Mittelschwaebische Nachrichten
Gottesdienst mit Pop-Ikone
Eine Kirche in Heidelberg feiert dank Taylor Swift kurz vor Pfingsten Heiligabend.
Popmusik im Gottesdienst, das ist nicht neu. Auch nicht in der Heiliggeistkirche zu Heidelberg, wo statt Orgelspiel und Chorgesang bereits Musik von den Beatles, Bob Dylan, Michael Jackson und – logisch – Madonna zu hören war. Jetzt, am kommenden Sonntag, wird in dem Gotteshaus ein neues Kapitel aufgeschlagen: Eine Liveband spielt Songs von Taylor Swift, der PopIkone unserer Zeit. Wobei, und das ist laut Berichten örtlicher Medien das Besondere in Heidelberg, nicht nur Swift-Liedgut zu hören sein wird, nein: Ihre Liedtexte und sogar ihr Leben werden einer christlichen Deutung unterzogen.
Was der Pfarrer da wohl zu sagen haben wird? Ob er den Bezugsbogen ins Neue oder ins Alte Testament schlägt? Und zu welcher der aufgeführten Ereignisse und Gestalten? Taylor Swift, eine Frau mit der Verführungskraft einer Delila (Buch der Richter, Kapitel 16); Swift, die ihre Fans so willenlos macht wie Delila den Samson? Nur dass den verführten Swifties nicht der Kopf geschoren, sondern von der Milliardärin der Geldbeutel gemolken wird?
Wie dem auch sei, längst haben
Beobachter erkannt, dass Verbindungslinien laufen zwischen religiösen Kulthandlungen und popmusikalischem Kult. Nur dass das Bedürfnis, aus sich herauszutreten und mit dem Objekt der Anbetung eins zu werden, von Gottesdiensten heutigen Zuschnitts kaum erfüllt werde, von Pop-Events jedoch durchaus. Mit Taylor Swift also zurück in die Religion?
Der Pfarrer in Heidelberg jedenfalls scheint angesichts von über 1000 Anmeldungen für seinen Swift-Gottesdienst daran zu glauben: „Es ist wie Heiligabend“, freut er sich wenige Tage vor Pfingsten. Wenn das kein Wunder ist!