr) den noch ungeschlagenen 1. FC Nürnberg.
Phillip Tietz (29. Minute, 45.+4) und Luca Pfeiffer (39./66.) trafen jeweils zweimal für die „Lilien“. Außerdem war Fabian Schnellhardt (45+2.) für die Gastgeber erfolgreich. Der FCI kam nur durch Stefan Kutschke (50.) zum Ehrentor, nachdem ein Foulelfmeter an Dennis Eckert Ayensa nach Video-Beweis (49.) noch zurückgenommen worden war. Kurz vor dem Abpfiff überwand auch noch Braydon Manu (90.+4) den unsicheren Ingolstädter Torwart Fabijan Buntic.
Ebenfalls alles andere als gut sind die vermeintlichen Schwergewichte der Liga gestartet. Der Hamburger SV, FC Schalke 04 und Werder Bremen bekamen schon in der Startphase der neuen Saison aufgezeigt, dass ihnen im Unterhaus nichts geschenkt wird. Im Gegenteil: Nur jeweils magere vier Punkte aus den ersten drei Spielen und Tabellenplätze zwischen acht und elf machen deutlich, dass die als Saisonziel ausgegebene Rückkehr in die Bundesliga kein Selbstläufer wird.
Besonders enttäuschend verlief der dritte Spieltag für die Bremer.
Das peinliche 1:4 (0:3) vor heimischer Kulisse gegen den bislang sieglosen SC Paderborn kam einem spielerischen Offenbarungseid gleich. Die Torschützen Felix Platte (9./17.), Sven Michel (36.) und Ron Schallenberg (55.) besiegelten den bitteren Rückschlag. „Wir haben heute einen Rekord aufgestellt an individuellen Fehlern. So kannst du kein Zweitligaspiel gewinnen“, klagte Trainer Markus Anfang.
Diese Liga sei „knochenhart“, stellte Schalkes Trainer Dimitrios Grammozis nach dem mauen 1:1 gegen Erzgebirge Aue ernüchtert fest. Nach 30 Jahren Bundesliga, Champions League und Triumphen in Uefa-Cup und DFB-Pokal tut sich „Königsblau“in der Zweitklassigkeit schwer. „Wir werden nicht sagen: Wir kommen aus der Bundesliga und hopsen jetzt mal ein bisschen durch die Liga“, erklärte Grammozis. „Kein Team wird uns etwas schenken.“Schalke startete vielversprechend, doch nach Dominick Drexlers Führung (32.) riss der Faden. Aue wurde mutiger und durch Sascha Härtels Tor (86.) belohnt.
Beim HSV ist die Situation ähnlich wie in Bremen und auf Schalke. Nach Hannes Wolf, Dieter Hecking und Daniel Thioune versucht in Tim Walter schon der vierte Cheftrainer den Wiederaufstieg zu realisieren – mit vielen neuen Akteuren und einem veränderten Ansatz. Walter setzt auf junge Spieler, dazu auf viel Ballbesitz und eine mutige Spielweise, die aber auch Risiken in sich trägt. Vor allem, wenn das Team das „System Walter“noch nicht verinnerlicht hat, wie es beim 2:3 im Derby beim FC St. Pauli deutlich wurde. Die vierte Pleite in den jüngsten fünf Duellen mit den Kiezkickern machte deutlich, wie weit beim HSV Anspruch und Wirklichkeit von einander entfernt sind.