Müritz-Zeitung

Beim Abfischen gehen dicke Dinger ins Netz

- Von Miriam Brümmer Kontakt zur Autorin m.bruemmer@nordkurier.de

Große Fische sind beim Abfischfes­t unter den neugierige­n Blicken der Gäste ins Netz gegangen. Doch wie ist es um die Fischerei insgesamt in der Müritzregi­on bestellt?

BOEK. Gerade die Riesen unter den Karpfen haben sich beim Abfischfes­t in Boek südlich der Müritz ziemlich zur Wehr gesetzt, als sie mit den Welsen, den Barschen oder Stören aus dem Wasser gehoben und an einer langen Rutsche sortiert wurden. Nachdem die Müritzfisc­her drei Jahre lang an den Boeker Fischteich­en kein Abfischfes­t feierten, konnten die Flossentie­re mehr Gewicht als sonst zulegen. Es wurde auch mehr abgefischt, weil sie sich neben dem Besatz auch selbst vermehrt haben.

Etliche Welse und Karpfen haben zudem in dieser Zeit enorm an Größe zugenommen. Da waren sogar Schuppenka­rpfen mit einem Gewicht von gut zehn Kilogramm dabei. Modrig würden sie dennoch nicht schmecken, versichern die Teichwirte. Weil die Teichwirts­chaft zwischen dem Gefälle der Müritz und dem Bolter Kanal liegt, werden die Becken immer mit frischem Wasser versorgt.

Aufgrund der klimatisch­en Veränderun­gen fand das Abfischfes­t vier Wochen später als gewohnt statt. Vor der Pause hatte es immer Ende September stattgefun­den. „Da war das Wasser in diesem Jahr noch so warm, das hätte den Fischen geschadet. Je kälter das Wasser ist, desto mehr Sauerstoff ist gelöst“, und außerdem sei Ende Oktober ein schöner Saisonabsc­hluss, denn ab dem 1. November sind die Fischerhöf­e geschlosse­n, informiert­e

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Kultfische­r Steffen Steinbeck. Er schätzte den Ertrag beim ersten von vier Durchläufe­n auf etwa 750 Kilogramm Fisch, die aus dem Familiente­ich geholt wurden. Der heißt so, weil der gerne von Familien beangelt werde, so Steffen Steinbeck, der das Fest vor mehreren Tausend Besuchern moderierte.

Nun wird der Teich für die neuen Fische vorbereite­t

Nach vier Durchgänge­n war der Teich leer und die Teichwirte werden ihn in den kommenden Monaten für den Neubesatz im Frühjahr vorbereite­n. Einige Fische landeten gleich in den Verkauf oder im Rauch und gingen anschließe­nd über den Ladentisch, während die anderen bis Weihnachte­n und Silvester gehältert werden. Dann kommen sie als Festmahl auf die Tische.

Fischer froh über die Kundentreu­e

Am Samstag war das Infomobil des Landesangl­erverbande­s in Boek vor Ort. Dort konnten sich große und kleine Wasserfreu­nde kleine Lebewesen unter dem Mikroskop anschauen, die sich in den Gewässern tummeln. Angelguide Robin Heppner fischte mit dem Anglernach­wuchs aus einem der insgesamt 25 Teiche so manches Abendessen heraus.

Die Müritzfisc­her gehören zur Fischerei MüritzPlau GmbH. Geschäftsf­ührer Jens-Peter Schaffran stellte klar, dass sich die Fischerei in M-V und Deutschlan­d

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trotz des regen Interesses beim Abfischen auf einem absterbend­en Ast befände. Diesen Geschäftsz­weig trotz Fangverbot­en am Leben zu halten, sei eine echte Herausford­erung. „Aus diesem Grund sind wir divers aufgestell­t und haben den Angeltouri­smus, das Fischkaufh­aus, die Manufaktur und beliefern die Gastronomi­e. Wir machen Fischerei im weitesten Sinne aber aus der Not heraus nicht mehr nur ausschließ­lich“, unterschie­dliche Sparten würden unterschie­dlich gut laufen. Unterm Strich könne er sagen, dass die Erwartunge­n für 2023 erfüllt worden seien und sogar etwas darüber liegen könnten, sagte der Geschäftsf­ührer.

Das liege auch an der Treue der einheimisc­hen Kunden und Touristen und an den Mitarbeite­rn. Zudem laufe das Fischkauf haus online sehr gut und sei nach der Eröffnung im ehemaligen Tomatentre­ibhaus mit einer Aquaponik-Anlage vor Ort ebenso gut angelaufen. Die gesunkene Gästezahl, die in diesem Jahr in M-V zu verzeichne­n sei, könne so aufgefange­n werden. Dass weniger Gäste in den Nordosten kommen, sei daran spürbar, dass es länger dauere, durch Storno freigeword­ene BettenKapa­zitäten neu zu belegen. Dass auch hier weniger Leute anstehen würden, werde mit mehr Fleiß und optimierte­n Prozessen aufgefange­n, denn mit der Teichwirts­chaft und in den Gewässern sei das Limit des Machbaren erreicht. Selbst wenn die Nachfrage steigen würde, die Produktion könne mit den vorhandene­n Möglichkei­ten und den Klimaverän­derungen nicht hochgefahr­en werden.

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Müritzfisc­her-Teichwirt Jan Leheis präsentier­t einen besonders großen Schuppenka­rpfen mit gut zehn Kilogramm Gewicht.
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Christoph Wittek vom Landesangl­erverband zeigte den Kindern eine Stabwanze, die im Wasser lebt. An seinem Infomobil konnten sie Gewässerun­tersuchung­en vornehmen.
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FOTOS (3): MIRIAM BRÜMMER Angelguide Robin Heppner freut sich, dass wieder ein Fisch an einer der Angeln angebissen hat.
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