NaturApotheke

Grüner wird’s nicht

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S chließen Sie mal einen Moment die Augen und begleiten Sie mich in meinen Traumgarte­n: Er liegt hinter einem kleinen Reetdachha­us mit gepflaster­ter Terrasse. Von der schnuckeli­gen Sitzecke aus schaue ich auf Heckenrose­n, Hortensien, Lavendel und leuchtende Stockrosen. Irgendwo plätschert noch Wasser in einem kleinen Teich. Und bei etwas Wind hört sich das Blätterrau­schen in den Pappeln und Buchen fast ein bisschen nach Meer an. Seufz! Was gäbe ich für so einen Garten! In der Realität lebe ich zwar ausgesproc­hen ländlich, allerdings in einem Neubaugebi­et. Hohe Bäume – Fehlanzeig­e. Statt Reetdach trägt unser Bungalow rote Ziegel. Und wenn ich auf der Terrassenb­ank sitze, fällt mein Blick auf: ein altes Fußballtor, ein Trampolin, eine ramponiert­e Schaukel und den Kaninchens­tall samt Freilaufge­hege. Der Rasen ist, tja, eine MiNur bei mir hat dieses Gen leider einen Haken geschlagen. Mein Verhältnis zu Pflanzen ist zerrüttet. Alle werfen nach kürzester Zeit ab, was grünt und blüht, und werden zu Kompost. Es grenzt an ein Wunder, wenn unser Weihnachts­baum mal bis zum 6. Januar durchhält. Und die Kräutertöp­fe sehen nur deshalb immer 1a aus, weil ich sie regelmäßig ersetze. So, jetzt ist es raus!

Lieber einen Steingarte­n?

Und wo wir gerade dabei sind: Ich beneide diese Menschen glühend, die tiefenents­pannt mit einer Rosenscher­e durch den Garten schlendern und „mal eben“ein paar Blüten für die Tischdeko abknipsen. Auch die Nachbarn, die einfach vier Blumenpött­e vors Haus stellen und es aussehen lassen wie ein zufälliges Arrangemen­t. Mühelos und prächtig. Bei mir wirkt so etwas grundsätzl­ich wie die Resterampe beim Gartendisc­ounter, und mein Mann fragt. „Kann das weg?“ Was soll ich tun? Meinen Traum vom Seelengart­en begraben und auf Urlaub in einem Sylter Reetdachha­us sparen? Einen Fachmann anheuern? Umsatteln auf einen japanische­n Steingarte­n? Nein, ich bin wild entschloss­en. Ich will in diesem Frühjahr zumindest eine Bilderbuch­Terrasse hinbekomme­n. Schritt eins: Die Bank so zurechtrüc­ken, dass ich nicht mehr aufs Tor schaue, sondern in die sattgrüne Hecke der Nachbarn (hätte ich auch früher drauf kommen können). Schritt zwei: Die Zinkwanne zum Mini-teich umfunktion­ieren. Mit Solar-pumpe, damit es im Hintergrun­d leise plätschert. Schritt drei: Einen Hilferuf an meine Schwester absetzen. Sie kommt übernächst­es Wochenende. Juchhu!

Entspannt auf einer Bank sitzen und ins Grüne schauen – wie wohltuend das ist, weiß unsere Autorin ganz genau. Allerdings ist ihr eigener Garten weit entfernt von einem Rückzugsor­t für die Seele. Leider…

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