Mittelschwaebische Nachrichten
Feldkreuze als Zeitzeugen am Wegesrand rund um Attenhausen
Der Krumbacher Ortsteil Attenhausen hat ein neues Feldkreuz. Viele andere Feldkreuze zeugen dort von einer tiefen Volksfrömmigkeit.
Sie sind überall zu finden in der Region, an Wegkreuzungen, am Wegesrand, unter Bäumen, innerhalb von Ortschaften: Weg- oder Wegekreuze, auch Flurkreuze genannt, gefertigt und aufgestellt oft vor mehreren Jahrzehnten. Diese Wegkreuze sind typisch für den ländlichen Raum, sie gehören zum gewohnten Landschaftsbild und fallen deshalb kaum auf. Oft bilden sie Rastpunkte für Menschen zur inneren Einkehr, zum Nachdenken oder zum stillen Gebet. Sie zeugen aber auch von Dankbarkeit, Heimatverbundenheit und Tradition. In Attenhausen wurde im vergangenen Jahr ein ganz neues Feldkreuz feierlich eingeweiht.
Die Tradition der Flur- und Wegkreuze reicht bis ins Mittelalter zurück, wobei die wenigsten hiesigen Flurdenkmäler älter als 200 Jahre alt sind. Anfang des 19. Jahrhunderts wurden nämlich im Zuge der Säkularisation auf Anordnung des damaligen bayerischen Staatsministers die meisten Andachts- und Pilgerstätten zerstört.
Doch der Volksglaube ließ sich selbst durch so drastische Maßnahmen nicht erschüttern, neue Feldkreuze wurden allerorts errichtet. Erstaunlich ist, dass sich über all die Jahrzehnte immer wieder Leute, Organisationen und Vereine gefunden haben, die sich ohne Aufforderung oder Veranlassung durch die Kirche um Pflege und Unterhalt der Feldkreuze kümmern. Ob nun organisiert, wie durch die Attenhauser Jagdgenossenschaft, oder aus ganz privatem Antrieb heraus: Feldkreuze sind wieder ins Bewusstsein der Bevölkerung zurückgekehrt und haben sich dort ihren Platz zurückerobert.
Früher führten Flurprozessionen an ihnen vorbei, um Gott um Gnade zu bitten, um Fruchtbarkeit für Feld und Flur, um Schutz vor Hagel und anderen Unwettern. Menschen, die des Weges kamen, haben kurz angehalten, sich bekreuzigt oder vor dem Kreuz gebetet. Die Kreuze, die aus Stein, Holz oder Metall gefertigt sind, sind Kleindenkmale und gehören zu den charakteristischen Elementen der schwäbischen Landschaft. In und um Attenhausen gibt es eine Vielzahl solch „stummer“Zeugen.
Ein besonders schönes Schmuckstück steht jetzt am Badweg in Attenhausen. Es wurde auf Privatinitiative von Günther Merkle komplett erneuert und unter Beteiligung der örtlichen Pfarrgemeinde feierlich gesegnet.
Lange hatte der Zahn der Zeit am bestehenden Wegkreuz am Badweg genagt. Es war in einem maroden Zustand. Doch das ist nun vorbei. Günter Merkle hat das Familienkreuz abgebaut und in die Werkstatt-Räume der Zimmerei von Stefan Herbst nach Ursberg gebracht. Zu reparieren war es aufgrund des schlechten Zustands nicht mehr. Stefan Herbst – selbst Attenhauser – fertigte ein neues Holzkreuz an. Eine Kupferabdeckung schützt das Denkmal künftig vor widrigen Witterungseinflüssen.
Für die Anfertigung der Christusfigur war mit dem ehemaligen Attenhauser Josef Strobel schnell ein kompetenter Hobbyschnitzer gefunden. In seiner Werkstatt in Salgen entstand der neue Korpus. In einer feierlichen Zeremonie gab der Krumbacher Stadtpfarrer Georg Schneider dem neuen Kunstwerk die christliche Weihe.
Musikalisch wurde der Weiheakt von den Attenhauser Musikanten samt Kirchenchor umrahmt. Den Platz ziert auch eine neue Holzbank, die zum Verweilen und Innehalten einlädt. Das entstandene Denkmal am Attenhauser Badweg ist auch ein Zeichen großer Harmonie und dörflichen Zusammenhalts. Oft ist es schwierig, etwas über die Kreuze zu erfahren. Mittlerweile sind die Zeitzeugen gestorben. Jüngere Kreuze tragen die Jahreszahl nach den großen Kriegen. Dadurch ist bekannt, dass sie aus Dankbarkeit für eine glückliche Heimkehr der Frontsoldaten aus den Weltkriegen errichtet wurden. Mit anderen Flurkreuzen wollte man eine gute Ernte erbitten. Deshalb sind darauf Inschriften wie „Gott segne unsre Fluren“oder „Herr segne Flur und Wald – und den Frieden uns erhalt’“zu lesen.
Wie wichtig Menschen in der heutigen Zeit noch das Aufstellen von Kreuzen ist, zeigen die vielen kleinen Symbole am Straßenrand. Auch diese Marterl sind stille Zeichen. Sie und die oft dort angebrachten Blumen erinnern jedoch meist an traurige Ereignisse, an tödliche Unfälle.