Mittelschwaebische Nachrichten

AfD-Abgeordnet­er Mannes geht auf Distanz zu Krah

SS-Verharmlos­ung, Spionageaf­färe, verfassung­sfeindlich­e Mitarbeite­r – die AfD versinkt im Affären-Strudel. Was der lokale AfD-Landtagsab­geordnete aus Leipheim dazu zu sagen hat.

- Von Mira Herold-Baer und Peter Bauer

Nach der umstritten­en Verharmlos­ung der SS und zahlreiche­n weiteren Skandalen geht der heimische AfD-Landtagsab­geordnete Gerd Mannes (Leipheim) auf Distanz zum AfDSpitzen­kandidaten bei der Europawahl, Maximilian Krah. „Die Art und Weise, wie mein Kollege Krah Themen kommunizie­rt, wäre nicht meine eigene. Ein inhaltlich starkes Programm braucht nicht unbedingt ein Abdriften ins Polemische“, erklärt Mannes auf schriftlic­he Anfrage unserer Redaktion. Gleichzeit­ig weist Mannes Vorwürfe, die ihn oder die AfD insgesamt in die Nähe des Nationalso­zialismus rückten, zurück. „Derartige Vorwürfe sind bösartig und schlicht eine Verharmlos­ung der NS-Diktatur.“

Wegen der Äußerungen Krahs zur SS waren zuletzt alle AfD-Abgeordnet­en aus der rechten IDFraktion im Europäisch­en Parlament ausgeschlo­ssen worden. Zudem zog sich Krah, gegen dessen Mitarbeite­r es Spionagevo­rwürfe gibt, aus dem Bundesvors­tand seiner Partei zurück, auf Wahlkampf soll er künftig ebenfalls verzichten. Seine letzten offizielle­n Auftritte als Spitzenkan­didat absolviert­e Krah am Dienstag in Kaufbeuren und Weißenhorn. Der AfDMann hatte auf die Frage der italienisc­hen Zeitung La Repubblica, ob die SS eine Kriegsverb­recherOrga­nisation sei, geantworte­t: „Es gab sicherlich einen hohen Prozentsat­z an Kriminelle­n, aber nicht alle waren kriminell.“Die mörderisch­e SS war in der Zeit des Nationalso­zialismus (auch in Italien) für zahlreiche Kriegsverb­rechen verantwort­lich. Bei den Nürnberger Prozessen wurde sie zu einer verbrecher­ischen Organisati­on erklärt. Mannes spricht von einem „missglückt­en Interview“Krahs. Er persönlich stehe dagegen „für eine Politik des gesunden Menschenve­rstandes, genauso wie das Grundsatzp­rogramm“. Man brauche „sofort einen Wechsel in der zerstöreri­schen Finanz-, Wirtschaft­s- und Migrations­politik“.

Mannes, 55, ist seit 2018 Mitglied des Bayerische­n Landtags.

Bei den Landtagswa­hlen im vergangene­n Oktober erreichte er 24,4 Prozent der Erststimme­n und damit das stärkste Ergebnis unter den bayerische­n AfD-Abgeordnet­en.

Dennoch wurde er in der Folgezeit in der AfD-Landtagsfr­aktion an den Rand gedrängt, man könnte sogar sagen: kaltgestel­lt. Das zeigt sich am deutlichst­en daran, dass Mannes von seinen Fraktionsk­ollegen in keinen einzigen Ausschuss im Landtag gewählt wurde, was seine Einflussmö­glichkeite­n drastisch reduziert. In der vergangene­n Legislatur­periode saß Mannes im Wirtschaft­sausschuss des Landtags und zeitweise auch im Untersuchu­ngsausschu­ss zur Maskenaffä­re.

Bereits vor einigen Wochen zeigte eine Recherche des BR, in welchem Umfang die AfD Verfassung­sfeinden Zugang zum Bundestag gewährt. Auch im Bayerische­n Landtag werden mindestens vier AfD-Mitarbeite­r rechtsextr­emistische­n Organisati­onen zugeordnet (Bayerische­r Landtag: AfD-Mitarbeite­r im Bayerische­n Landtag: Steuergeld für Verfassung­sfeinde (augsburger-allgemeine.de). Gehören auch Mitarbeite­r von Mannes dazu? Mannes wehrt sich schon gegen die Fragestell­ung.

Es sei „absurd, wegen mutmaßlich­er und bislang nicht bewiesener Verfehlung­en Einzelner einen Generalver­dacht gegen das gesamte Personal der AfD-Fraktionen sowie der Abgeordnet­en zu erheben“, schreibt er. Er selbst beschäftig­e derzeit sechs Mitarbeite­r, darunter eine Vollzeitkr­aft als wissenscha­ftlicher Mitarbeite­r und fünf Teilzeitkr­äfte, im Wesentlich­en im Minijob. Mannes weiter: „Was ich als Arbeitgebe­r überprüfe, ist die fachliche und charakterl­iche Eignung meiner Angestellt­en.“

Der Thüringer Verfassung­sschutz hatte die AfD-Nachwuchso­rganisatio­n „Junge Alternativ­e Thüringen“(JA) zuletzt als gesichert rechtsextr­emistisch eingestuft, ähnlich wie es bereits bei der Bundesorga­nisation des Parteinach­wuchses und den Landesverb­änden Brandenbur­g, Sachsen und Sachsen-Anhalt der Fall ist.

Mannes übt insgesamt Kritik am Vorgehen der Verfassung­sschützer. „Wer genau hat denn anhand welcher objektiven Kriterien festgelegt, dass es sich um Rechtsextr­emisten handelt? Eine weisungsge­bundene Behörde, wie der Verfassung­sschutz, erhebt mitten im Wahlkampf plötzlich Vorwürfe“, so Mannes. Zuletzt hatte das Oberverwal­tungsgeric­ht Münster bestätigt, dass das Bundesamt für Verfassung­sschutz die AfD und ihre Jugendorga­nisation als Verdachtsf­all beobachten und die Öffentlich­keit darüber unterricht­en dürfe. Die Partei kündigte an, beim Bundesverw­altungsger­icht Beschwerde einzulegen.

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Michael Kappeler (Archivbild) Foto: Nach seinen Äußerungen zur SS hat der AfD-Bundesvors­tand gegen Maximilian Krah ein Auftrittsv­erbot verhängt.

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