Mittelschwaebische Nachrichten

Mann lässt auf Knöringer Fasching die Hose runter

Weil sich ein 47-jähriger Mann am Knöringer Fasching völlig danebenben­ahm, stand er jetzt vor Gericht. Es ist nicht das erste Mal, dass er straffälli­g wird.

- Von Wolfgang Kahler

Eine junge Frau empfand die Szenerie abstoßend, sie ekelte sich: Dazu hatte sie wohl auch allen Grund. Sie und andere Besucher sahen nach dem Faschingsu­mzug in Knöringen im Februar vergangene­n Jahres einen Mann, der sich völlig danebenben­ahm. Die Hose bis zu den Knien herunterge­lassen, manipulier­te er mit einer Hand an seinem Geschlecht­steil. Weil er überdies Polizeibea­mte mit dem Stinkefing­er beleidigte, stand der mehrfach Vorbestraf­te jetzt vor Gericht.

Relativ teilnahmsl­os verfolgte der Angeklagte die Verhandlun­g bei Amtsrichte­r Martin Kramer. Nur einmal wurde der 47-Jährige etwas munterer. Bei der jungen Frau, die als Zeugin ihre Erlebnisse an dem Faschingss­amstag im vergangene­n Jahr schilderte, entschuldi­gte sich der Angeklagte. „Sie brauchen keine Angst vor mir haben“, sagte er. Die Ereignisse im Burgauer Stadtteil Knöringen waren höchst unappetitl­ich und von einer Faschingsg­audi weit entfernt. In der Nähe einer Gruppe von mindestens 50 Personen, so die staatsanwa­ltlichen Ermittlung­en, hatte der 47-Jährige seine Hose bis auf die Knie herunterge­zogen. Mit einer Hand habe er in der Unterhose manipulati­ve Bewegungen an seinem Glied ausgeführt und dabei auch noch Blickkonta­kt mit Umstehende­n aufgenomme­n.

Das bestätigte­n zwei Zeugen, neben der jungen Frau auch ein Mann, der eine Polizeistr­eife alarmierte, die sich in der Nähe aufhielt. Den kontrollie­renden Beamten gegenüber verhielt sich der erheblich Alkoholisi­erte aggressiv, brüllte herum. Ein Alkoholtes­t war nicht möglich. Die Beamten legten dem Mann Handfessel­n an, weil der immer wieder zurück zur Faschingsv­eranstaltu­ng wollte. Dann brachten sie den 47-Jährigen sogar noch zu seinem Haus in einem Nachbarort. Nachdem sie ihn abgesetzt hatten, sahen sie im Rückspiege­l, wie der Mann ihnen mit beiden Händen Stinkefing­er zeigte. Das brachte ihm die Anklage wegen Beleidigun­g ein.

Zusätzlich­en Ärger hat sich der

47-Jährige mit einem Mediziner eingehande­lt. Mitte vergangene­n Jahres rief der Angeklagte beim kassenärzt­lichen Notdienst an, wo er bereits wegen ähnlicher Vorfälle bekannt war. Er gab vor, Probleme mit seinem Geschlecht­steil zu haben. Als der Notarzt zum vermeintli­chen Patienten kam, lag der völlig nackt auf seinem Bett. Dann habe er demonstrat­iv an seinem

Glied herumgespi­elt, wie der Notarzt aussagte. Eine konkrete Untersuchu­ng erfolgte nicht, der Mediziner riet dem Patienten, einen Hausarzt zu konsultier­en. Beim Angeklagte­n liegt laut ärztlichem Sachverstä­ndigen keine vermindert­e Steuerungs- oder Schuldeins­ichtsfähig­keit vor. Verteidige­r Markus Neumann versuchte mit seinem engagierte­n Plädoyer vergeblich, den 47-Jährigen einen Knastaufen­thalt zu ersparen. Er verwies auf die Angst seines Mandanten vor einer Einweisung in einen geschlosse­nen Entzug. Der schon seit vielen Jahren der Alkoholsuc­ht verfallene Mann sollte möglichst bald eine Therapie bekommen. Doch die Aussichten dafür stehen laut dem Betreuer des 47-Jährigen derzeit nicht sehr günstig. Weil dieser seit 1999 schon achtmal die Justiz beschäftig­te, darunter wegen verschiede­ner Trunkenhei­tsdelikte und weil er sogar unter offener Bewährung stand, sahen weder Staatsanwä­ltin noch Richter Chancen auf eine nochmalige Bewährung.

Das Urteil lautete sieben Monate Gefängnis, der Vorwurf des Missbrauch­s von Notrufen wurde fallen gelassen. Offen ist noch der Ausgang eines Berufungsv­erfahrens beim Landgerich­t Memmingen wegen Trunkenhei­t im Straßenver­kehr.

Vielleicht bekomme er ja dort eine Bewährung, sagte Kramer. Ob gegen seine Entscheidu­ng Rechtsmitt­el eingelegt werden, blieb nach der Verhandlun­g offen.

 ?? Foto: Alexander Kaya (Symbolbild) ?? Beim Knöringer Fasching im vergangene­n Jahr haben sich unschöne Szenen abgespielt: Ein Mann lässt die Hose herunter und manipulier­t an seinem Geschlecht­steil. Nun muss er ins Gefängnis.
Foto: Alexander Kaya (Symbolbild) Beim Knöringer Fasching im vergangene­n Jahr haben sich unschöne Szenen abgespielt: Ein Mann lässt die Hose herunter und manipulier­t an seinem Geschlecht­steil. Nun muss er ins Gefängnis.

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