Müritz-Zeitung

Verkehrspo­litiker reagieren zurückhalt­end auf Forderung nach einer Pkw-Maut

- Von Andreas Hoenig

Die „Wirtschaft­sweisen“haben die Einführung einer Pkw-Maut in Deutschlan­d vorgeschla­gen. Das stößt bei Politikern auf wenig Gegenliebe. Denn es gibt zu dem Thema eine besondere Vorgeschic­hte.

BERLIN – Verkehrspo­litiker im Bundestag haben zurückhalt­end bis ablehnend auf einen Vorschlag der „Wirtschaft­sweisen“über die Einführung einer Pkw-Maut in Deutschlan­d reagiert. „In der aktuellen wirtschaft­lich angespannt­en Lage wäre die Einführung einer Pkw-Maut eine zusätzlich­e Belastung und Zumutung für die Bürgerinne­n und Bürger“, sagte Bernd Reuther, verkehrspo­litischer Sprecher der FDPBundest­agsfraktio­n. „Es ist falsch, die Menschen in unserem Land für das Versagen der vergangene­n Regierung verantwort­lich zu machen.“

SPD-Fraktionsv­ize Detlef Müller sagte: „Die Anforderun­gen an unsere Infrastruk­tur sind mit Blick auf den wachsenden Verkehr und den hohen Sanierungs­bedarf enorm. Deswegen müssen wir kluge Formen der Finanzieru­ng künftig intensiv diskutiere­n. Das schließt neben vielen Modellen auch entfernung­sabhängige ein.

Maßgabe für solche Ideen bleibt, dass diese sozial ausgestalt­et sind und Mobilität insgesamt nicht teurer wird als eine Bemautung bisher.“Eine zweite PkwMaut nach CSU-Vorbild sei überhaupt keine Option und fatal gescheiter­t. „Denkbar und sinnvoll könnte hingegen eine EU-weit abgestimmt­e Lösung sein, das bleibt aber erst einmal Zukunftsmu­sik.“Thomas Bareiß, verkehrspo­litischer Sprecher der CDU/CSU-Bundestags­fraktion, sagte der, er halte nichts von einer PkwMaut-Diskussion. „Die Autofahrer sind ohnehin schon finanziell mehr denn je belastet und werden durch die rotgrüne Politik immer stärker geschröpft.“Vor allem im ländlichen Raum seien die Menschen auf das Auto angewiesen. „Die Autofahrer jetzt noch weiter mit einer PkwMaut zu belasten, wäre in dieser Lage sicherlich der falsche Weg.“

2019 war die Pkw-Maut gescheiter­t

Die „Wirtschaft­sweisen“hatten sich für die Einführung einer Pkw-Maut in Deutschlan­d ausgesproc­hen. In dem am Mittwoch vorgelegte­n Frühjahrsg­utachten heißt es, die Verkehrsin­frastruktu­r müsse modernisie­rt und ausgebaut werden. „Dafür sind höhere Infrastruk­turausgabe­n erforderli­ch, für die eine stärkere Nutzerfina­nzierung, beispielsw­eise eine fahrleistu­ngsabhängi­ge PkwMaut, herangezog­en werden sollte.“Da schwere Fahrzeuge die Infrastruk­tur stärker abnutzten als leichte Fahrzeuge, wäre eine Differenzi­erung nach Gewicht sinnvoll.

2019 war die geplante PkwMaut in Deutschlan­d — ein Prestigepr­ojekt der CSU in der damaligen Bundesregi­erung — vom Europäisch­en Gerichtsho­f als rechtswidr­ig gestoppt worden. Das Gericht erkannte eine Diskrimini­erung ausländisc­her Fahrzeugha­lter, da nur Fahrer aus dem Inland für die Maut voll bei der Kfz-Steuer entlastet werden sollten.

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FOTO: HENDRIK SCHMIDT Pkw-Maut, um die Straßen schneller auf Vordermann zu bringen? Die Fraktionen im Bundestag finden daran zurzeit keinen Gefallen.

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