Beim Abfischen gehen dicke Dinger ins Netz
Große Fische sind beim Abfischfest unter den neugierigen Blicken der Gäste ins Netz gegangen. Doch wie ist es um die Fischerei insgesamt in der Müritzregion bestellt?
BOEK. Gerade die Riesen unter den Karpfen haben sich beim Abfischfest in Boek südlich der Müritz ziemlich zur Wehr gesetzt, als sie mit den Welsen, den Barschen oder Stören aus dem Wasser gehoben und an einer langen Rutsche sortiert wurden. Nachdem die Müritzfischer drei Jahre lang an den Boeker Fischteichen kein Abfischfest feierten, konnten die Flossentiere mehr Gewicht als sonst zulegen. Es wurde auch mehr abgefischt, weil sie sich neben dem Besatz auch selbst vermehrt haben.
Etliche Welse und Karpfen haben zudem in dieser Zeit enorm an Größe zugenommen. Da waren sogar Schuppenkarpfen mit einem Gewicht von gut zehn Kilogramm dabei. Modrig würden sie dennoch nicht schmecken, versichern die Teichwirte. Weil die Teichwirtschaft zwischen dem Gefälle der Müritz und dem Bolter Kanal liegt, werden die Becken immer mit frischem Wasser versorgt.
Aufgrund der klimatischen Veränderungen fand das Abfischfest vier Wochen später als gewohnt statt. Vor der Pause hatte es immer Ende September stattgefunden. „Da war das Wasser in diesem Jahr noch so warm, das hätte den Fischen geschadet. Je kälter das Wasser ist, desto mehr Sauerstoff ist gelöst“, und außerdem sei Ende Oktober ein schöner Saisonabschluss, denn ab dem 1. November sind die Fischerhöfe geschlossen, informierte
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Kultfischer Steffen Steinbeck. Er schätzte den Ertrag beim ersten von vier Durchläufen auf etwa 750 Kilogramm Fisch, die aus dem Familienteich geholt wurden. Der heißt so, weil der gerne von Familien beangelt werde, so Steffen Steinbeck, der das Fest vor mehreren Tausend Besuchern moderierte.
Nun wird der Teich für die neuen Fische vorbereitet
Nach vier Durchgängen war der Teich leer und die Teichwirte werden ihn in den kommenden Monaten für den Neubesatz im Frühjahr vorbereiten. Einige Fische landeten gleich in den Verkauf oder im Rauch und gingen anschließend über den Ladentisch, während die anderen bis Weihnachten und Silvester gehältert werden. Dann kommen sie als Festmahl auf die Tische.
Fischer froh über die Kundentreue
Am Samstag war das Infomobil des Landesanglerverbandes in Boek vor Ort. Dort konnten sich große und kleine Wasserfreunde kleine Lebewesen unter dem Mikroskop anschauen, die sich in den Gewässern tummeln. Angelguide Robin Heppner fischte mit dem Anglernachwuchs aus einem der insgesamt 25 Teiche so manches Abendessen heraus.
Die Müritzfischer gehören zur Fischerei MüritzPlau GmbH. Geschäftsführer Jens-Peter Schaffran stellte klar, dass sich die Fischerei in M-V und Deutschland
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trotz des regen Interesses beim Abfischen auf einem absterbenden Ast befände. Diesen Geschäftszweig trotz Fangverboten am Leben zu halten, sei eine echte Herausforderung. „Aus diesem Grund sind wir divers aufgestellt und haben den Angeltourismus, das Fischkaufhaus, die Manufaktur und beliefern die Gastronomie. Wir machen Fischerei im weitesten Sinne aber aus der Not heraus nicht mehr nur ausschließlich“, unterschiedliche Sparten würden unterschiedlich gut laufen. Unterm Strich könne er sagen, dass die Erwartungen für 2023 erfüllt worden seien und sogar etwas darüber liegen könnten, sagte der Geschäftsführer.
Das liege auch an der Treue der einheimischen Kunden und Touristen und an den Mitarbeitern. Zudem laufe das Fischkauf haus online sehr gut und sei nach der Eröffnung im ehemaligen Tomatentreibhaus mit einer Aquaponik-Anlage vor Ort ebenso gut angelaufen. Die gesunkene Gästezahl, die in diesem Jahr in M-V zu verzeichnen sei, könne so aufgefangen werden. Dass weniger Gäste in den Nordosten kommen, sei daran spürbar, dass es länger dauere, durch Storno freigewordene BettenKapazitäten neu zu belegen. Dass auch hier weniger Leute anstehen würden, werde mit mehr Fleiß und optimierten Prozessen aufgefangen, denn mit der Teichwirtschaft und in den Gewässern sei das Limit des Machbaren erreicht. Selbst wenn die Nachfrage steigen würde, die Produktion könne mit den vorhandenen Möglichkeiten und den Klimaveränderungen nicht hochgefahren werden.