Mittelschwaebische Nachrichten

Was sich Gastwirt Georg Ringler für sein neues Amt vornimmt

Gastronomi­e Der Krumbacher ist neuer Kreisvorsi­tzender des Hotel- und Gaststätte­nverbandes. Welche Möglichkei­ten er im Landkreis sieht.

- VON MARC HETTICH

Krumbach/Kreis Günzburg „Konkurrenz­denken ist für mich überholt“, meint Georg Ringler. Der Traubenbrä­u-Wirt aus Krumbach ist seit März neuer Kreisvorsi­tzender des Deutschen Hotel- und Gaststätte­nverbands (Dehoga). Im Gespräch mit unserer Redaktion schildert er, was er sich vorgenomme­n hat. Und er blickt zurück auf Stationen seines Lebens und seiner Arbeit, unter anderem in Frankfurt, Südtirol und in einem Offiziersk­asino.

Für Ringler gibt es keine Konkurrent­en, nur Mitbewerbe­r. „Wenn man untereinan­der gut auskommt, fällt die Arbeit viel leichter“, stellt er fest. Mit Blick auf Krumbach ergänzt er: „Wir helfen uns gegenseiti­g.“Das gelte für Waren und Vorräte ebenso, wie wenn das eigene Haus mal überbucht sei. „Da findet sich immer ein Kollege, der noch ein Zimmer hat.“Mit dem „Sudhaus“brachte er vor einigen Jahren ein spezielles Projekt auf den Weg.

Dieses von gegenseiti­ger Hilfe geprägte Miteinande­r möchte der Krumbacher in seinem neuen Amt auch auf Landkreise­bene stärken. Damit meint er nicht die Mitwirkung in landkreisw­eiten Arbeitsgru­ppen. „Mir ist wichtiger, die Wirte wieder häufiger und in größerer Zahl zusammen an den Tisch zu bringen.“Dieser niedrigsch­wellige Austausch in Form eines regelmäßig­en Treffens sei für Gastronome­n sehr hilfreich. Früher gab es das monatlich, zwischenze­itlich seien dies Stammtisch­e etwas eingeschla­fen. „Wir planen jetzt aber wieder vier bis fünf Treffen im Jahr.“Dabei verzichte man auf Referenten. Den Rahmen bildet etwa ein Spargeless­en oder ein Sommerstam­mtisch. Wirte, die konkrete Probleme oder Fragen hätten, fänden in den Dehoga-Geschäftss­tellen in Augsburg oder München kompetente Hilfe. „Bei unseren Stammtisch­en geht es um die Geselligke­it“, erläutert der Krumbacher Vorzeige-Gastronom.

Den regen Kontakt zu anderen Menschen nennt er auch als einen der großen Vorzüge der Gastronomi­e. „Nach der Ausbildung kann man die Welt bereisen“, schwärmt er von den Möglichkei­ten, die seine Branche bietet. Die hat er auch selbst genutzt. Nach seiner Lehre im Oberallgäu trat Georg Ringler zunächst ein Jahr Dienst bei der Bundeswehr an. „Ich war in einem Offiziersk­asino“, erinnert er sich. So konnte er auch in jener Zeit in seinem Beruf arbeiten. An einer Hotelfachs­chule in Heidelberg hat er als Hotelbetri­ebswirt abgeschlos­sen, bevor es den jungen Mann zu diversen Cateringan­bietern in Frankfurt und Darmstadt verschlug. Direkt nach dem Bund war er zwei Jahre in Südtirol. „Wenn du alleine im Ausland bist, verbringst du auch deine Freizeit mit deinen Kollegen“, berichtet der 48-Jährige. „Für mich war das eine unheimlich freie und schöne Zeit.“

Er wäre gerne auch noch ein, zwei Jahre weitergezo­gen. „In der Gastronomi­e ist das Klima halt ein bisschen lockerer.“Georg Ringler wurde aber im heimischen Familienbe­trieb gebraucht. Nicht nur seine Mutter und seine Lebensgefä­hrtin helfen mit. „Diesen Sommer unterstütz­t uns mein Sohn.“Einer seiner drei Jungs tritt in seine Fußstapfen: „Er hat Koch gelernt und ist jetzt auch im Allgäu.“Gezwungen habe er ihn aber nicht. Die zeitweilig­e Unterstütz­ung durch den Junior sei sehr willkommen: „Wir finden keine Leute in der Küche.“

Der Fachkräfte­mangel sei in der Gastronomi­e ein großes Problem – vor allem in der Küche. Durch die Pandemie seien aber auch viele Serviceund Hilfskräft­e weggebroch­en. „In unserer Branche gab es viele Minijobber“, so der DehogaKrei­svorsitzen­de. Die staatliche­n Hilfen hätten zwar geholfen, das Stammperso­nal zu sichern. „Um die Minijobber zu halten, wäre aber eine flexiblere Kurzarbeit­erregelung nötig gewesen.“

Ein wichtiger Faktor seien Arbeitskrä­fte mit ausländisc­hen Wurzeln. Im Hause Ringler sei unter anderem seit vielen Jahren sehr erfolgreic­h ein Iraker integriert. Auch einige Frauen aus Polen und der Slowakei gehören zum Team. Seit Kurzem ist auch eine Ukrainerin im Traubenbrä­u tätig. „Sie ist wirklich sehr fleißig und bedankt sich, wenn sie Überstunde­n machen darf“, freut sich der Wirt über seine engagierte Mitarbeite­rin. Manchmal gäbe es sprachlich­e Hürden. „Aber da hilft Google“, meint Georg Ringler schmunzeln­d.

Dass er gute Ideen für kreative Raumnutzun­g im gastronomi­schen Sinne hat, konnte Georg Ringler mit dem Projekt „Sudhaus“beweisen. Vor fünf Jahren hat er die vorhandene­n Räume hinter dem Traubenbrä­u umgebaut. „Ich wollte etwas weg davon, nur ein Bier im Haus zu haben“, erklärt er. „Außerdem konnten wir so den CraftbeerT­rend aufgreifen.“Die Rechnung ging auf: Das Sudhaus wurde zum Erfolg. Immer wieder wurde er gefragt, wann es wieder eine neue Sorte

gäbe. „Den Leuten hats gefallen“, freut sich der Gastronom. Aber nicht nur seine Gäste haben Freude an der Gerstensaf­tvielfalt. Georg Ringler bekennt: „Ich liebe Bier!“

Seine Leidenscha­ft für die Gastronomi­e möchte der Krumbacher in seinem neuen Amt weitertrag­en – und so auch das Nachwuchsp­roblem lösen. „Wir wollen wieder an die Schulen gehen“, verkündet er. Vor vielen Jahren gab es an der Mittelschu­le noch Berufsinfo­rmationsab­ende. „Damals haben wir immer gute Auszubilde­nde gefunden.“An dieses Prinzip möchte er anknüpfen. Hier setzt er erneut auf die lokale Gemeinscha­ft der Gastronome­n: „Es wär toll, wenn sich in jedem Ort ein Wirt findet, der für unsere Branche an der Schule vor Ort wirbt.“Freuen würde er sich, wenn das Günzburger Regionalma­rketing verstärkt auch den südlichen Landkreis im Fokus hätte. „Wir haben im nahen Ostallgäu ein hervorrage­ndes Radwegenet­z“, regt der Günzburger Dehoga-Kopf an. „Davon trennt uns nur das ebenfalls wunderschö­ne Unterallgä­u.“

In der Zwischenze­it hat er aber auch im heimischen Traubenbrä­u genug zu tun. Am 21. Mai steht ein Event an: Im Biergarten gibt es Livemusik von der Übersee-Combo, im Hof schenken Brauereien Bierspezia­litäten aus, während der Lions-Club Aperol anbieten wird.

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Foto: Marc Hettich Für mehr Austausch lokaler Gastronome­n: Traubenbrä­u‰Chef und Dehoga‰Kreisvor‰ sitzender Georg Ringler.

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