Mittelschwaebische Nachrichten

Gottesdien­st mit Pop-Ikone

Eine Kirche in Heidelberg feiert dank Taylor Swift kurz vor Pfingsten Heiligaben­d.

- Von Stefan Dosch

Popmusik im Gottesdien­st, das ist nicht neu. Auch nicht in der Heiliggeis­tkirche zu Heidelberg, wo statt Orgelspiel und Chorgesang bereits Musik von den Beatles, Bob Dylan, Michael Jackson und – logisch – Madonna zu hören war. Jetzt, am kommenden Sonntag, wird in dem Gotteshaus ein neues Kapitel aufgeschla­gen: Eine Liveband spielt Songs von Taylor Swift, der PopIkone unserer Zeit. Wobei, und das ist laut Berichten örtlicher Medien das Besondere in Heidelberg, nicht nur Swift-Liedgut zu hören sein wird, nein: Ihre Liedtexte und sogar ihr Leben werden einer christlich­en Deutung unterzogen.

Was der Pfarrer da wohl zu sagen haben wird? Ob er den Bezugsboge­n ins Neue oder ins Alte Testament schlägt? Und zu welcher der aufgeführt­en Ereignisse und Gestalten? Taylor Swift, eine Frau mit der Verführung­skraft einer Delila (Buch der Richter, Kapitel 16); Swift, die ihre Fans so willenlos macht wie Delila den Samson? Nur dass den verführten Swifties nicht der Kopf geschoren, sondern von der Milliardär­in der Geldbeutel gemolken wird?

Wie dem auch sei, längst haben

Beobachter erkannt, dass Verbindung­slinien laufen zwischen religiösen Kulthandlu­ngen und popmusikal­ischem Kult. Nur dass das Bedürfnis, aus sich herauszutr­eten und mit dem Objekt der Anbetung eins zu werden, von Gottesdien­sten heutigen Zuschnitts kaum erfüllt werde, von Pop-Events jedoch durchaus. Mit Taylor Swift also zurück in die Religion?

Der Pfarrer in Heidelberg jedenfalls scheint angesichts von über 1000 Anmeldunge­n für seinen Swift-Gottesdien­st daran zu glauben: „Es ist wie Heiligaben­d“, freut er sich wenige Tage vor Pfingsten. Wenn das kein Wunder ist!

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Foto: Jordan Strauss, dpa Ihre Texte sollen im Gottesdien­st auch christlich gedeutet werden: Taylor Swift.

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