Bluthochdruck natürlich senken
Fast jeder dritte Deutsche leidet unter Bluthochdruck – eine Krankheit, die schwerwiegende Folgen haben kann. Was nicht jeder weiß: Eine Änderung des Lebensstils kann helfen, zu hohe Werte in den Griff zu kriegen. Und macht manchmal sogar Medikamente über
Volkskrankheit Bluthochdruck: Allein in Deutschland leiden zwischen 20 und 30 Millionen Menschen unter der sogenannten Hypertonie. Weltweit ist ein Viertel der Bevölkerung betroffen, bis zum Jahr 2025 rechnen Experten mit einem Anstieg auf 29 Prozent. Das sind rund 1,5 Milliarden Menschen. Alarmierende Zahlen, denn bereits heute ist Bluthochdruck der Risikofak- tor Nummer eins für Herz-kreislauf-, Gefäß- und Nierenerkrankungen. Und verantwortlich für immer mehr Todesfälle, etwa durch Herzinfarkte oder Schlaganfälle. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) bezeichnet Hypertonie gar als weltweit größte Gesundheitsgefahr.
Erhöhter Blutdruck ist eine Wohlstandskrankheit
Und daran ist insbesondere unser Lebensstil schuld. Denn gut 90 Prozent aller Fälle von Bluthochdruck hängen eng mit dem Lebenswandel zusammen. „Es ist schon eine Form von Wohlstandserkrankung“, sagt auch Professor Bernhard Krämer, Direktor der auf Bluthochdruck spezialisierten V. Medizinischen Klinik der Uniklinik Mannheim und Vorstandsvorsit- zender der Deutschen Hochdruckliga e.v.. „Überge- wicht wird in vielen Ländern zunehmend zu einem Problem, wir ernähren uns ungesund, bewegen uns zu wenig, sind oft gestresst. All das sind nachgewie- sene Faktoren, die Bluthochdruck fördern.“
50 Prozent der Herzinfarkte und Schlaganfälle wären vermeidbar
Auch das Alter spielt eine Rolle: Drei von vier Men- schen zwischen 70 und 79 Jahren sind betroffen. Da es keine klassischen Symptome oder Beschwer- den gibt, bemerken viele Betroffene die Krankheit lange Zeit nicht. Doch sie belastet auf Dauer das Herz und andere Organe – und beschleunigt den
PLUS SECHS LECKERE REZEPTE
Die Ernährung spielt eine wichtige Rolle bei der Regulierung des Blutdrucks. Sechs gesunde Gerichte, die senkend wirken. Seite 104
Alterungsprozess der Gefäße. „Heimlicher Killer“ wird Bluthochdruck deshalb auch genannt. Fünfzig Prozent der Herzinfarkte und Schlaganfälle wären vermeidbar, wenn rechtzeitig etwas gegen zu hohe Werte unternommen würde, sagen Experten. Auch Professor Krämer empfiehlt jedem den regelmäßigen Check beim Arzt. „Dann kann man bei erhöhten Werten direkt gezielt gegensteuern. Und das Risiko für Folgeerkrankungen deutlich reduzieren.“
Die mediterrane Küche wirkt sich günstig aus
Eine Behandlung schlägt in der Regel gut an und muss längst nicht immer mit Medikamenten erfol- gen. „Eines der effektivsten Mittel gegen Bluthoch- druck ist ein gesunder Lebensstil“, sagt Professor Krämer. Gewicht, Ernährung, Bewegung und Stress- management sind die Stellschrauben, an denen es zu drehen gilt, um einen zu hohen Blutdruck in den Griff zu bekommen – oder ihn gar nicht erst entste- hen zu lassen. Konkret heißt das: Möglichst wenig Alkohol trinken, nicht rauchen und wer übergewich- tig ist, muss abnehmen. Eine gesunde, an die medi- terrane Küche angelehnte Ernährung hilft, den Blut-
druck zu senken. Viel frisches Obst und Gemüse, wenig tierische Fette und vor allem wenig Salz sollten auf dem Speiseplan stehen (siehe Tipps unten). „Gerade der hohe Kochsalzkonsum ist ein Riesen- problem für den Blutdruck“, betont Professor Krämer. 10–15 Gramm Kochsalz nimmt jeder von uns im Schnitt pro Tag zu sich. Empfohlen werden fünf bis sechs Gramm. Und diese Menge erreicht man schnell: Kochsalz versteckt sich in Brot, Wurstwaren und Käse, besonders in Fertiggerichten und Fast Food. „Wer einen zu hohen Blutdruck hat, sollte Salz konsequent aus dem Haus verbannen und nicht
zusätzlich damit würzen“, rät Krämer. Als Alternative beim Kochen eignen sich frische Kräuter. Auch sie geben Geschmack, sind aber viel gesünder. Neben der Ernährung ist das Thema Bewegung ent- scheidend. Ein regelmäßiges Ausdauertraining kann nachweislich einen erhöhten Blutdruck senken. Ge- eignet sind vor allem moderate Sportarten wie Wal- ken, Schwimmen oder Fahrradfahren. Zu schwere Gewichte stemmen sollten Bluthochdruckpatienten hingegen nicht. „Maximale Kraftanstrengungen kön- nen das Herz-kreislauf-system überlasten“, erklärt Krämer. „Hier muss man unter Umständen vorsichtig sein und Rücksprache mit dem Arzt halten.“
Eine langfristige Umstellung des Lebensstils lohnt sich
Wer mit Sport beginnt, erzielt gleich noch einen wertvollen Zusatzeffekt: Er schafft einen Ausgleich zum stressigen Alltag. Denn auch hier liegt eine der Ursachen für zu hohe Blutdruckwerte. „Stress ist ganz klar ein Risikofaktor“, sagt auch Professor Krä- mer. „Man kann ihn nur oft gar nicht einfach so ab- stellen. Wichtig ist es daher zu lernen, mit ihm umzu- gehen.“Also Strategien zu entwickeln, mit denen man zur Ruhe kommt. Neben Sport können das als Ausgleich auch Muskelentspannungsübungen, auto- genes Training, Meditation oder Yoga sein (siehe Sei- te 100). „Leicht ist es natürlich nicht, das Leben ein- mal komplett umzukrempeln und das dann auch durchzuhalten“, räumt Krämer ein. Wem der Umstieg allein zu schwierig ist, der kann sich Hilfe suchen: Viele Krankenkassen bezuschussen Raucherentwöh- nungsprogramme, Sportkurse oder auch eine Ernäh-
rungsberatung.
„Es lohnt sich wirklich, es zu versuchen“, motiviert Krämer. „Eine langfristige Umstellung des Lebens- stils reguliert Blutdruckwerte oft wieder auf ein Nor- malniveau. Und macht die Gabe von blutdrucksen- kenden Medikamenten dann komplett überflüssig.“