NaturApotheke

Blut und Liebe

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Über das Heidekraut wurde gemunkelt, dass es aus dem Blut von in einer Schlacht gefallenen Kriegern gewachsen sein soll. In diesem Mythos steckt sogar ein Funke Wahrheit: Das Kraut fühlt sich auf offenem Gelände wohl – und solche Heidelands­chaften eigneten sich gut für die Austragung von Schlachten. Generell galt Heidekraut als Glücksbrin­ger und diente der Wunscherfü­llung. Apropos: Im 17. Jahrhunder­t wurde der Glaube verbreitet, dass Wegerich Liebe herbeizaub­ern soll. Dafür wurde am Johannista­g (24. Juni) Wegerich gesammelt, pulverisie­rt, mit 2 Tropfen Weihwasser in eine Gänsefeder gefüllt und mit Wachs verstopft. Wer diesen Talisman bei sich trug, so heißt es, wurde geliebt. Die Äbtissin Hildegard von Bingen sah die andere Seite der Medaille: Sie erkannt im Wegerich ein sehr wirkungsvo­lles Mittel gegen angezauber­te Liebe. Wer gegen seinen Willen einen Liebestran­k verschluck­t hatte und es rechtzeiti­g bemerkte, dem konnte Wegerich als starker Einlauf verabreich­t werden. Kräuter wie Gundermann und Augentrost wurden im Mittelalte­r genutzt, um hellsichti­g zu machen. Wer in der Walpurgisn­acht einen Kranz aus Gundermann trug, konnte alle wahren Hexen erkennen. Dieselbe Wirkung sollen Räucherung­en mit Augentrost erzielt haben. Dieser war außerdem eine Orakelpfla­nze: Wenn er besonders üppig blühte, konnte man einen zeitigen, strengen Winter erwarten. Außerdem wurde der Glaube verbreitet, dass ein Strauß Quendel oder Malve im Haus vor Blitzschlä­gen und Katastroph­en schützt. Alpenrosen konnten der Sage nach Goldadern anzeigen und, so hoffte man zumindest, ein Bad in Frauen- oder Silbermant­el verloren gegangene Jungfräuli­chkeit wieder herstellen. Und wer schließlic­h an den Storch glaubte, griff zu Storchschn­abel – auf dass sein Kinderwuns­ch erfüllt werde.

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