Mittelschwaebische Nachrichten
Neuburg schreibt seine eigene Legende
Endlich oben: Nach dem Sieg in Ebershausen sind die Kammeltaler Meister der Fußball-Kreisklasse West 1. Ein Sport-Drama gab ein Jahr zuvor den entscheidenden Impuls. Der Sportdirektor erinnert sich – und blickt voraus.
„Steh auf, wenn Du am Boden bist“: Nichts könnte treffender für die Fußballer des SV Neuburg sein als dieser Songtitel der Band Die Toten Hosen. Das Team des Trainer-Duos Martin Hörmann und Karl Kalchschmid hat es endlich geschafft. Die Schwarz-Gelben sind vier Spieltage vor Saisonschluss Meister der Kreisklasse West 1 und kehren nach 24-jähriger Abwesenheit in die Kreisliga West zurück.
Es geschah vor fast einem Jahr in Holzheim. Die Mannschaft verlor nach einer weitgehend enttäuschenden Vorstellung das entscheidende Aufstiegsspiel gegen den TSV Ebermergen. Tränen der Enttäuschung bei Spielern, Funktionären und Fans flossen über das Holzheimer Sportgelände. Der Aufstieg hätte das i-Tüpfelchen zum 100-jährigen Vereinsbestehen sein sollen. „Diese Niederlage schweißte uns aber noch in der Nacht der großen Enttäuschung zusammen“, berichtet Sportdirektor Sebastian Keder.
Jetzt, nicht einmal ein Jahr später, brandete unbeschreiblicher Jubel über das Sportgelände des FC Ebershausen. Nach einem klaren 3:0-Auswärtserfolg steht der SV Neuburg nach 22 Spieltagen vorzeitig als Meister fest. Wieder flossen Tränen. Diesmal waren es Tränen der Freude und Befreiung. Die Spieler jubelten, lagen sich in den
Armen und streiften sich die Meister-T-Shirts über. Die Fans, teilweise in den Vereinsfarben schwarz und gelb gekleidet, klatschten Beifall. Alle waren stolz. Und dies nicht unbegründet. Nur eine Niederlage trübt bisher die Bilanz, 79 Tore und nur zwölf Gegentreffer stehen für die Souveränität in diesem Spieljahr.
Keder denkt noch einmal zurück und sagt: „Ich habe es vor einem Jahr gewusst, diese Niederlage, dieser schlimme Moment macht uns nicht bewusstlos, sondern stark. Sie gab uns den Impuls für den jetzigen Erfolg“. Von da an seien Mannschaft und Trainerteam noch enger als Einheit zusammengerückt. Doch Keder spricht auch das „Drumherum“an. Den Vorstand,
die vielen Helfer, die Fans. Momentan habe der Verein einfach einen Lauf. „Jetzt bekommen alle den Lohn“, freut sich der Sportdirektor.
Wichtig war laut Keder, dass das Team um den ehemaligen Junioren-Nationalspieler Kilian Kustermann zusammenblieb. Mit Rückkehrer Tim Dopfer und mit Andrè Reisinger von der SpVgg Krumbach seien zu Beginn der neuen Saison zudem zwei herausragende Akteure in den Kammelmarkt gewechselt. Unverzichtbar habe sich mittlerweile auch Nachwuchsspieler Robin Mayer gemacht. Mit Julian Dopfer und Samuel Gritsch stehen zwei weitere Hoffnungsträger im Kader. Für die neue Saison bleibe das Team zusammen. „Natürlich ist uns bewusst, dass wir noch die ein oder andere Verstärkung brauchen“, kündigt Keder Gespräche mit Spielern aus der Region an, ohne Namen zu nennen.
Aktuell sind die Spieler noch immer im Feiermodus. „Das haben sie sich verdient“, sagt Keder und lacht. Gleich nach der Heimkehr aus Ebershausen gab es eine Riesenfete mit Feuerwerk auf dem Neuburger Sportgelände.
Für den Verein bildet diese Meisterschaft einen optimalen Auftakt ins zweite Jahrhundert seines Bestehens. Und Keder hat bestimmt schon häufiger als einmal seine Worte von 2023 wiederholt, als er sagte: „Das wird die geilste Kreisliga aller Zeiten.“