Mittelschwaebische Nachrichten
Bleibt der Volksfestplatz dort, wo er ist?
Im Günzburger Stadtrat standen zwei Varianten zur Diskussion. Die Planungen zur Landesgartenschau 2029 spielen für die Fortentwicklung eine große Rolle.
2029 kommt die Landesgartenschau nach Günzburg. Ein zentraler Bereich wird der Auweg mit dem Volksfestplatz sein. Dort könnte eine Infrastruktur entstehen, die auch außerhalb des Festbetriebs unter bestimmten Veränderungen eine besondere Aufenthaltsqualität darstellen würde. Oder wäre ein Festplatz an anderer Stelle eine denkbare Variante, die durchaus ebenfalls einen Mehrwert darstellen könnte?
In einer vorangegangenen Klausurtagung des Günzburger Stadtrats Anfang des Jahres waren verschiedene mögliche Standorte vorgestellt worden, darunter einer im Bereich der Sportanlagen an der Heidenheimer Straße. Knapp die Hälfte der Rätinnen und Räte hatten seinerzeit in diesem eine Alternative gesehen. Inzwischen wurden beide Varianten auf Kosten und Auswirkungen untersucht und waren Thema bei der Sitzung am Mittwoch: Verbleib des Festplatzes
am jetzigen Standort in optimierter Form oder eine Verlegung zur Heidenheimer Straße?
Im Bereich der Sportanlagen befinden sich ungenutzte Flächen. Deren Strukturen und der hohe Baumbestand machen große Eingriffe erforderlich. Der Oberboden müsste abgetragen, die Sportflächen nach Westen verschoben werden. Zudem wäre eine Anbindung an die Heidenheimer Straße notwendig. Geschätzte Kosten: Etwa drei Millionen Euro. Hinzu käme ein Betrag in Höhe von knapp einer weiteren Million Euro für die entsprechende Infrastruktur. Energieund Frischwasserversorgung, Abwasserentsorgung und der Bau von Besucherparkplätzen. Fördermittel seien nicht zu erwarten. Hinzu kämen noch Verbesserungen für die Sporttreibenden, hieß es in dem Sachvortrag.
Oder den bestehenden Festplatz an seiner jetzigen Stelle belassen und im Zuge der Landesgartenschau Strukturen entwickeln, die auch außerhalb eines Festbetriebs Möglichkeiten von mehr Aufenthaltsqualität bieten? Die Kosten dafür wären deutlich überschaubarer. Die Lage des Festplatzes würde sich etwas verändern, damit verbundene Eingriffe wären aus forst- und naturschutzfachlicher Sicht wesentlich unproblematischer. Bestehende Infrastrukturen können erhalten oder ergänzt werden. Eine Neuanlage des Festplatzes als multifunktionaler Freiraum. Mit geschätzten Kosten in Höhe von circa 1,95 Millionen Euro läge diese Variante nicht nur weit unter den Kosten für eine Verlagerung.
Als Maßnahme im Zuge der Landesgartenschauplanung wäre diese sogar zum Teil förderfähig. Deswegen und aufgrund der deutlichen Kostendifferenz sollte man den Standort am Auweg weiterentwickeln, betonte Oberbürgermeister Gerhard Jauernig (SPD).
Simone Riemenschneider-Blatter (SPD) erklärte, es sei wichtig, beide Standorte betrachtet zu haben. Wenn jedoch vier Millionen Euro nicht förderfähige Kosten nur zwei Millionen Euro gegenüberstünden, wofür eine Förderung möglich sei, dann spreche das eine deutliche Sprache. Allerdings dürfe man das Sportgelände an der Heidenheimer Straße im Hinblick auf dringende Optimierungsmaßnahmen nicht vergessen. Johann
Kaltenecker (UWB) fügte an: Eine Verlagerung des Festplatzes an die Heidenheimer Straße wäre allein aufgrund der Kosten und ohne dass dabei ein Mehrwert entstehe, der Bürgerschaft nicht vermittelbar. Einen solchen erreiche man, wenn man die Gelder dafür verwende, den Festplatz so zu gestalten, dass er sich ganzjährig als Fläche mit hohem Stellenwert präsentiere.
Dritter Bürgermeister Anton Gollmitzer (Freie Wähler) sah das genauso: Bei einer Verlegung des Festplatzes müsse viel Grün geopfert werden, der bestehende könne stattdessen gut in die zukünftigen Planungen integriert werden. Anders die Meinung von Günter Renz (SPD), der auf die Lärmbelästigung
bei einem Festbetrieb und auf die großen ungenutzten Flächen an der Heidenheimer Straße, die auch für andere größere Events genutzt werden könnten, verwies. Die Stadt würde sich bei einem Erhalt des jetzigen Standorts eine große Chance für die Zukunft verbauen. Angelika Fischer (Grüne) folgte dem nicht, auch wenn sie, wie sie sagte, diesen Standpunkt nachvollziehen könne: „Unterm Strich ist das finanziell momentan nicht darstellbar.“Christian Neidl (CSU) erklärte ebenfalls, dass man am jetzigen Standort festhalten, sich aber Gedanken machen sollte, ob während der Zeit der Landesgartenschau ein Volksfest an anderer Stelle in kleinerer Form möglich wäre. Die Abstimmung war deutlich, Günter Renz stimmte als Einziger dagegen. Der Günzburger Festplatz wird am Standort Auweg belassen und im Rahmen der Planungen zur Landesgartenschau weiterentwickelt.
Weiter wurde in der Stadtratssitzung die Wahlhelfer-Entschädigung erhöht. Sie beträgt künftig bei Gemeinde- und Landkreiswahlen, Landtags- und Bezirkswahlen für Mitglieder des Wahlvorstands, des Briefwahlvorstands und weitere Wahlhelfer am Wahltag je 80 Euro. An dem auf die Wahl folgenden Tag 50 Euro. Bei sonstigen Wahlen, Volks- und Bürgerentscheiden sind dies am Wahltag 70 Euro.
Günter Treutlein (CSU) fragte nach, wie es mit der Auslastung der Fahrradabstellanlagen aussehe, nachdem diese, wie ihm aufgefallen sei, nur wenig genutzt würden. Es gebe tatsächlich Luft nach oben, räumte OB Jauernig ein, betonte aber auch: Die Beschaffung der Anlagen sei politischer Wille gewesen, sie sei auch gefördert worden und man wolle auf den Fahrradverkehr einwirken. Angelika Fischer sprach auf das Areal Pro an, welches ihrer Meinung als reines Gewerbegebiet vorgesehen sei. Es sollte ein Auge daraufgelegt werden, dass keine Anlagen mit übergroßen Verkaufsflächen entstünden, die dann eine immense Konkurrenz zum bestehenden Einzelhandel bildeten.
Im Bereich der Sportanlagen wären große Eingriffe nötig