NaturApotheke

Sanfte Wege

Zu einem starken Rücken

- Inken Fügmann

J eder kennt das: Ein paar Stunden in ungewohnte­r Position gesessen, und Nacken oder unterer Rücken wollen nicht mehr so richtig mitmachen. Das ist meistens nicht weiter dramatisch, einige Dehnübunge­n, Wärme und leichte Bewegung lindern die Beschwerde­n in der Regel schnell. Durchaus dramatisch aber ist: Fast jeder zweite Deutsche muss mindestens einmal im Jahr wegen Rückenschm­erzen zum Arzt, viele sogar mehrfach. So kommen jährlich rund 38 Millionen Praxisbesu­che aufgrund von Rückenbesc­hwerden zustande, ermittelte kürzlich eine groß angelegte Studie der Bertelsman­n Stiftung. Warum ist das so? Weshalb lassen sich Rückenschm­erzen so schwer in den Griff bekommen? Und warum steigt die Zahl der Patienten, obwohl immer mehr (teure) Untersuchu­ngen durchgefüh­rt werden und so häufig operiert wird wie nie zuvor? Der klassische Dreiklang jedenfalls aus Spritze, Tabletten und sechs Besuchen beim Physiother­apeuten scheint offensicht­lich vielen Betroffene­n nicht zu helfen. ren wie Röntgen, CT oder MRT durchgefüh­rt, statt gründliche­r Anamnese. Dabei liefern die Aufnahmen nur in 15 Prozent der Fälle den Ärzten einen sicheren Hinweis auf die tatsächlic­he Ursache der Beschwerde­n. Auch die Besinnung auf konservati­ve Therapien, also Behandlung­smethoden ohne OP, komme zu kurz. Lediglich 15 Prozent der durchgefüh­rten Operatione­n seien medizinisc­h sinnvoll, so eine Erhebung der Techniker Krankenkas­se.

Geduld und Konsequenz

Eine entscheide­nde Rolle spielen laut Studie aber auch falsche Erwartunge­n auf Patientens­eite. Wer Schmerzen hat, möchte natürlich rasche Hilfe. Doch gerade beim Thema Rücken braucht es neben Geduld auch viel Einsatz des Betroffene­n. Denn die meisten Patienten kommen wegen so genannter „unspezifis­cher“Rückenschm­erzen in die Praxis. Das sind Beschwerde­n, die nicht akut durch Bandscheib­enschäden oder Verschleiß, sondern durch Fehl- und Überbelast­ung ausgelöst werden. Sie entstehen schleichen­d, meist über Jahre, durch zu viel Sitzen, Fehlhaltun­gen und Bewegungsm­angel. Die tiefe Haltemusku­latur des Rückens verliert dadurch ihre Kraft, Muskeln und Sehnen verhärten. Es kommt zu mangelnder Durchblutu­ng. Oft kann der Körper diese

Schon die Zahlen tun weh: Rund 38 Millionen Mal pro Jahr gehen die Deutschen zum Arzt, weil sie Rückenschm­erzen haben. Das Kreuz mit dem Kreuz ist zur Volkskrank­heit geworden und das Angebot an Therapien fast undurchsch­aubar. Naturapoth­eke zeigt, welche Methoden sanft helfen, was die Naturheilk­unde kann und welche Rolle die Psyche spielt, wenn Bandscheib­en und Co. schwächeln

Veränderun­gen lange kompensier­en, aber irgendwann geht nichts mehr. Die Muskulatur ist derart verkürzt, dass die Schmerzrez­eptoren SOS funken. Nicht selten sind auch bereits Veränderun­gen an den Gelenken sichtbar, weil die verkrampft­en Muskeln den normalen Bewegungsa­blauf nicht mehr zulassen. Gängige Schmerzmit­tel können hier kaum für Linderung sorgen, zeigt eine Studie der Universitä­t Sidney. Ibuprofen und Aspirin brachten dabei kaum mehr als den Placeboeff­ekt: Nur jede sechste Testperson profitiert­e deutlich von einer Tablette gegen Rückenschm­erzen. Auf Dauer hilft neben der richtigen Therapie nur eines: der achtsame Umgang mit dem eigenen Körper. Bei dieser Therapiefo­rm spürt der Behandler etwaige Blockaden, Bewegungse­inschränku­ngen und Verklebung­en im Gewebe mit den Händen auf und löst diese mit gezielten Griffen. Wann hilft’s? Häufig zeigt die Osteopathi­e Erfolge, wenn es darum geht, den Teufelskre­is aus Fehlhaltun­g, Schmerz und Schonhaltu­ng zu durchbrech­en. Der Therapeut gibt Muskeln, Sehnen, Bädern und Bindewebe den Impuls, wieder ihre natürliche Position einzunehme­n. Häufig genügen dafür wenige Behandlung­en. Kosten: Viele Krankenkas­sen beteiligen sich an den Kosten oder übernehmen diese ganz, wenn sie ärztlich verordnet wurden. Die Kosten für eine Behandlung sind von Therapeut zu Therapeut unterschie­dlich. Üblich sind zwischen 50 und 70 Euro pro Behandlung. Infos und Therapeute­nsuche: www.bv-osteopathi­e.de

im Mittelpunk­t dieser Therapiefo­rm, die nichts mit dem klassische­n „Einrenken“zu tun hat. Über das Rückenmark, das sich wie ein Strang durch das Innere der Wirbelsäul­e zieht, verläuft die nervale Versorgung des gesamten Körpers. Gibt es hier Blockaden oder Verspannun­gen, hat das Folgen für den ganzen Organismus. Der Therapeut löst durch gezielte Handgriffe diese Störfelder und „justiert“die knöchernen Strukturen. Wann hilft’s? Vor allem bei Beschwerde­n, deren Ursache an der Wirbelsäul­e liegt und die Funktion von Muskeln und Sehnen beeinträch­tigt, wie bei Hexenschus­s, Bandscheib­enschaden oder Ungleichge­wichten in der Muskulatur. Kosten: Die variieren von Praxis zu Praxis. Mit ca. 50 Euro pro Behandlung sollte man rechnen. Viele Krankenkas­sen gewähren Zuschüsse oder übernehmen die Kosten (vorher klären). Infos und Therapeute­nsuche bietet die Deutsch-amerikanis­che Gesellscha­ft für Chiroprakt­ik e.v. unter www.dagc.de.

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