Mittelschwaebische Nachrichten
Wie voll werden die Hallen?
Eishockey Als letztes Bundesland hat Bayern kurz vor dem DEL-Start erlaubt, dass vor fast vollen Rängen gespielt werden darf. Noch ist aber völlig unklar, ob die Fans überhaupt wollen
Augsburg Bis wenige Tage vor Beginn der neuen DEL-Saison herrschten in Bayern große Aufregung und noch größerer Unmut. Fünf Klubs der höchsten deutschen Liga sind im Freistaat beheimatet, und genau dort, so wollte es die Staatsregierung, sollten Zuschauer nur unter sehr strengen Vorgaben in die Hallen dürfen. Das Resultat wären Besucherzahlen gewesen, die sich wirtschaftlich nicht gerechnet hätten. Inzwischen lenkte Ministerpräsident Markus Söder ein, nun dürfen auch die bayerischen DELKlubs vor gut gefüllten Rängen spielen – so denn die Fans auch tatsächlich kommen. Bei fast allen Spielen der Fußball-Bundesliga und auch zuletzt beim Supercup im Handball überstieg das Ticketangebot die Nachfrage deutlich.
Trotzdem richtet sich nach all dem Trubel der Blick nun wieder auf das Sportliche. Mit Aufsteiger Bietigheim wurde die Liga auf 15 Teilnehmer vergrößert. Hintergrund: Coronabedingt hatte die DEL vergangene Spielzeit auf einen Absteiger verzichtet. Mindestens einen wird es aber am Ende dieser Saison geben, denn die DEL soll wieder auf die gewohnten 14 Mannschaften geschrumpft werden.
Am oberen Ende des Tableaus werden die üblichen Verdächtigen erwartet. Die finanziellen Schwergewichte aus München und Mannheim gelten als heißeste Kandidaten auf den Titel. Komplettiert wird das Favoriten-Trio vom amtierenden deutschen Meister aus Berlin. Dahinter tut sich ein breites Mittelfeld auf, zu dem auch die Augsburger Panther und der ERC Ingolstadt gehören. Während die Oberbayern, zusammengestellt vom ehemaligen AEV-Trainer Larry Mitchell, nach einer starken Vorsaison erneut eher um Platz vier beheimatet sein werden, dürften die Schwaben alle Hände voll damit zu tun haben, den Einzug in die Play-offs zu schaffen. Nach außen gilt die Devise, die Hauptgesellschafter Lothar Sigl gebetsmühlenartig wiederholt: „Wir wollen nichts mit dem Gemetzel im Abstiegskampf zu tun haben.“
Dafür strukturierten die Augsburger ihren Kader an einigen Stellen um. Unter anderem verließ der 36-jährige Rekordspieler Steffen Tölzer die Panther und spielt nun beim Oberligisten aus Rosenheim. Sein Trikot mit der 13 soll im Laufe der Saison feierlich unter das Dach des Curt-Frenzel-Stadions gehängt werden. Ligabekannt ist Neuzugang Chad Nehring, der nach langer Leiwegen einer Kopfverletzung ein Comeback wagt und in den Testspielen einen guten Eindruck hinterlassen hat. Der spiel- und laufstarke Verteidiger Jesse Graham reiste mit einem dicken Strauß Vorschusslorbeeren aus Nordamerika an und soll das Spiel der Panther aus der Defensive heraus besser strukturieren.
Entscheidend dürfte aber sein, wie schnell es der neue Trainer Mark Pederson – Nachfolger von Tray Tuomie – schafft, der Mannschaft seine Taktik zu verinnerlichen. In einigen der sieben Vorbereitungsspielen, vor allem beim Sieg in Straubing, war durchaus zu erkennen, dass ihm das rechtzeitig zum Saisonstart gelingen könnte. Der beschert den Panthern gleich einen spielfreien Freitag, ehe dann am Sonntag die Auswärtspartie in Düsseldorf ansteht (17 Uhr/Sport1).
Neu ist für alle Beteiligten nicht nur, dass in dieser Saison 56 statt bisher 52 Hauptrundenspiele absolviert werden müssen. Neu sind auch einige Regeln. Am auffälligsten dürfte sein, dass die Torhüter den Puck nur noch in einem kleinen Bereich hinter dem Tor spielen dürfen. Spielen sie ihn außerhalb, kassieren sie eine Zwei-Minuten-Strafe.
Neu ist auch, dass Faustkämpfe, die beide Spieler aus der Emotion heraus führen, vom Schiedsrichter mit „nur“fünf Strafminuten geahndenszeit det werden können. Bisher hatte es für derart grobe Auseinandersetzungen fast immer 2+2+10 Strafminuten gegeben. Um die Fehlerquote bei der Bewertung von möglicherweise spielentscheidenden Szenen zu verringern, müssen die Schiedsrichter künftig jede große Strafe (also Spieldauer- oder Matchstrafe) noch einmal auf dem Videomaterial überprüfen.
Laut Lars Brüggemann, dem Leiter Schiedsrichterwesen der DEL, soll das vor allem der Bestätigung der getroffenen Entscheidungen dienen. Allerdings können Unparteiische die Strafe aber auch auf zwei Minuten abmildern, sollten sie daneben gelegen haben.