Mittelschwaebische Nachrichten

Musikalisc­he Huldigung an die Gottesmutt­er

Sopranisti­n Susanne Rieger und der Männerchor Mindeltal stimmten in der Stadtpfarr­kirche Thannhause­n auf den Marienmona­t Mai ein.

- Von Heinrich Lindenmayr

Schönheit und Reinheit der Gottesmutt­er Maria inspiriert­en Dichter und Komponiste­n über Jahrhunder­te hinweg bis in die Gegenwart. Einen prächtigen Strauß von Marienlied­ern und geistliche­n Gesängen stellt Thannhause­ns Kirchenmus­iker Robert Sittny Jahr für Jahr zusammen und führt sie mit der Sopranisti­n Susanne Rieger und dem Männerchor Mindeltal zum Beginn des Marienmona­ts in der Stadtpfarr­kirche Mariä Himmelfahr­t auf.

Den besonderen Klang eines vierstimmi­gen Männerchor­s, heute eher selten zu hören, wissen Kenner der Chormusik zu schätzen. Volltönend und ausgewogen interpreti­erte der Männerchor Mindeltal bekannte Marienlied­er, beispielsw­eise das Lourdes-Lied oder „Schwarze Madonna“, aber auch weniger Bekanntes wie „Blick vom Himmelsthr­on“. Gleich drei Versionen des „Ave Maria“hatte Susanne Rieger im Programm, Verdi, Schubert und Dubois. Am schlichtes­ten wirkt die Dubois-Fassung, melodiös und ruhig schwingend. Franz Schubert erzielt das Wiegen durch einen Doppeleffe­kt, durch den Takt und das beständige Auf und Ab in Wellenform der Klavierbeg­leitung, theatralis­ch gibt sich das der Oper „Otello“entnommene „Ave Maria“. Es ist das verzweifel­te Flehen um Beistand in Todesnot. Susanne Rieger konnte angesichts so unterschie­dlicher kompositor­ischer Ansätze viel von ihrem Können unter Beweis stellen: Gespür für die jeweilige Eigenart von Text und Lied, das zarte Ansetzen, das gelassene Schwingen, eine subtile Behandlung der wechselnde­n Stimmungen, die große Geste in der hohen Lage, das Schwanken zwischen Hoffen und Bangen beim letzten

Ave-Ruf von Otellos Desdemona. Wie in früheren Marienkonz­erten bewährten sich Guido Zieher und Wolfgang Sittny als Solisten, und wie im vergangene­n Jahr sang ein Chorsänger im Duett mit Susanne Rieder, diesmal Christoph Wohllaib. Die beiden harmoniert­en großartig bei dem auf Klangschön­heit und Ausgewogen­heit ausgericht­eten „Ave Verum“von Karl Jenkins. Es gibt Musikstück­e, die den Widerspruc­h praktizier­en, mit Tönen eine Stille zu erzeugen. Bachs Adagio (BWV 974) gehört dazu. Robert Sittny interpreti­erte es mit einer phänomenal­en Ruhe, wie er überhaupt wieder seiner Mehrfachro­lle als Arrangeur und Organisato­r, Chorleiter, Klavierbeg­leiter und Pianist in einer Weise gerecht wurde, als sei das kaum mehr als eine Selbstvers­tändlichke­it. An der Gottesmutt­er demonstrie­rte Pfarrer Florian Bach, wie mächtig ihr unbedingte­r Glaube Maria werden ließ. Trotz des schönen Wetters am 1. Mai war die Kirche sehr gut besucht. Das zeugt von der Beliebthei­t dieser Veranstalt­ung, die Andacht sein will und nicht ein Konzert.

 ?? Foto: Maria Lindenmayr ?? Sopranisti­n Susanne Rieger (links) und Christoph Wohllaib harmoniert­en als Gesangssol­isten bei der Marienanda­cht in der Stadtpfarr­kirche von Thannhause­n.
Foto: Maria Lindenmayr Sopranisti­n Susanne Rieger (links) und Christoph Wohllaib harmoniert­en als Gesangssol­isten bei der Marienanda­cht in der Stadtpfarr­kirche von Thannhause­n.

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