Mittelschwaebische Nachrichten
Pfarrer Andreas Demel erklärt: Was bedeutet heute noch das Pfingstfest?
Während viele in den Urlaub aufbrechen, erinnert Pfarrer Demel im Interview an die spirituelle Bedeutung des Pfingstfestes und erklärt die Geschichte und die Gaben des Heiligen Geistes.
Endlich Pfingsten – endlich Ferien, und nichts wie ab in den wohlverdienten Urlaub. Ab in die Sonne, an den Strand. Pfarrer Demel, aber was hat es mit Pfingsten eigentlich auf sich?
Andreas Demel: 50 Tage nach Ostern feiern die Christen das Pfingstfest. Der Name ist abgeleitet von Pentekoste, was 50 Tage bedeutet. Sie denken dabei an den Heiligen Geist, den Jesus seinen Aposteln vor seiner Himmelfahrt versprochen hat. Nach seiner Auferstehung ist Jesus 40 Tage lang seinen Jüngern immer wieder erschienen, bis er endgültig in den Himmel zurückgekehrt ist. Danach haben sich die Jünger mit Maria versammelt und um den Heiligen Geist gebetet.
Wer ist dieser Heilige Geist, von dem so oft die Rede ist?
A. Demel: Neben Gottvater und Jesus ist der Heilige Geist die dritte göttliche Person.
Wie können wir uns ihn vorstellen?
A. Demel: In der Bibel wird nur in Bildern über den Heiligen Geist berichtet: Durch den Geist Gottes wird Maria schwanger. Bei der Taufe Jesu kommt der Heilige Geist wie eine Taube vom Himmel. Und an Pfingsten wird berichtet, dass der Heilige Geist wie Feuerzungen auf die Jünger herabkommt. Das heißt also, der Heilige Geist wird immer in seiner Wirkung sichtbar und bringt Veränderung.
Wirkt der Heilige Geist auch heute noch?
A. Demel: Wir glauben, dass der Heilige Geist die Kirche lenkt. Auch in den Sakramenten wird der Heilige Geist vermittelt. Das besondere Sakrament des Heiligen Geistes ist die Firmung, die den Jugendlichen gespendet wird. Die Bibel nennt sieben Begabungen, die der Heilige Geist vermittelt. Der Theologe Stephan Wahl übersetzte die sieben Gaben des Heiligen Geistes einmal als „Download Gottes“, ein Programm, das Gott uns Menschen anbietet. Ob wir Menschen dieses Programm anklicken, speichern und verwenden, liegt an uns. Darin sind wir letztlich frei, Gott zwingt uns zu nichts.
Und welche Gaben sind das?
A. Demel: Es sind Weisheit, Einsicht, Rat, Stärke, Erkenntnis, Frömmigkeit und Gottesfurcht.
Was ändert sich dann an Pfingsten?
A. Demel: Die Bibel erzählt uns von den Jüngern, die sich seit Ostern, zusammen mit Maria zurückgezogen haben und ängstlich waren. Durch den Heiligen Geist treten sie nun an die Öffentlichkeit und verkünden die Frohe Botschaft so, dass sie alle verstehen können, egal aus welchem Sprach- oder Kulturkreis sie kommen. Aus einer kleinen, abgeschlossenen Gruppe entsteht eine große Bewegung. Daher gilt der
Pfingsttag oft auch als der „Geburtstag“der Kirche.
Wie feiert die Kirche das Pfingstfest?
A. Demel: Schon seit dem 2. Jahrhundert feierte die Kirche die Zeit von Ostern bis Pfingsten „wie einen einzigen Sonntag“. Der fünfzigste Tag war der Abschluss dieser Festzeit, hatte aber noch keinen eigenständigen Festcharakter. Später bekam das Pfingstfest eine eigene Festwoche (Oktav). Doch seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil hat man sich in der Liturgie wieder auf die fünfzigtägige Osterzeit zurückbesonnen. Das Pfingstfest ist ein Hochfest, an dem das – von Jesus angekündigte – Kommen des Heiligen Geistes gefeiert wird. Das Fest ist zugleich der feierliche Abschluss der Osterzeit. Als Zeichen dafür wird in der Kirche die Osterkerze gelöscht und aus dem Altarraum entfernt.
Warum wird Pfingsten jedes Jahr an einem anderen Datum gefeiert?
A. Demel: So wie das Judentum das Fest Schawuot sieben Wochen nach Pessach feiert, feiert das Christentum das Pfingstfest sieben Wochen nach Ostern. Das Datum des Pfingstfestes hängt damit vom beweglichen Osterdatum ab wie auch der Beginn des Osterfestkreises am Aschermittwoch. Da das Christentum am Osterfest den Auferstehungstag Jesu, also einen Sonntag feiert, wird auch das Pfingstfest sieben Wochen nach Ostern stets an einem Sonntag begangen. Interview: Gerhard Heinisch
Zur Person: Andreas Demel, geboren und aufgewachsen in Krumbach. Er war Ministrant und studierte Theologie in München. Die Priesterweihe erfolgte 2009, seit 2013 ist er Pfarrer der PG am Blender im Oberallgäu.