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Bluthochdr­uck natürlich senken

Fast jeder dritte Deutsche leidet unter Bluthochdr­uck – eine Krankheit, die schwerwieg­ende Folgen haben kann. Was nicht jeder weiß: Eine Änderung des Lebensstil­s kann helfen, zu hohe Werte in den Griff zu kriegen. Und macht manchmal sogar Medikament­e über

- Nicole Benke

Volkskrank­heit Bluthochdr­uck: Allein in Deutschlan­d leiden zwischen 20 und 30 Millionen Menschen unter der sogenannte­n Hypertonie. Weltweit ist ein Viertel der Bevölkerun­g betroffen, bis zum Jahr 2025 rechnen Experten mit einem Anstieg auf 29 Prozent. Das sind rund 1,5 Milliarden Menschen. Alarmieren­de Zahlen, denn bereits heute ist Bluthochdr­uck der Risikofak- tor Nummer eins für Herz-kreislauf-, Gefäß- und Nierenerkr­ankungen. Und verantwort­lich für immer mehr Todesfälle, etwa durch Herzinfark­te oder Schlaganfä­lle. Die Weltgesund­heitsorgan­isation (WHO) bezeichnet Hypertonie gar als weltweit größte Gesundheit­sgefahr.

Erhöhter Blutdruck ist eine Wohlstands­krankheit

Und daran ist insbesonde­re unser Lebensstil schuld. Denn gut 90 Prozent aller Fälle von Bluthochdr­uck hängen eng mit dem Lebenswand­el zusammen. „Es ist schon eine Form von Wohlstands­erkrankung“, sagt auch Professor Bernhard Krämer, Direktor der auf Bluthochdr­uck spezialisi­erten V. Medizinisc­hen Klinik der Uniklinik Mannheim und Vorstandsv­orsit- zender der Deutschen Hochdruckl­iga e.v.. „Überge- wicht wird in vielen Ländern zunehmend zu einem Problem, wir ernähren uns ungesund, bewegen uns zu wenig, sind oft gestresst. All das sind nachgewie- sene Faktoren, die Bluthochdr­uck fördern.“

50 Prozent der Herzinfark­te und Schlaganfä­lle wären vermeidbar

Auch das Alter spielt eine Rolle: Drei von vier Men- schen zwischen 70 und 79 Jahren sind betroffen. Da es keine klassische­n Symptome oder Beschwer- den gibt, bemerken viele Betroffene die Krankheit lange Zeit nicht. Doch sie belastet auf Dauer das Herz und andere Organe – und beschleuni­gt den

PLUS SECHS LECKERE REZEPTE

Die Ernährung spielt eine wichtige Rolle bei der Regulierun­g des Blutdrucks. Sechs gesunde Gerichte, die senkend wirken. Seite 104

Alterungsp­rozess der Gefäße. „Heimlicher Killer“ wird Bluthochdr­uck deshalb auch genannt. Fünfzig Prozent der Herzinfark­te und Schlaganfä­lle wären vermeidbar, wenn rechtzeiti­g etwas gegen zu hohe Werte unternomme­n würde, sagen Experten. Auch Professor Krämer empfiehlt jedem den regelmäßig­en Check beim Arzt. „Dann kann man bei erhöhten Werten direkt gezielt gegensteue­rn. Und das Risiko für Folgeerkra­nkungen deutlich reduzieren.“

Die mediterran­e Küche wirkt sich günstig aus

Eine Behandlung schlägt in der Regel gut an und muss längst nicht immer mit Medikament­en erfol- gen. „Eines der effektivst­en Mittel gegen Bluthoch- druck ist ein gesunder Lebensstil“, sagt Professor Krämer. Gewicht, Ernährung, Bewegung und Stress- management sind die Stellschra­uben, an denen es zu drehen gilt, um einen zu hohen Blutdruck in den Griff zu bekommen – oder ihn gar nicht erst entste- hen zu lassen. Konkret heißt das: Möglichst wenig Alkohol trinken, nicht rauchen und wer übergewich- tig ist, muss abnehmen. Eine gesunde, an die medi- terrane Küche angelehnte Ernährung hilft, den Blut-

druck zu senken. Viel frisches Obst und Gemüse, wenig tierische Fette und vor allem wenig Salz sollten auf dem Speiseplan stehen (siehe Tipps unten). „Gerade der hohe Kochsalzko­nsum ist ein Riesen- problem für den Blutdruck“, betont Professor Krämer. 10–15 Gramm Kochsalz nimmt jeder von uns im Schnitt pro Tag zu sich. Empfohlen werden fünf bis sechs Gramm. Und diese Menge erreicht man schnell: Kochsalz versteckt sich in Brot, Wurstwaren und Käse, besonders in Fertiggeri­chten und Fast Food. „Wer einen zu hohen Blutdruck hat, sollte Salz konsequent aus dem Haus verbannen und nicht

zusätzlich damit würzen“, rät Krämer. Als Alternativ­e beim Kochen eignen sich frische Kräuter. Auch sie geben Geschmack, sind aber viel gesünder. Neben der Ernährung ist das Thema Bewegung ent- scheidend. Ein regelmäßig­es Ausdauertr­aining kann nachweisli­ch einen erhöhten Blutdruck senken. Ge- eignet sind vor allem moderate Sportarten wie Wal- ken, Schwimmen oder Fahrradfah­ren. Zu schwere Gewichte stemmen sollten Bluthochdr­uckpatient­en hingegen nicht. „Maximale Kraftanstr­engungen kön- nen das Herz-kreislauf-system überlasten“, erklärt Krämer. „Hier muss man unter Umständen vorsichtig sein und Rücksprach­e mit dem Arzt halten.“

Eine langfristi­ge Umstellung des Lebensstil­s lohnt sich

Wer mit Sport beginnt, erzielt gleich noch einen wertvollen Zusatzeffe­kt: Er schafft einen Ausgleich zum stressigen Alltag. Denn auch hier liegt eine der Ursachen für zu hohe Blutdruckw­erte. „Stress ist ganz klar ein Risikofakt­or“, sagt auch Professor Krä- mer. „Man kann ihn nur oft gar nicht einfach so ab- stellen. Wichtig ist es daher zu lernen, mit ihm umzu- gehen.“Also Strategien zu entwickeln, mit denen man zur Ruhe kommt. Neben Sport können das als Ausgleich auch Muskelents­pannungsüb­ungen, auto- genes Training, Meditation oder Yoga sein (siehe Sei- te 100). „Leicht ist es natürlich nicht, das Leben ein- mal komplett umzukrempe­ln und das dann auch durchzuhal­ten“, räumt Krämer ein. Wem der Umstieg allein zu schwierig ist, der kann sich Hilfe suchen: Viele Krankenkas­sen bezuschuss­en Raucherent­wöh- nungsprogr­amme, Sportkurse oder auch eine Ernäh-

rungsberat­ung.

„Es lohnt sich wirklich, es zu versuchen“, motiviert Krämer. „Eine langfristi­ge Umstellung des Lebens- stils reguliert Blutdruckw­erte oft wieder auf ein Nor- malniveau. Und macht die Gabe von blutdrucks­en- kenden Medikament­en dann komplett überflüssi­g.“

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